FC Bayern:"Ich habe kein Bier daheim"

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29 Minuten lang durfte Sandro Wagner (links, im Zweikampf mit Schalkes Arine Harit) bislang in dieser Saison spielen - weniger als jeder Einzelne seiner Mannschaftskollegen beim FC Bayern. (Foto: Norbert Schmidt/AFP)
  • Der FC Bayern ist vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg als einzige Mannschaft in der Bundesliga noch unbesiegt.
  • Auch der bisher nicht groß berücksichtige Sando Wagner soll nun länger mitspielen dürfen.
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Von Benedikt Warmbrunn

Sein Privatleben hat Niko Kovac in seinen ersten zweieinhalb Monaten in München erstaunlich privat halten können. Von seinen Vorgängern Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti gab es schon früh Bilder, wie sie vor einem Teller Pasta beim Italiener sitzen (Guardiola) oder im Trainingsanzug am Chinesischen Turm spazieren gehen (Ancelotti), von Kovac dagegen: Bilder von ihm im Trainingsanzug. Bilder von ihm im Anzug am Spielfeldrand. Und die Bilder, die nicht ganz so nach Arbeit aussehen, zeigen Kovac im Poloshirt mit hochgestelltem Kragen. Aber auch sie zählen nicht, es sind Bilder vom Grillempfang am Tegernsee, auf ihnen ist Kovac im Gespräch mit Präsident Uli Hoeneß zu sehen. Die Bilder, die der Trainer des FC Bayern bisher von sich zulässt, sind Bilder, die signalisieren, dass er ausschließlich an die Arbeit denkt.

Von diesen auf den Job fokussierten Gedanken lässt sich Kovac nicht ablenken, nicht einmal durch das Oktoberfest, das er kenntnisreich als "fünfte Jahreszeit" bezeichnet. Die Arbeit als Trainer, sagt Kovac am Montag, sei es nicht nur, an der Seitenlinie zu stehen, dazu gehöre auch, Spiele vorzubereiten und nachzubereiten. Er hoffe aber auf "ein, zwei schöne Tage", um auf der Wiesn "ausgiebig entspannen zu können". Er lächelte dabei, immerhin.

An diesem Dienstag (20.30 Uhr) steht für Niko Kovac sein erstes Heimspiel während der Wiesn als Trainer in München an, zu Gast ist der FC Augsburg. Kovac' Mannschaft ist die einzige der Bundesliga, die alle vier Spiele gewonnen hat; sollte sie gegen Augsburg sowie am Freitag beim Tabellenzweiten aus Berlin gewinnen, hätte sie mindestens vier Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger. Bereits zur Wiesn könnte Kovac also darauf vertrauen, dass alles gut läuft. Aber so denkt er nicht.

An ein, zwei schönen Tagen (eher wohl: an einem) wird es also Bilder von Kovac auf dem Oktoberfest geben, doch daraus sollte niemand falsche Schlüsse ziehen. Wer zu ihm nach Hause komme, sagt Kovac in einem seltenen Anflug an privater Geschwätzigkeit, der werde kein Bier serviert bekommen, denn: "Ich habe kein Bier daheim."

Auch in seine professionelle Gedankenwelt gewährt der Trainer am Montag einen kleinen Einblick. Wenn er seine ersten Wochen zusammenfasst, die sieben Siege in sieben Spielen, dann sagt Kovac über seine Mannschaft: "Das sind alles Superkerle." Er bezieht sich darauf, dass selbst die im Sommer arg wechselbereiten Jérôme Boateng und Robert Lewandowski wieder zu den Leistungsträgern gehören; für Kovac ist das ein Zeichen dafür, dass sich die Mannschaft mit ihm die Hingabe zur Arbeit teilt: "Die wissen alle, was sie leisten müssen, um weiter auf diesem hohen Niveau zu spielen." Er wird also weiterhin rotieren, vergangenen Mittwoch in Lissabon stand Renato Sanches plötzlich in der Startelf, am Samstag auf Schalke dann Leon Goretzka - und bald wird auch Sandro Wagner den Superkerl Lewandowski vertreten dürfen. Der Angreifer werde "in den nächsten vier Spielen seine Einsatzmöglichkeiten bekommen", kündigt Kovac an, er hält kurz inne, "ich will nicht zu viel verraten". Dann lächelt er wieder.

Das einzige Problem, das der Trainer zurzeit sieht, ist, dass ihm auf den Außenverteidiger-Positionen nur je ein Superkerl zur Verfügung steht, links David Alaba, rechts Joshua Kimmich. Kurz vor dem Ende der Transferperiode hatte der Klub Linksverteidiger Juan Bernat nach Paris abgegeben, kurz nach dem Ende der Transferperiode hatte sich Allrounder Rafinha verletzt - der Brasilianer wird an diesem Dienstag untersucht, anschließend wird festgelegt, ob seine Trainingsbelastung gesteigert werden kann.

Eine Kette aus drei Innenverteidigern ist für Kovac derzeit keine Option

Die Besetzung auf diesen Positionen sei "im Moment suboptimal", gesteht Kovac. Ihn beruhige lediglich, dass Kimmich "eine überragende Fitness" habe und dass der in den vergangenen Jahren verletzungsanfällige Alaba "Zuwächse" im körperlichen Bereich zeige. Dennoch sagt Kovac: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit den Jungs überpacen." Eine Kette aus drei Innenverteidigern ist für ihn dennoch keine Option, dann bräuchte er ja zwei offensiv und defensiv starke Außenbahnspieler. Da die Mannschaft "im Moment erfolgreich" sei, werde er "diesbezüglich nichts ändern", mit einer Einschränkung: "Falls uns noch jemand wegbrechen sollte, werde ich noch mal nachdenken."

Kovac ist auf alles vorbereitet, das ist das Bild, das er zulässt. Nur auf eine Eventualität stellt er sich nicht ein: auf die, dass sein Team keine Partie verlieren könnte. "Es sind noch 30 Spieltage zu gehen", sagt er, "es wird noch Spiele geben, in denen wir Punkte lassen. Ich lasse mich nicht einlullen oder einschläfern."

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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