Davis-Cup-Trainerin Gala León:Von Zweifeln begleitet

Davis-Cup-Trainerin Gala León: Übernimmt den Davis-Cup-Chefposten von Carlos Moya: Gala León (hier auf einem Archivbild aus ihrer aktiven Zeit im Jahr 2002)

Übernimmt den Davis-Cup-Chefposten von Carlos Moya: Gala León (hier auf einem Archivbild aus ihrer aktiven Zeit im Jahr 2002)

(Foto: imago sportfotodienst)

Zum ersten Mal leitet eine Frau ein Davis-Cup-Team: Die ehemalige Tennisspielerin Gala León übernimmt die spanische Mannschaft um Rafael Nadal. Nicht alle sind über die Wahl erfreut, manche Beobachter diskutieren bereits über einen möglichen Nachfolger.

Von Gerald Kleffmann und Oliver Meiler

Nachrichten über das spanische Tennis sind gewöhnlich positiver Natur, der Sport mit der gelben Filzkugel verfügt auf der Halbinsel über eine erfolgreiche Historie, große Siege wurden von großen Spielern errungen. Allein fünf Mal gewann das Männerteam den renommierten Davis Cup, in den vergangenen sechs Jahren siegte es drei Mal, der Zusammenhalt galt stets als vorbildlich.

2014 allerdings zeigen sich leichte Risse, denn weil Topspieler wie Rafael Nadal und David Ferrer fehlten, verlor Spanien in Deutschland und Brasilien und stieg nach 18 Jahren aus der Weltgruppe ab. Teamchef Carlos Moya trat zurück, und nun wurde eine Nachfolgerin auf der Verbandshomepage verkündet: Gala León, 40, aus Madrid, einst die Nummer 29 in der Welt und zuletzt Sportchefin des spanischen Verbandes.

Sie ist die erste Frau, die das Davis-Cup-Team leitet. Ihre Nominierung ist ebenso eine Überraschung wie die Tatsache, dass damit längst nicht von einer reibungslosen Stabübergabe zu sprechen ist.

León dürfte einiges zu moderieren haben, und zwar derart, wie es gemeinhin deutsche Teamchefs in der jüngeren Vergangenheit zu erledigen hatten. Der ehemalige Weltranglisten-Erste Moya jedenfalls äußerte deutliche Kritik an der Einstellung seiner Profis. Es fehle vielen an der Motivation. Er habe sich verlassen gefühlt - "ich kann ja keinem eine Pistole an den Kopf halten."

In Brasilien war Spanien mit Marcel Granollers und Roberto Bautista Agut angetreten, Nummer 15 und 46 der Welt. Zuvor hatte er ein halbes Dutzend Absagen erhalten. Auch für León dürfte es nicht leicht werden, sie wurde schnell mit Zweifeln konfrontiert. Angeblich hätten die Spieler von Leóns Nominierung erst von einem Journalisten erfahren, wie Toni Nadal im Radiosender RNE sagte.

Weiter beklagte der Onkel und Trainer von Rafael Nadal: "Ich habe nichts dagegen, dass eine Frau Männer trainiert und großen Respekt vor León. Aber ich glaube, dass León die Spieler kaum kennt. Jedenfalls weiß sie von Rafael Nadal nur wenig." Und er meinte: "Die Nominierung einer Frau wirft auch ein logistisches Problem auf. Beim Davis-Cup sind die Spieler in der Kabine oft fast unbekleidet." Das klingt nach Ärger.

Hält sich der Verband nur eine weitere Option offen?

Auf der Teamchef-Position erscheint jedenfalls noch vieles möglich. Vorgänger Moya genießt weiter hohes Ansehen, er war es ja, der ein weiteres Angebot des Verbandes "aus persönlichen Gründen" ausgeschlagen hatte. Schon am Montag wurde dann León berufen. Eine Wahl, die einige in der Heimat glauben lässt, der Verband wolle sich nur weitere Optionen offenhalten. Denn theoretisch hat er noch bis Juli 2015 Zeit, sich anders zu entscheiden: Dann erst spielt Spanien gegen den Sieger der Begegnung Dänemark - Russland.

Möglich wäre es etwa, dass doch noch der frühere Weltranglisten-Erste Juan Carlos Ferrero zum Zuge kommt, der sein Interesse bekundet hat, was bislang merkwürdigerweise unberücksichtigt blieb. Nicht nur das deutsche Männertennis hat also Mühe, die Eigeninteressen der Spieler und Trainer mit den nationalen zu vereinen. Gala Leóns Aufgaben sind also wahrlich spannend, dabei - welche Ironie - war sie zunächst nur beauftragt worden, einen Teamchef zu suchen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: