FC Bayern und der BVB:Hoeneß kritisiert: "Dortmund hat keine Weltklassespieler"

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Märchenerzähler, keine Weltklassespieler und erfolglos im internationalen Wettbewerb: Bayern-Präsident Uli Hoeneß attackiert die Dortmunder, am härtesten trifft es BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Der wundert sich daraufhin öffentlich darüber, wie "dünnhäutig" Hoeneß reagiert - und weist jede Kritik von sich.

Lange hat Uli Hoeneß nichts gesagt. Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund hatte er meist nur den Kopf zur Seite gelegt und geschwiegen. Nun aber, nach der bitteren Niederlage und der fast feststehenden Titelverteidigung der Dortmunder, da hat sich Hoeneß zu Wort gemeldet. Und wie.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß teilt ordentlich gegen die Dortmunder aus - und erhält prompt eine Antwort. (Foto: Bongarts/Getty Images)

In einer Sendung des TV-Senders Sky hat der Bayern-Präsident Borussia Dortmund derzeit internationales Top-Niveau abgesprochen. "Bei aller Liebe, was die Dortmunder im Moment haben, sie haben, glaube ich, etwas hungrigere Spieler, aber sie haben keine Weltklassespieler."

Hoeneß ging noch weiter: "Die werden immer ein anderes Konzept haben als wir, solange sie kein Geld haben. Es ist immer so eine Geschichte, da die reichen Bayern, da die armen Dortmunder. Jetzt haben sie ja Vertragsverlängerungen gemacht, mit Götze, mit Reus, jetzt kommt Lewandowski, jetzt warten wir mal ab."

Seine Kritik richtete der Bayern-Präsident vor allem an Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Der braucht keine Märchen von 45 Millionen Euro Personalkosten zu erzählen", sagte Hoeneß und bezog sich damit auf Aussagen Watzkes, der das Mannschaftsbudget der Dortmunder in der nächsten Saison auf eben 45 Millionen bezifferte. "Er muss aufpassen, dass er kein zweiter Willi Lemke wird", stichelte Hoeneß weiter.

Mit dem früheren Manager von Werder Bremen lag der 60-Jährige im Dauerclinch. Ihn störe es, so Hoeneß, wenn immer von den reichen Bayern und den armen Dortmundern gesprochen würde. "Wir haben uns in 35 Jahren alles hart erarbeitet."

Watzkes Antwort auf die Kritik kam prompt: "Mich wundert sehr, wie dünnhäutig Uli Hoeneß reagiert. Sollen wir künftig extra gegen Bayern verlieren, damit er nicht meckern muss? Ich erzähle keine Märchen, sondern Tatsachen", sagte der Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten am späten Sonntagabend der Bild-Zeitung. "Unsere Zahlen sind eins zu eins nachlesbar, und die von Bayern sind nun mal rund dreimal höher." Zum Vergleich mit Lemke erklärte Watzke: "Da bin ich wirklich überrascht - man hat mich noch nie des Sozialismus verdächtigt."

Auch im sportlichen Bereich übte Hoeneß Kritik am Tabellenersten. Er sprach zwar von einer "Supersaison", die die mit acht Punkten vor den Münchnern liegenden Borussen gespielt hätten. "Aber für mich kriegen sie erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine Supersaison in der Bundesliga gespielt haben und im internationalen Wettbewerb spielen."

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Thomas Hummel, Fröttmaning

Hoeneß wies zwei Tage vor dem Halbfinalspiel seiner Bayern in der Champions League gegen Real Madrid anschließend darauf hin, dass die Borussen in dieser Saison "in einer ganz leichten Gruppe" nicht Dritter, sondern Vierter geworden seien. Tatsächlich war der BVB als deutscher Meister in der Gruppenphase der Königsklasse bereits gescheitert.

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Hinter dem FC Arsenal, Bayerns Viertelfinalgegner Olympique Marseille und Olympiakos Piräus hatten die Dortmunder mit nur vier Punkten sogar den Trostpreis Europa League verpasst. "Erst wenn sie diese zwei Dinge in Einklang bringen, wenn sie zeigen, dass sie international mitspielen können, dann sage ich: Chapeau!", betonte Hoeneß.

Der Präsident des FC Bayern ging auch auf den unterschiedliche Mediensituation beider Vereine ein: "Die haben zwei, drei Journalisten, die meisten schlafen in gelb-schwarzer Unterwäsche. Die sind ja die größten Jubler, wenn die gewinnen. Wir haben davon in München wenige. Wenn der Mario vorne drei Tore macht, dann gehen die nicht einen Bericht schreiben über Mario Gomez, der drei Tore geschossen hast, sondern über den Star, der auf der Bank sitzt. Das ist ein Riesenproblem."

Aus diesem Grund hätten Talente kaum Zeit, sich zu entwickeln - anders als in Dortmund: "Gündogan geht von Nürnberg nach Dortmund, spielt neun Monate mehr oder weniger nicht. In München hätte man schon längst vom Fehleinkauf gesprochen. In Dortmund kann der sich schön langsam entwickeln, spielt nicht, spielt nicht, spielt nicht, und plötzlich spielt er. In München wäre der schon längst kaputt geschrieben. In dieser Oase leben die noch."

Hoeneß sprach auch kurz darüber, dass er einst Jürgen Klinsmann verpflichtete und nicht Jürgen Klopp: "Dass ich viel von ihm halte, habe ich ja schon gezeigt, als ich ihn damals angerufen habe und ich ihn gefragt habe: Herr Klopp, können sie sich vorstellen, Bayern München zu trainieren. Und er hat ja gesagt. Der hat jetzt Vertrag bis 2016. Was bis dahin passiert, wissen wir doch alle nicht."

"Ich habe keine Lust, mich an solchen Diskussionen zu beteiligen. Ich schätze Uli Hoeneß nach wie vor, daran werden auch die jüngsten Äußerungen nichts ändern", sagte Watzke.

© Süddeutsche.de/dpa/ots/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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