FC Bayern unter Jupp Heynckes:Es riecht nach Aufbruch

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Zurück zur Siegesroutine? Der Einstand von Jupp Heynckes geriet jedenfalls schon einmal recht vielversprechend. (Foto: Jan Hetfleisch/Bongarts/Getty Images)
  • Jupp Heynckes wird bei seinem Comeback als Bayern-Trainer in der Bundesliga euphorisch empfangen.
  • Er selbst sagt hinterher, dass er nervös war, weil seine Spieler auch nervös waren - dennoch gewinnt sein Team am Ende 5:0 gegen Freiburg.
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Aus dem Stadion von Martin Schneider, München

Noch bevor eines der fünf Tore gegen den SC Freiburg fiel, zog der Heynckes-Effekt in die Münchner Arena. Nicht sichtbar, aber hörbar, denn als der Stadionsprecher Stephan Lehmann mit Verlesen der Mannschaftsaufstellung fertig war, rumorte es schon auf den Rängen. Die Zuschauer, die gerade die Namen der Bayern-Spieler geschrien hatten, wurden lauter. Als der neue, altbekannte Co-Trainer Hermann Gerland, den sie "Tiger" nennen, auf der Anzeigetafel auftauchte, füllte sich die Arena mit freudigem Schall. Und als schließlich Jupp Heynckes zu sehen war, eskalierte das Stadion, als wäre gerade der Führungstreffer in einem Champions-League-Halbfinale gefallen.

Jupp Heynckes bekam diese Eruption der Zuneigung gar nicht mit. Er stand in den Katakomben und war nervös. Er war nervös, weil seine Spieler auch nervös waren, erzählte er später auf der Pressekonferenz. Wie die Rennpferde seien sie durch den Kabinengang, und da habe ihn eben auch die Anspannung gepackt. Aber die Reaktion der Zuschauer freue ihn natürlich. In der Stadt oder am Trainingsgelände kämen auch viele Leute zu ihm und würden sagen: "Schön, dass du wieder da bist."

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Aus dem Stadion von Martin Schneider

Es heißt ja oft, dass man nach nur einem Spiel noch nicht viel sagen könne, aber in diesem Fall kann man definitiv nach einem Spiel sagen, dass beim FC Bayern eine andere Stimmung herrscht. Es riecht nach Aufbruch, auch wenn objektiv analysiert gegen Freiburg tatsächlich noch nicht alles geklappt hat und sich der FC Bayern noch in anderen Spielen beweisen muss. Aber es sagt schon etwas aus, wenn man bedenkt, dass die Arena nie Pep Guardiola lautstark gefeiert hat, auch Louis van Gaal, Carlo Ancelotti oder Jürgen Klinsmann nicht. Der einzige Trainer, der bei den Fans herzliche Gefühle auslöst, ist dieser Mann aus Mönchengladbach, der in München im Hotel wohnt und es, wie er erzählte, um 7:15 Uhr morgens verlässt und abends um "acht oder halbneun" wieder zurückkommt.

Freiburgs Konter? "Das darf uns nicht passieren."

In dieser Zeit hält er ein Training ab, in dem "Zug drin ist" (Mats Hummels), er analysiert den Gegner, aber vor allem führt er sehr viele Gespräche. "Mir war es sehr wichtig, dass die Spieler die Köpfe wieder frei bekommen", sagte Heynckes. Es soll wieder eine gute Atmosphäre herrschen, schon unter der Woche stellte er fest, dass die Spieler wieder Spaß hätten. Was nun mal den nicht zu vermeidenden Umkehrschluss provozierte, dass vorher weder eine gute Atmosphäre herrschte, noch jemand Spaß hatte. Gegen Freiburg hatten die Spieler dann so viel Spaß, dass sie nach dem 2:0 (ein Ergebnis, das die Mannschaft gegen Wolfsburg und Berlin noch aus der Hand gab) weiter auf das nächste Tor spielten. Das sei ihm positiv aufgefallen, sagte Heynckes.

Dreimal ging er in der ersten Halbzeit an den Spielfeldrand, hellblaues Hemd, dunklegrauer Anzug, hellgraues Haar. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schaute sich seine Truppe an - später sagte Heynckes, dass ihm die drei Konter, die der SC Freiburg hatte, gar nicht gefallen hätten. "Das darf uns nicht passieren."

Martínez wird wohl am Mittwoch gegen Celtic fehlen

Manchmal sprach er mit Arjen Robben oder mit Javi Martínez, den er wieder wie bei seiner letzten Amtszeit 2013 im defensiven Mittelfeld spielen ließ und der der beste Mann auf dem Platz war. Der aber auch ausgewechselt werden musste, weil er sich an der Schulter verletzte. "Er ist nicht nur Baske, sondern ein robuster Typ und ein großer Kämpfer. Wenn er sich auswechseln lässt, ist das bedenklich. Er wird am Mittwoch gegen Glasgow wahrscheinlich ausfallen", sagte Heynckes, ohne eine genaue Diagnose zu kennen. Diese soll eine baldige MRT-Untersuchung ergeben, Martínez jedenfalls twitterte noch am Samstagabend eine halbe Entwwarnung: "Es wird keine lange Pause werden. Nur ein paar Tage, dann bin ich zurück." Ob es bis Mittwoch reicht? Ungewiss.

Celtic kommt zum Champions-League-Spiel nach München und weil der FC Bayern sich in der Gruppenphase ein 0:3 in Paris geleistet hat, besteht auch im Spiel gegen die Schotten ein gewisser Druck. "Man darf das 5:0 jetzt nicht zum Anlass nehmen, dass alles wieder wunderbar ist. Es kommen schwerere Gegner", mahnte Heynckes zum Abschluss der Pressekonferenz. Als die Mikrofone aus waren, plauderte er noch sehr lange mit Freiburgs Trainer Christian Streich. Streich, der ja gerade 0:5 verloren hatte und auch ein eher emotionaler Typ ist, legte Heynckes die Hände auf die Schultern, schüttelte ihm die Hand. Ungefähr fünf Meter sind es von den Pressekonferenz-Mikrofonen bis zur Katakomben-Tür, und die beiden nutzten jeden Zentimeter zum Fachsimpeln.

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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Dann verschwand Henyckes, und sehr wahrscheinlich sah er noch die zweite Halbzeit des denkwürdigen Spiels, in dem RB Leipzig Borussia Dortmund die erste Heimniederlage seit 41 Bundespielspielten zufügte. Gegen diese Leipziger Mannschaft muss Heynckes mit dem FC Bayern in nur elf Tagen spielen. Erst im Pokal, dann in der Liga. Er ist lang genug im Geschäft, um zu wissen, dass gegen einen solchen Gegner Euphorie und gute Stimmung zwar helfen - aber bei weitem nicht reichen.

© SZ vom 15.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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