Fed-Cup-Finale im Frauentennis:Wenn Kolleginnen sich duellieren

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Andrea Petkovic und Sabine Lisicki haben gute Laune - aber bleibt das auch so? (Foto: imago sportfotodienst)

Neuer Trainer, neues Glück? Sabine Lisicki sucht nach Impulsen für ihre Karriere, um es noch zum Fed-Cup-Finale nach Prag zu schaffen. Doch Andrea Petkovic ist eine harte Konkurrentin, die ihr den Platz streitig macht.

Von Saskia Aleythe und Lisa Sonnabend

Große Unruhe bestimmt das Leben von Sabine Lisicki. Derzeit reist die deutsche Tennisspielerin durch Asien - und da kann es innerhalb von wenigen Tagen schon mal hoch hergehen: in Hongkong ein Turnier gewinnen, wegen eines Erdbebens erschrecken, in Tokio in der ersten Runden verlieren, den 25. Geburtstag feiern, im chinesischen Wuhan in der zweiten Runde rausfliegen, einen neuen Trainer testen.

Ganz schön viel Tumult. Solche und ähnliche Umstände sind treue Begleiter von Sabine Lisicki, die Konstanz bleibt dabei manchmal auf der Strecke. In dieser Woche in Wuhan präsentierte die Wahl-Amerikanerin schon wieder einen neuen Partner an ihrer Seite: Marc-Kevin Goellner. Der 44-Jährige soll sie nun probeweise trainieren.

Die einstige Nummer 26 der Welt ist Lisickis sechster Coach innerhalb von 20 Monaten. Zuletzt hatte sie es mit Martina Hingis und Guillaume Peyre versucht. Die Aufgabe für Goellner ist nun verzwickt, denn Erfolge sollen sich möglichst sofort einstellen. Lisicki hat in diesem Jahr noch ein Ziel: Sie will beim Fed-Cup-Finale in Prag im November unbedingt dabei sein.

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Doch hier wird es kompliziert. Zwei Startplätze hat Teamchefin Barbara Rittner für die Einzel zu vergeben, dazu kommen zwei Doppelspielerinnen. Während Angelique Kerber als beste Deutsche und Nummer acht der Welt gesetzt ist, bleiben für den übrigen Startplatz mit Lisicki und Andrea Petkovic zwei Akteurinnen, die in etwa gleich stark sind - und gleich flatterhaft. Es droht ein hartes Gerangel.

"Ich spüre, dass ich auf dem richtigen Weg bin", sagte Lisicki über ihren Erfolg in Hongkong vor knapp zwei Wochen, als sie die Tschechin Karolina Pliskova bezwang. Teamchefin Rittner nahm dies erfreut zur Kenntnis. "Ein Turniersieg gibt immer Selbstvertrauen", meinte die 41-Jährige. "Wie Sabine mit Selbstvertrauen spielen kann, wissen wir alle." Mitte Oktober muss Rittner ihr Aufgebot benennen und sie verspricht: "Bis dahin werde ich alles sehr genau beobachten und analysieren."

Doch Lisicki könnte ihre Chance inzwischen bereits wieder fast verspielt haben. Zwar gelang ihr vor drei Wochen der erste Turniersieg seit 2011 - neben dem Erreichen des Wimbledon-Viertelfinales war Hongkong der größte Erfolg in dieser Saison. Doch danach folgten zwei frühe Niederlagen. Lisickis Problem: Mal läuft es, doch viel öfter läuft es nicht. Mal nagen die vielen Pleiten am Selbstvertrauen, mal stimmt die Form nicht, mal plagen sie Blessuren. Mal heißt es: Ihre häufigen Auftritte abseits des Platzes mit ihrem Lebenspartner Oliver Pocher lenken sie zu sehr ab.

Im Fed Cup setzte Rittner deswegen in dieser Saison auf andere Spielerinnen: auf Kerber, Petkovic und die Doppelspezialistinnen Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld. Eine Entscheidung, die sich auszahlte. Erstmals seit 22 Jahren zog das deutsche Team in das Finale des Teamwettbewerbs ein. Neben Kerber trug vor allem auch Petkovic mit ihren Siegen gegen Dominika Cibulkova und Samatha Stosur entscheidend dazu bei.

Und es sprechen noch weitere Aspekte für einen Einsatz von Petkovic: Die Darmstädterin steht nicht nur ein paar Plätze über Lisicki in der Weltrangliste (17 statt 26) - sie ist auch mit dem ein oder anderen Erfolg mehr gesegnet: Halbfinale bei den French Open, zwei Turniersiege in Charleston und Bad Gastein. Petkovics Bilanz ist zwar ebenso ausbaufähig, aber gegenüber Lisicki schnitt sie oftmals besser ab: 35 Match-Erfolge bei 18 Niederlagen (Lisicki: 23 zu 14) sprechen klar für Petkovic. Außerdem gewann die 27-Jährige mehr Aufschlagspiele und returnierte besser als ihre Kollegin. Sie ist zudem mit ihrer Persönlichkeit und ihrer positiven Einstellung eine wichtige Komponente im Team.

Lisickis Stärke ist dagegen ihr Aufschlag. Sie schlug in diesem Jahr 205 Asse, Petkovic nur 80. Zudem gelang der 25-Jährigen im Juli ein Weltrekord: Sie donnerte ein Service mit 211 Kilometern pro Stunde über das Feld, so hart wie keine Spielerin vor ihr. Doch ob das reicht, um Rittner dazu zu bewegen, ihr erfolgreiches Team umzustellen und ihr Platz zu machen?

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Dass die Bundestrainerin die gut gelaunte Petkovic zu Hause lässt, gilt als nahezu ausgeschlossen. Möglich wäre dagegen, dass Lisicki für das Doppel nominiert wird. Zwar sind Görges und Grönefeld ein eingespieltes Team, doch in diesem Jahr mussten sie mehr Niederlagen als Siege einstecken.

Lisicki spielte 2014 gemeinsam mit Martina Hingis verstärkt Doppel. Auch wenn sie bei weitem nicht über so viel Erfahrung verfügt wie Görges und Grönefeld - in den Partien zeigte sie, wie ihr Aufschlag und ihr gutes Volleyspiel die Gegnerinnen unter Druck setzen können.

Der Vorteil für Rittner wäre: Sie hätte dann eine Möglichkeit mehr im Einzel - und könnte je nach Form ihrer Spielerinnen spontan entscheiden. Denn sie weiß ja, wie stark eine selbstbewusste Lisicki sein kann. Unruhe hin oder her.

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