FC Bayern vor dem Rückspiel gegen Madrid:Gelassen gegen die Höllensprinter

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"Real kommt mit Respekt": Die Bayern demonstrieren vor dem zweiten Halbfinal-Duell mit den Königlichen Zuversicht und bauen auf gute Organisation gegen die Konter der Spanier. Vorstandsboss Rummenigge blickt bereits in die Zukunft - und wünscht sich den Verbleib von zwei tragenden Personen im Verein.

Von Jonas Beckenkamp

Die eigentliche Nachricht des Tages hatte der FC Bayern allen Interessierten diesmal bereits zum Frühstück serviert. Karl-Heinz Rummenigge plauderte ein wenig über die Zukunftsgestaltung des deutschen Meisters - und was er dem Fachmagazin Kicker so erzählte, enthielt durchaus personelle Relevanz. Bayerns Vorstandsboss ist nach Uli Hoeneß' zwangsweiser Demission derzeit alleiniger Sprecher in Entscheidungsfragen, weshalb er gleich mehrere Themen abhandelte. Da wäre zum Beispiel die Situation um Trainer Pep Guardiola, dessen Verbleib in München offenbar von höchster Stelle gewünscht ist.

Der katalanische Chefdenker und das bayerische Großunternehmen - diese Liaison soll auch über Guardiolas Vertragslaufzeit bis 2016 hinaus heiß und innig bleiben. "Ich glaube, es wird länger mit Pep gehen, als mancher denkt, weil er die Kultur FC Bayern schnell verinnerlicht hat", sagte Rummenigge. Er gewährte zudem Einblicke in die Machtstrukturen des Klubs: Im Gegensatz zu seinem Ex-Klub FC Barcelona leistet sich der FC Bayern nämlich eine großzügige Ausweitung des Pepismus. Guardiola sei nicht nur Trainer, "sondern bestimmt auch die Transferpolitik mit", betonte Rummenigge.

Kein Zeitdruck mit Guardiola

Bei Barça sei ihm dagegen einer wie Zlatan Ibrahimovic in den Kader gestellt worden, "ob er ihn wollte oder nicht", erläuterte der Bayern-Chef. Zur Erinnerung: Da lief die Verpflichtung von Guardiolas Wunschspieler Thiago schon etwas anders ab ("Thiago oder nix"). Aktuell strebt Rummenigge aber noch keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit dem "genialen" Trainer an: "Jetzt nicht, weil es keinen Sinn ergibt. Es gibt keinen Zeitdruck."

Schon der laufende Dreijahreskontrakt sei für den Coach "ein Quantensprung" gewesen, weil er sich beim FC Barcelona immer nur für ein Jahr gebunden habe - ob es so viel Demut des Rekordmeisters vor einem Übungsleiter jemals gegeben hat? Wohl kaum, aber andere Trainer waren erstens nicht die begehrtesten des Planeten und sie wurden zweitens auch nicht im März deutscher Meister.

Mit Guardiola als Dirigent an der Seitenlinie könnten die Bayern also kaum glücklicher sein - ähnlich verhält es sich auch mit dem vorhandenen Personal auf dem Fußballplatz. So plant man trotz der Verpflichtung von Robert Lewandowski zur kommenden Saison auch in Zukunft mit Mario Mandzukic im Sturm. "Mario sagte mir kürzlich in einem Gespräch ganz klar, dass er bleiben möchte. Damit ist alles geklärt", so Rummenigge.

Ob die Bayern auch die kommenden Wochen als potenzieller Triple-Verteidiger verbringen oder mit einer Delle im Selbstverständnis, ist aber noch zu klären. Das 0:1 im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid wiegt schwer, das Erreichen des Finales in Lissabon ist längst nicht gesichert. Guardiola selbst zeigte sich bei seinem Schlussplädoyer vor dem Rückspiel an diesem Vormittag zuversichtlich, dass seine Elf die Sache noch umbiegen kann - mit Hilfe einer hoffentlich besonders lauten Anhängerschaft: "Wir können es nicht alleine machen. Ich bin mir sicher, die Fans werden uns morgen richtig unterstützen. Aber die Tore müssen die Spieler schießen."

Mindestens zwei Treffer werden nötig sein, um die Madrilenen aus dem Wettbewerb zu kegeln. Problematisch ist zudem, dass gegen die wohl konterstärkste Mannschaft der Welt gehörige Vorsicht geboten ist, auch hinten sicher zu stehen. Ronaldo, Bale und all die anderen Höllensprinter wollen die Bayern anders als im Hinspiel mit zupackender Organisation bremsen.

"Wenn wir Ballverluste haben, müssen wir sofort wieder richtig stehen", dozierte Guardiola vor versammelter Medienmeute im Abschlussgespräch, "Real rennt viel, sie kontern gefährlich. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie 90 Minuten auf Ergebnis halten spielen. Diese Mentalität haben sie nicht."

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Ähnlich schätzt auch Arjen Robben den Gegner ein, der sicher "mit viel Selbstvertrauen" komme, aber eben auch "mit Respekt. Die wissen, dass es nicht einfach wird. Wir können ihnen versprechen, dass wir alles reinlegen werden." Sorgen macht sich ein überzeugter Optimist wie der Holländer eh kaum, zumal man "zu Hause immer viele Tore geschossen" habe.

Am Samstag gegen Bremen waren es fünf, gegen Manchester immerhin drei und auch sonst sind die Münchner ja keine Geizhälse vor dem Gehäuse. Dass man zuletzt aber auch hinten etwas freigebiger agierte, "muss nicht im Kopf sein", so Robben. Ein gutes Gefühl habe er, und wer sich den grinsenden Niederländer so anschaute, dem war schnell klar: Man muss sich das Leben nicht unnötig schwermachen.

Bliebe noch die Frage, ob Franck Ribéry nach seiner Wiederauferstehung gegen Bremen jetzt auch auf der großen Bühne ein Statement folgen lässt. In Madrid war der Franzose in die Melancholie entschwunden, dabei ist er doch eigentlich am besten, wenn er "sauer spielt", so Guardiola. "Wir brauchen ihn mit voller Aggressivität", forderte der Katalane, der große Hoffnungen in den Flügelrenner setzt, "er will immer kämpfen, darum lieben sie ihn hier."

Besonders große Zuneigung erfährt Ribéry von seinem Spezl David Alaba. Der gab sich überzeugt, dass "Franck eine starke Persönlichkeit ist". Wenn es sein muss, würde er ihn sogar noch einmal persönlich aufmuntern. "Ob ich ihn in den Arm nehmen würde? Ja, sicher. Warum net", witzelte der Österreicher. Das war eine weitere wichtige Nachricht: Auch auf die Lockerheit von Lausbuben wie Alaba oder Ribery wird es ankommen gegen die edlen Gäste aus Spanien.

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