Bayern-Stürmer Joshua Zirkzee:Mit Wucht und Körper

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2017 wechselte der junge Niederländer von Rotterdam nach Bayern. Gegen Freiburg traf er in seinem ersten Bundesliga-Einsatz nach 104 Sekunden. (Foto: dpa)
  • Der 18-jährige Bayern-Angreifer Joshua Zirkzee schießt am Mittwoch bei seinem ersten Ballkontakt in der Bundesliga das Siegtor gegen den SC Freiburg.
  • Ob er sich in der ersten Mannschaft etablieren kann, wird sich zeigen.
  • Die Voraussetzungen sind aber gut - auch weil Hansi Flick nun Trainer ist.

Von Benedikt Warmbrunn, Freiburg

Das erste Mal hatte Joshua Zirkzee bereits Eindruck gemacht, als er noch gar nicht das Spielfeld betreten hatte. Es lief am Mittwochabend die 90. Minute, der FC Bayern wankte beim SC Freiburg, noch stand es 1:1, doch für die Gäste aus München war es ein eher glückliches Remis. Da wartete Zirkzee zum ersten Mal in seiner Karriere an der Seitenlinie darauf, in der Bundesliga eingewechselt zu werden, und es konnte ihm nicht schnell genug gehen. Also rief er kurz ein paar Worte zu Philippe Coutinho, und dieser gehorchte sofort und trabte los zur Seitenlinie. Coutinho, der Leihspieler aus Barcelona mit der 120-Millionen-Euro-Klausel im Vertrag, machte anstandslos Platz für einen 18 Jahre alten Nobody in der Fußballwelt.

Überliefert ist bislang nicht, ob Coutinho anschließend überhaupt Zeit hatte, um sich zu setzen, ehe alle wieder aufsprangen - denn gerade einmal 104 Sekunden nach seiner Einwechslung hatte Zirkzee zum zweiten Mal Eindruck gemacht. Nach gerade einmal 104 Sekunden in der Bundesliga hatte er getroffen, mit dem ersten Ballkontakt. Nach einem Zuspiel von Serge Gnabry behielt Zirkzee die Ruhe, er verzögerte, dann spitzelte er den Ball durch die Beine von Torwart Mark Flekken. Zirkzee ist nun, im Alter von 18 Jahren und 210 Tagen, der jüngste Torschütze in dieser Saison, dazu der jüngste Niederländer überhaupt, der in der Geschichte der Bundesliga getroffen hat. "Das ist natürlich fantastisch", sagte Kapitän Manuel Neuer.

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:Der Gewinner heißt Hansi Flick

In Freiburg zeigt die Bayern-Elf, dass sie unter dem Trainer auch mental stark ist. Alles deutet darauf hin, dass der Verein am Wochenende die Zusammenarbeit mit Flick verlängern wird.

Von Benedikt Warmbrunn

Der 193 Zentimeter große Zirkzee, der 2017 von Feyenoord Rotterdam nach München gekommen war, hat in dieser Saison für die zweite Mannschaft in der dritten Liga in neun Spielen nicht getroffen, erst seit wenigen Wochen trainiert er mit den Profis, in der vergangenen Woche debütierte er in der Champions League gegen Tottenham Hotspur. Doch nach drei Ballkontakten in der Bundesliga steht er gleich für mehr als nur für ein erstes Siegtor.

"Wir sind auf dem richtigen Weg"

Er steht dafür, dass Trainer Hansi Flick mutiger auf eigene Talente setzt als sein Vorgänger Niko Kovac. Und er steht dafür, dass in der Nachwuchsakademie der Bayern vielleicht doch noch Spieler entwickelt werden - in den vergangenen Jahren war das sehr ungewiss, seit einem Jahrzehnt hat sich kein Jugendspieler mehr bei den Profis durchgesetzt. Der auch für die Jugendarbeit zuständige Sportdirektor Hasan Salihamidzic freute sich dementsprechend gleich auch "für die Akademie" sowie für "alle Trainer, die dort arbeiten", und er sagte: "Das zeigt uns schon, dass wir auch da auf dem richtigen Weg sind."

Ob Zirkzee sich dauerhaft bei den Profis durchsetzen kann, wagt auch nach dem Spiel in Freiburg keiner vorherzusagen; immerhin bewirbt er sich für die Position von Robert Lewandowski, der in Freiburg sein 19. Saisontor erzielte. Aber geschwärmt haben sie am Mittwoch dennoch von Zirkzee. "Er ist ein Spieler, der Wucht und Körper mitgebracht hat", lobte Neuer. "Er bringt ein Talent mit, das nicht jeder hat", urteilte David Alaba. Und Salihamidzic sagte: "Er ist sehr groß, hat eine gute Ballbehandlung, eine sehr gute Technik, viel Kraft." Allerdings müsse Zirkzee, schränkte der Sportdirektor ein, "sich schon mehr bewegen - manchmal verlässt er sich auf seine Qualitäten, die außergewöhnlich sind".

Aber all das kann Zirkzee ja nachweisen, wenn er nicht erst in der letzten Minute der regulären Spielzeit eingewechselt werden wird.

© SZ vom 20.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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