FC Bayern - Werder Bremen:Abgekämpft und ratlos

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Resignation nach dem 0:0 gegen Bremen: "Will man Länder wegputzen?", fragt Bayern-Kapitän Mark van Bommel mit Blick auf den übervollen Terminkalender - und ruft zum Weitermachen auf. Toni Kroos hat schon vorgemacht, wie es geht.

Michael Neudecker

In der 89. Minute tauchte Hans-Jörg Butt ab, nach links unten, er streckte seine Hand, und dann kam der Ball, den der Bremer Hugo Almeida aufs Tor geschossen hatte. Butt lenkte den Ball am Pfosten vorbei, und oben, auf der Logentribüne der Fröttmaninger Arena, spürte Karl-Heinz Rummenigge eine Gefühlsmischung aus Erleichterung und Wut.

"Was will man machen?", fragte Mark van Bommel in Hinblick auf den vollen Spielkalender - Spiele wegradieren geht ja auch nicht. (Foto: AFP)

Erleichterung, weil der FC Bayern ja beinahe noch verloren hätte gegen Werder Bremen, und weil es nun beim 0:0 blieb, wenigstens das; und Wut, weil er findet, dass die Bayern gar nichts dafür können, dass sie nun aus den ersten drei Spielen gerade mal vier Punkte geholt haben.

Später, als Rummenigge im Bauch der Arena stand, da war seine Wut längst Sieger über die Erleichterung: Er sei "erbost" über den Terminkalender, sagte Rummenigge.

Die Partie des FC Bayern gegen Werder Bremen brachte den Münchnern zwei Erkenntnisse: Zum einen ebenjene, dass "wir noch nicht bei 100 Prozent sind" (Philipp Lahm). Gerade mal zwei Spieler, die am Samstagabend in der Startelf standen, haben die gesamte Vorbereitung mitgemacht: Ivica Olic und Diego Contento. Der Rest war bei der WM, im Urlaub und dann auf Länderspielreisen. "Uns fehlt die Fitness", stellte Mark van Bommel fest.

"Was will man machen?"

Eine Lösung aber gebe es nicht, "was will man machen?", fragte van Bommel, "will man Länder wegputzen? Das geht auch nicht." Er zuckte mit den Achseln, er sah abgekämpft aus am späten Samstagabend, und der abgekämpfte, ratlose Kapitän des FC Bayern, das war ein gutes Bild für die gegenwärtige Situation des Klubs: Van Bommel weiß, dass Länder wegputzen, den Kalender reduzieren also, ein Wunsch bleiben wird, mehr nicht. "Wir kriegen das schon hin", sagte van Bommel.

Sie müssen ja. Schließlich geht es zügig weiter: Am Mittwochabend kommt der AS Rom zum Auftakt der Champions League nach München, "ein großer Name, eine gute Mannschaft", wie Philipp Lahm weiß. Dafür aber, immerhin, könnte die zweite Erkenntnis von Nutzen sein: Toni Kroos nämlich bewarb sich nach seiner Einwechslung eindrucksvoll für die Startelf - sein Auftritt macht dem FC Bayern Hoffnung. "Man hat gesehen, dass er ein fantastischer Fußballer ist", befand Sportdirektor Christian Nerlinger.

FC Bayern: Einzelkritik
:Einfach abgetaucht

Butt hält herausragend, aber ein anderer Münchner hat einen noch größeren Anteil am Remis gegen Bremen. Kroos bewirbt sich für die Startelf. Klose irritiert Schweinsteiger. Die Bayern in der Einzelkritik.

Michael Neudecker, Fröttmaning

Kroos ersetzte zur Halbzeit Miroslav Klose, den Trainer Louis van Gaal auf die Position hinter der Sturmspitze Ivica Olic gestellt hatte. Genau jene Position also, die Thomas Müller am Ende der vergangenen Saison so bravourös ausgefüllt hatte, mit Sprints in den freien Raum vor dem Tor, mit Dribblings und Pässen.

Seine Rechnung ging nicht auf, trotz mehrerer Chancen von Toni Kroos: Trainer Louis van Gaal. (Foto: AFP)

Aber Miroslav Klose ist nicht Thomas Müller. "Ich kann das spielen", behauptete Klose zwar, um dann aber hinzuzufügen: "Es ist nicht meine Lieblingsposition."

Während Klose eine Halbzeit lang unauffällig (und vergeblich) zu beweisen versuchte, dass er das spielen kann, offenbarte Kroos schon wenige Minuten nach Wiederanpfiff, dass er eben doch der zentrale Mittelfeldmotor sein kann, wie Louis van Gaal ihn so gerne hätte. Kroos kreierte Chancen, kam selbst zum Abschluss - und hätte er eine seiner zwei hochkarätigen Gelegenheiten genutzt, würde die Diskussion über den körperlichen Zustand der Münchner nun deutlich zurückhaltender geführt.

In der 53. und in der 54. Minute kam Kroos gleich zweimal vollkommen frei zum Schuss, Bremens Torhüter Tim Wiese aber parierte. Überhaupt: Wiese und Butt parierten dauernd, es war vor allem ihrer guten Leistung geschuldet, dass die Partie torlos endete.

Kompensationszahlung - oder "juristischer Weg"

Torlos, so hatte, wenn man so will, für den FC Bayern schon der Vormittag geendet, ganz ohne Butt und Wiese. Der Vorstand hatte sich mit dem Geschäftsführer und dem Physiotherapeuten des holländischen Verbandes in der Sache Arjen Robben getroffen, heraus kam: vorerst nichts. Man habe vereinbart, sich wieder zu treffen, aber keinen Termin fixiert, berichtete Karl-Heinz Rummenigge. "Wir haben versucht, aus medizinischer Sicht auch für einen Lauen klar erkennen zu lassen, wo aus unserer Sicht der Fehler liegt", sagte er. Die Holländer hätten dies zur Kenntnis genommen, sie würden sich nun intern beraten.

Die Bayern verlangen eine Kompensationszahlung, die Rede ist von angeblich 11.000 Euro pro Tag. Er hoffe, sagte Rummenigge noch, dass der holländische Verband seine "moralische Verpflichtung" erkennen würde - andernfalls müsse man "leider den juristischen Weg suchen".

Inwiefern der Erfolg bringen würde, ist fraglich: Die Fifa will, wie Rummenigge selbst erkannte, "keinen Präzedenzfall schaffen". Zweimal 0:0 - der Tag hätte besser laufen können für den FC Bayern.

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