Formel 1 in China:Rosberg holt ersten Sieg seiner Karriere

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"Das war ein perfektes Wochenende": 111 Rennen musste er warten, jetzt gewinnt Nico Rosberg das erste Formel-1-Rennen seiner Karriere. Bis zum ersten Boxenstopp ist Mercedes sogar auf Kurs zu einem Doppelerfolg, dann scheidet Michael Schumacher nach einem Fehler der Boxencrew aus. Sebastian Vettel fährt nach hartem Kampf noch auf Rang fünf.

Nico Rosberg hat durch seinen ersten Sieg im 111. Formel-1-Rennen einen historischen Triumph für Mercedes eingefahren: Der Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg, der schon in den vergangenen beiden Jahren in Shanghai geführt hatte, wurde nach seiner ersten Pole Position am Samstag zum ersten Silberpfeil-Sieger seit Juan Manuel Fangio und schrie anschließend ausgelassen seine Freude durch den Boxenfunk.

Riesenjubel bei Mercedes: Nico Rosberg (Mitte) gewinnt den ersten Großen Preis in der Formel 1 seiner Karriere. (Foto: REUTERS)

"Nico hat einen super Job gemacht. Er war echt dominant, oder?", sagte ein sichtlich gerührter Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: "Der war das ganze Wochenende drauf wie das Messer!" Als er Rosberg im Parc fermé gratulierte, standen Haug noch Tränen in den Augen.

Den letzten Sieg für Mercedes hatte der fünfmalige Weltmeister Fangio am 11. September 1955 in Monza gefeiert - 20.671 Tage vor Rosberg, der als siebter deutscher Fahrer einen Grand Prix gewann. Der nur von Platz elf gestartete und anschließend sogar noch zurückgefallene Sebastian Vettel hatte mit einer starken Aufholjagd bis auf Rang zwei Träume von einem deutschen Doppelsieg geschürt, wurde dann aber in den letzten Runden mit abbauenden Reifen doch noch auf Rang fünf durchgereicht.

"Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin sehr glücklich. Es war eine lange Zeit für mich und auch das Team. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich heute so schnell sein würde", sagte Rosberg. Michael Schumacher bejubelte am Kommandostand den Sieg des Teamkollegen, das eigene Abschneiden sorgte aber für Frust: Der Rekordweltmeister, von Rang zwei aus ins Rennen gegangen, hatte diesen bis zum ersten Boxenstopp nach zwölf Runden erfolgreich verteidigt, wenige Meter später musste er sein Auto aber in der Wiese abstellen. Das Team hatte Schumacher schon wieder auf die Strecke geschickt, obwohl ein Mechaniker das rechte Vorderrad noch gar nicht festgeschraubt hatte.

Schumacher hat "ein gutes Gefühl"

Statt dem Mechaniker aber einen Vorwurf zu machen, kündigte Schumacher an, "ihn nachher mal kräftig zu drücken". Der Mechaniker hatte noch energisch Handzeichen gegeben, um Schumacher aufzuhalten, doch der war bereits losgefahren. Mit Blick auf die kommenden Rennen gab sich Schumacher kämpferisch: "Wir haben die Fragezeichen was Konstanz und Tempo betrifft ausgeräumt und können mit einem guten Gefühl nach Bahrain fahren."

Nach dem Start deutete zuerst vieles auf einen möglichen Doppelsieg für Mercedes hin. Vor allem Rosberg kam glänzend weg, Schumacher konnte Platz zwei absichern. Vettel startete von dem ohnehin schon schlechtesten Startplatz seit zweieinhalb Jahren auch noch schwach. Nach der ersten Kurve war er nur noch 15., nach Ende des ersten Umlaufs hatte er bereits 8,8 Sekunden Rückstand auf Rosberg.

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Als erster Verfolger der Silberpfeile positionierte sich der von Rang fünf ins Rennen gegangene Jenson Button. Der Brite hielt sich zwar in Schlagdistanz zu Schumacher, angreifen konnte er den Deutschen jedoch nicht. Rosberg nutzte die freie Fahrt an der Spitze und hatte nach zwölf Runden schon 6,8 Sekunden zwischen sich und den Rekordweltmeister gebracht.

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Die Top-Teams der Formel 1 haben ihre Rennwagen für die kommenende Saison präsentiert: Michael Schumacher und Mercedes haben sich dabei viel Zeit gelassen, bei Ferrari begeistert man sich an der Hässlichkeit des Fahrzeugs - und Sebastian Vettel sucht noch nach einem Spitznamen für sein Gefährt.

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In Runde 13 kam dann Schumacher an die Box und leitete damit ein frühes Ende seines Rennens ein. Ein Mechaniker hatte zunächst Probleme, den rechten Vorderreifen vom Wagen abzunehmen, danach verpasste es die Crew, auf den Mann zu warten und als er gerade die Schrauben anziehen wollte, ließ die Mannschaft Schumacher schon wieder auf die Strecke. Kurz nach dem Stopp musste Schumacher seinen Boliden abstellen. "Weiterfahren hätte unter diesen Umständen keinen Sinn gemacht. Damit hätte ich die Vorderachse nur weiter unnötig beschädigt", sagte Schumacher, nachdem er von einem Streckenposten zurück an die Box gebracht worden war.

Während Vettel sich nach einem Drittel des Rennens zumindest erstmals in die Punkteränge vorarbeitete, übernahm Rosberg schon kurz nach seinem Stopp wieder die Spitzenposition, allein Button konnte ihm folgen. Bis zum zweiten Boxenstopp nach Runde 34 büßte Rosberg jedoch seinen komfortablen Vorsprung zunächst mehr und mehr ein, Button war in dieser Phase teilweise mehr als zwei Sekunden schneller.

Button verliert das Rennen an der Box

Nach dem Stopp hatte der Deutsche 9,5 Sekunden Rückstand auf den Briten, der aber noch einmal zum Reifenwechsel musste. Buttons zweiter Stopp geriet dann zur Ironie des Schicksals: Hatte Mercedes noch bei Schumacher gepatzt, zeigte jetzt die McLaren-Crew eine ganz schwache Leistung. Button stand sechs Sekunden länger als geplant, damit war Rosberg der Sieg quasi nicht mehr zu nehmen.

Durch Buttons Probleme konnte sich Sebastian Vettel zwischenzeitlich sogar auf Rang zwei nach vorne fahren. Aufgrund der nachlassenden Reifen fiel der amtierende Weltmeister jedoch in den letzten Runden noch auf den fünften Platz zurück. "Am Schluss war ich chancenlos, aber Platz fünf ist keine Schande", sagte Vettel nach dem Rennen.

In der WM-Wertung setzte sich McLaren-Pilot Lewis Hamilton durch seinen dritten Platz mit nun 45 Punkten an die Spitze vor seinem Teamkollegen Jenson Button, der in Shanghai Zweiter wurde. Der vorherige Spitzenreiter Fernando Alonso ist nach seinem neunten Platz und insgesamt 37 Punkten nun Dritter, knapp vor Vettels Teamkollege Mark Webber (36), der in China Vierter wurde. Vettel liegt mit 28 Zählern auf Platz fünf. Nico Hülkenberg blieb im Force-India-Mercedes als 15. ebenso ohne Punkte wie Marussia-Pilot Timo Glock, der auf Platz 19 ins Ziel kam.

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