Einzelkritik FC Bayern:Schone sich, wer kann!

Arjen Robben wird im Stadionheft zum "Spieler des Monats" gekrönt, Anatoli Timoschtschuk ist der Anführer aller Münchner Finanzverwalter, Bastian Schweinsteiger rutscht beim Vorangehen aus und Franck Ribéry schont sich sogar auf dem Feld für Real Madrid. Der FC Bayern beim 0:0 gegen Mainz in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

1 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Manuel Neuer

FC Bayern München - FSV Mainz 05

Quelle: dpa

Arjen Robben wird im Stadionheft zum "Spieler des Monats" gekrönt, Anatoli Timoschtschuk ist der Anführer aller Münchner Finanzverwalter, Bastian Schweinsteiger rutscht beim Vorangehen aus und Franck Ribéry schont sich sogar auf dem Feld für Real Madrid. Der FC Bayern beim 0:0 gegen Mainz in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Fröttmaning

Manuel Neuer: Musste als Herzens-Schalker vor dem Anpfiff mit ansehen, dass ihn auch seine alten Kollegen bei der Jagd zu seiner ersten Meisterschaft nicht mehr helfen konnten. Musste dann recht bald einsehen, dass er diesmal keinen Beitrag zu seinem eigenen Spiel leisten kann. Seinen ersten Ball fing Neuer nach 76 Minuten, als Caligiuri geflankt hatte. Vielleicht wäre er im Nachhinein gerne für diesen einen Tag noch einmal ein Schalker gewesen, um diesen Schuss von Piszczek und das Gestocher von Kehl zu halten.

2 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Rafinha

FC Bayern Muenchen - 1. FSV Mainz 05,

Quelle: dapd

Rafinha: Kam in die Startelf für Philipp Lahm, der sich für Real Madrid schonte. Sollte sich als Brasilianer gegen den selbst ernannten Karnevalsverein der Bundesliga eigentlich wohlfühlen - möchte man meinen. Dabei hat Karneval in Rio mit dem Karneval in Mainz so viel zu tun wie Samba mit dem Ententanz. Weil dies vielleicht einer seiner letzten Auftritte beim FC Bayern als Rechtsverteidiger ist, bemühte sich Rafinha immerhin, rannte auch mal nach vorne und schlug schöne Flanken. Leider immer auf den Kopf des Mainzer Verteidigers Jan Kirchhoff. Aber der ist auch 1,95 Meter groß.

3 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Jérome Boateng

FC Bayern München - FSV Mainz 05

Quelle: dpa

Jérome Boateng: Wenn die Mainzer überhaupt einmal nach vorne kamen, lief von irgendwo her Jérome Boateng in den Passweg und stoppte den Angriff. Konnte diesmal zeigen, dass er in den Facetten Schnelligkeit, Zweikampf und Kopfball stärker ist als 95 Prozent aller anderen Bundesliga-Profis. Zeigte diesmal auch keinen Aussetzer wie zuletzt häufiger. Doch dazu gaben ihm die Mainzer auch nicht eine Gelegenheit.

4 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Holger Badstuber

Holger Badstuber,Adam Szalai

Quelle: AP

Holger Badstuber: Wird nach diesem Spiel bei Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Christian Nerlinger einen Termin beantragen und dabei energisch auf den Ankauf eines weiteren Innenverteidigers dringen. Denn während auf allen Positionen Mitspieler es sich auf der Bank bequem machen konnten, weil ein B-Elf-Spieler parat stand, mussten die Innenverteidiger ran. Badstuber spielte so, als hätte er so viel Lust auf diese Partie wie auf den Umzug eines Freundes nach einer durchzechten Nacht. Winkte bisweilen apathisch ab, wenn sich vorne mal wieder keine Anspielstation auftat. Ging als erster nach dem Halbzeitpfiff in die Kabine und deutete dabei ein Humpeln an. Vielleicht wollte er seinen Trainer Jupp Heynckes dazu zwingen, ihn endlich zu erlösen. Doch es half nichts: Ein anderer Innenverteidiger ließ sich einfach nicht finden.

5 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Diego Contento

Diego Contento

Quelle: AP

Diego Contento: Rotierte für all die Geschonten ins Team. Trägt einen derart langen Irokesen-Haarschnitt, dass er im Mainzer Karneval auch ohne Verkleidung als römischer Zenturion durchgehen würde. Hielt dann weitestgehend brav seine Stellung, wehrte alle Angriffsversuche der Gegner über seine Seite ordnungsgemäß ab, trug aber recht wenig zum Offensivspiel der Bayern bei.

6 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Anatoli Timoschtschuk

FC Bayern Muenchen v FSV Mainz 05  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Anatoli Timoschtschuk: Das Spiel hatte den Charakter einer Einführung in den Beruf des Finanzverwalters, pflichtbewusst aber ohne Freude und Emotion spulten die Münchner ihr Programm ab. Durch seine Spielweise und seinen Laufstil wirkte Anatoli Timoschtschuk wie der Anführer aller Finanzverwalter. Strohtrocken füllte der Ukrainer seinen Beruf aus, selbst bei seinem Schuss gegen den Pfosten (beste Bayern-Chance der ersten Halbzeit) kam kein sichtbarer Ärger auf. Trottete wieder auf seinen Platz im defensiven Mittelfeld, als wäre nichts gewesen.

7 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Bastian Schweinsteiger

FC Bayern Muenchen - 1. FSV Mainz 05,

Quelle: dapd

Bastian Schweinsteiger: Der Schontag für Philipp Lahm beförderte Bastian Schweinsteiger zum Kapitän. Bei neun Punkten Rückstand vier Spiele vor Schluss sollte der Kapitän natürlich energisch und kraftvoll vorangehen. Bekam vom Anstoß weg das erste Zuspiel - und rutschte gleich mal weg. Das mit dem Vorangehen gestaltete sich weiterhin schwierig, auch bei seinem ersten Schussversuch rutsche Schweinsteiger weg. Forderte umgehend neues Schuhmaterial. Weil Vorangehen schwierig war, ließ er sich mitunter auf den Libero-Posten zurückfallen, um von ganz hinten das Bayern-Spiel zu ordnen.

8 / 15

Einzelkritik FC Bayern:David Alaba

David Alaba,Mueller

Quelle: AP

David Alaba: Stieg in den vergangenen Wochen zum vielleicht besten Linksverteidiger der Liga auf. Und zum vielleicht besten Fußballfreund von Franck Ribéry. Und wie das so ist im Leben, wenn sich der beste Freund mal ausruhen muss, übernimmt man dessen Rolle. David Alaba spielte also diesmal links vorne. War allerdings dort kein Ribéry, nicht einmal ein Alaba, zumindest nicht der Alaba der vergangenen Wochen. Kaum etwas gelang dem Österreicher, ging in der lethargischen Bayern-Mannschaft mit unter. Verließ in der Halbzeit für Freund Ribéry den Platz.

9 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Arjen Robben

FC Bayern Muenchen - 1. FSV Mainz 05,

Quelle: dapd

Arjen Robben: Zwei Bayern-Fans in der U-Bahn auf dem Weg zum Stadion. Fan A: "Glaubst du, dass der Robben ausgepfiffen wird, wenn er in der Startelf steht?" Fan B: "Weiß nicht, pfeifst du?" Fan A: "Ja." Seine Pfiffe wurden bei der Mannschaftsvorstellung dann aber von der donnernden Fanfarenmusik über die Lautsprecher locker übertönt. Im Stadionheft wurde Arjen Robben als "Spieler des Monats" gepriesen, darin sagt Robben: "So eine Woche hatte ich noch nie. Ich habe wieder richtig Spaß!" Das Heft war offenbar vor dem Dortmund-Spiel in Druck gegangen. Wollte merklich den schlechten Eindruck aus Dortmund wiedergutmachen, war der engagierteste Münchner in der Offensive. Doch ganz allein kann selbst Arjen Robben nichts ausrichten. Als er einmal wegen Abseits zurückgepfiffen wurde, wollte er den Ball aus einem Meter ins leere Tor donnern, doch er traf: den Pfosten.

10 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Thomas Müller

119687832

Quelle: AFP

Thomas Müller: War vor dem Spiel zu sehen, wie er auf dem Weg in die Kabine die Schlussphase des Dortmunder Sieges auf einem Monitor sah. Weil er dort die Gelb-Schwarzen (schon wieder) jubeln sah, erschlaffte offenbar jeder Einsatzwillen. Hatte in der 43. Minute seine erste gute Aktion mit einem schönen Pass auf Olic. Auch in der zweiten Halbzeit war kaum zu erkennen, dass es womöglich für ihn um einen Startplatz gegen Madrid ging, weil dann Kollege Toni Kroos wieder parat steht. Wurde nach 79 Minuten von eben diesem abgelöst.

11 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Ivica Olic

FC Bayern Muenchen - 1. FSV Mainz 05,

Quelle: dapd

Ivica Olic: Durfte als B-Stürmer in der Münchner B-Elf für A-Stürmer Mario Gomez starten. "Er wird noch wichtige Tore machen für uns", erklärte Trainer Heynckes in Richtung Ivica Olic vor einigen Wochen. Er traf dann zweimal gegen Olympique Marseille in der Champions League und beschloss danach, das jetzt genießen zu wollen. Hatte gegen Mainz wenig Anlass zum Genießen. Vergab zwei schöne Chancen - wurde nach einer Stunde ausgewechselt.

12 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Franck Ribéry

Zdenek Pospech, Franck Ribery

Quelle: AP

Franck Ribéry: Was waren die 69.000 Zuschauer im Stadion froh, als sich Franck Ribéry zur Halbzeit aufwärmte. Zwar mit orangenen Leucht-Fußballschuhen, aber ihm würden sie auch ein Spiel ohne Schuhe nicht krumm nehmen. Zog gleich den Jubel der Leute auf sich, als er bei einer 4-2-Situation auf die Mainzer Abwehr zudribbelte. Blieb aber hängen. Blieb auch danach hängen, zweimal, dreimal. Wollte offenbar trotz Einwechslung keineswegs damit aufhören, sich für Real Madrid zu schonen.

13 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Mario Gomez

FC Bayern Muenchen v FSV Mainz 05  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mario Gomez: Durfte sich die letzten 30 Minuten auf dem Rasen auf Real Madrid vorbereiten. Hatte ja durchaus auch den persönlichen Auftrag, sein Torekonto zu erhöhen, um in der Schützenliste dem Schalker Klaas-Jan Huntelaar zu entkommen. Hatte die erste Gelegenheit dazu drei Minuten nach der Einwechslung, doch er zielte drüber.

14 / 15

Einzelkritik FC Bayern:Toni Kroos

FC Bayern Muenchen v FSV Mainz 05  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Toni Kroos: Als Trainer Jupp Heynckes sauer wurde, ob der schlaffen Leistung seiner Mannschaft, schickte er Toni Kroos aufs Spielfeld. Er schoss dann immerhin einmal aufs Tor.

15 / 15

FC Bayern Muenchen - FC Augsburg

Quelle: dapd

Die Fans in der Südkurve hinter dem Tor verweigerten in den ersten zwölf Minuten ihre Anfeuerung und hissten ein Plakat: "12 Minuten für Respekt und Meinungsfreiheit". Feuerten sich dann erst einmal selbst an mit "Südkurve, Südkurve"-Rufen, woraufhin der Rest des Stadions pfiff. Es scheint wieder einiges an Missstimmung zu geben zwischen den Hardcore-Fans und dem Rest im Verein. Auch deshalb glich die Stimmung in der Arena bisweilen der einer Trauerveranstaltung. Weil das Spiel irgendwie allen egal schien, kam in der Südkurve bald vorrevolutionäre Stimmung auf, die Fans brüllten: "Wir sind Euch doch scheißegal, ihr Wichser!"

© Süddeutsche.de/bero
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: