Formel 1 in Südkorea:Sebastian Vettel pfeift drauf

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Vierter Sieg in Serie: Vettel in Südkorea (Foto: REUTERS)

Die Zuschauer langweilen sich wegen seiner Dominanz, die Fahrer murren - und wie reagiert Sebastian Vettel? Der 26-Jährige gewinnt den Großen Preis von Südkorea derart überlegen, dass er bereits in der kommenden Woche Weltmeister werden könnte.

Von Lisa Sonnabend

Die Entscheidung fiel im letzten Saisonrennen. Der Tüftler Niki Lauda war nach seinem furchtbaren Unfall eben erst an die Rennstrecke zurückgekehrt, er führte in der WM-Wertung, jedoch nur noch äußerst knapp. Sein großer Rivale James Hunt, ein Lebemann, machte beim Großen Preis von Japan Platz um Platz gut - und gewann schließlich den WM-Titel mit nur einem Punkt Vorsprung. Die Formel-1-Saison 1976 war die wohl spannendste der Geschichte, nun ist sie verfilmt worden, "Rush" ist in dieser Woche im angelaufen. 2013 - 37 Jahre später - zeigt sich ein komplett anderes Bild.

Zum Rennen in Südkorea an diesem Sonntagmorgen trat Sebastian Vettel mit 60 WM-Punkten Vorsprung an, die vergangenen beiden Rennen hier in Yeongam hatte er gewinnen können - und der Heppenheimer durfte diesmal auch noch ganz vorne von der Pole Position beginnen. Was sollte da noch schief gehen? Die einzigen verbliebenen spannenden Fragen schienen zu lauten: Beginnt es zu regnen? Und wie geht Vettel damit um, dass einige Fahrer sich in den vergangenen Tagen ein wenig despektierlich über ihn geäußert haben und die Zuschauer ihn wegen seiner Überlegenheit auspfiffen?

Die Fragen waren schnell beantwortet. Es setzte kein Regen ein, was über ihn gesagt und geschrieben wird, interessiert Vettel offenbar nicht, denn er gab die Führung nicht her - und gewann das vierte Rennen in Serie. Dahinter landeten die Lotus-Fahrer Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Vierter wurde überraschend Nico Hülkenberg vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Vettel baute seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 77 Punkte aus, bereits kommende Woche in Japan könnte sich Vettel nun den WM-Titel sichern. "Es ist fantastisch gelaufen. Ich liebe meine Arbeit und genieße den Moment", sagte Vettel auf dem Siegerpodest.

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Sebastian Vettel gewinnt auch den Großen Preis von Südkorea - sein vierter Sieg in Folge. Räikkönen wird zweiter, Alonso und Hamilton kommen abgeschlagen ins Ziel. Der WM-Titel ist Vettel nun wohl nicht mehr zu nehmen.

Der Start in Yeongam brachte keine Überraschungen. Vettel behielt die Führung, der von Platz fünf losfahrende Fernando Alonso kam mal wieder gut weg und schob sich bereits in der ersten Kurve neben Mercedes-Fahrer Nico Rosberg, doch der Deutsche ließ ihn nicht vorbei. Wenige Sekunden später, in Kurve drei, wurde es dann richtig turbulent. Romain Grosjean überholte Lewis Hamilton - und übernahm die Rolle als erster Vettel-Verfolger. In derselben Kurve kam Ferrari-Pilot Felipe Massa von der Strecke ab, drehte sich - und behinderte zahlreiche Fahrer. Adrian Sutil und Jenson Button klagten daraufhin über Probleme am Frontflügel, Massa fiel auch den vorletzten Platz zurück. Keine gute Ausgangssituation für den Teamkollegen Alonso, er war in der Folge auf sich alleine gestellt.

In der neunten Runde beharkte Kimi Räikkönen Alonso und überholte den Spanier schließlich - eine deutliche Ansage an den Teamkollegen der kommenden Saison. Der Ferrari war an diesem Sonntag zunächst langsam, Alonso wirkte einmal mehr unzufrieden, erst nach dem Wechsel auf die Medium-Reifen schienen die Probleme im Griff zu sein.

An der Spitze fuhr währenddessen unverändert Vettel. Nach der zehnten Runde stoppte Grosjean in der Box, Vettel ließ eine Runde später neue Reifen aufziehen und bog drei Sekunden vor dem Franzosen wieder auf der Strecke ein. Zur Hälfte des Rennens hatte Vettel den Vorsprung auf vier Sekunden ausgebaut. Die Red-Bull-Mitarbeiter waren zufrieden mit ihm, sie hatten nur eine Warnung für den Heppenheimer: "Pass auf mit den Langsamen", hieß es über Funk. Doch auch die Marussia-Fahrer überholte Vettel, ohne Zeit zu verlieren.

Spannende Szenen gab es in Yeongam allerdings im Verfolgerfeld. Sauber-Pilot Nico Hülkenberg zeigte ein starkes Rennen und wehrte zahlreiche Attacken von Alonso ab. In der 29. Runde brach Rosbergs Frontflügel, fast 23 Sekunden benötigten die Mechaniker, um einen neuen zu montieren - der Mercedes-Pilot fiel weit zurück.

Zwei Runden später ein erneuter Zwischenfall: Nach einem Reifenschaden von Sergio Perez lagen Gummiteile auf der Bahn, das Safety Car musste auf die Strecke. Die Fahrer nutzten dies für den letzten Reifenwechsel. Die Folge war natürlich auch: Der Vorsprung von Vettel schmolz - Grosjean, Räikkönen und Hamilton konnten sich nun direkt hinter dem WM-Führenden einreihen.

Als die Strecke wieder frei gegeben wurde, schob sich Räikkönen an Teamkollege Grosjean vorbei - und es kam sogleich zur nächsten turbulenten Szene. Sutil drehte sich in der Kurve, Vettels Teamkollege Webber konnte nicht ausweichen und kam von der Strecke ab. Der Wagen fing Feuer, enttäuscht schälte sich Webber aus dem Cockpit, es war der zweite Ausfall in Folge für den Australier. Erneut kam das Safety Car auf die Strecke.

Diesmal verlief der Re-Start ruhiger. Vettel konnte sich nach und nach weiter absetzen vor den Lotus-Fahrern. Hülkenberg hielt währenddessen den vierten Rang vor dem attackierenden Hamilton, dahinter versuchte wiederum Alonso, ein Überholmanöver zu starten. So einseitig das Rennen an der Spitze war, umso spannender war es im Mittelfeld.

Vettel fuhr das Rennen souverän zu Ende. Mit 4,2 Sekunden Vorsprung auf Räikkönen kam er nach 55 Runden über die Ziellinie. Sauber-Fahrer Hülkenberg sicherte sich überraschend den vierten Rang. Seinem Ziel, in der kommenden Saison bei einem der großen Rennställe anzuheuern, dürfte er spätestens nach dieser beeindruckenden Vorstellung nichts mehr im Wege stehen.

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"Thank you, yes", rief Vettel über Funk seinem Team zu und reckte auf der Ehrenrunde den Zeigefinger aus dem Cockpit. Er wusste: Den WM-Titel wird ihm nun wohl niemand mehr nehmen können. Noch fünf Rennen stehen an, doch bereits kommende Woche in Japan kann der 26-Jährige die Weltmeisterschaft sichern, seine vierte in Serie. Und zwar dann, wenn Vettel erneut gewinnt und Alonso nicht über Platz neun hinauskommt.

Die Zuschauer in Südkorea klatschten artig, wenn auch eher reserviert. Pfiffe waren diesmal keine zu hören. Übermütig spritzte Vettel mit dem Champagner und war in Gedanken bereits beim nächsten Rennen: "Ich finde, es ist die beste Strecke der Welt, die Fans sind komplett verrückt - und zwar auf eine gute Art und Weise", sagte Vettel. "Es wird ein großartiges Rennen werden." Es klang so, als wolle er bereits in Japan den WM-Titel holen.

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