Als sich die ersten Mitspieler längst durch den furchterregenden Stau rund um die Münchner Fußball-Arena quälten, stand Dante Bonfim Costa Santos, genannt Dante, noch in dem großen Durchgangsraum, der hinausführt zum Mannschaftsbus und den Autos. Der fröhliche Profi des FC Bayern München aus dem fröhlichen Ort Salvador da Bahia in Brasilien ist generell ein netter Gesprächspartner. Nach diesem ersten Saisonspiel aber trieb ihn wohl das schlechte Gewissen dazu, alles genau zu erklären.
Innenverteidiger Dante hatte wahrlich keinen fröhlichen Abend erlebt. Zuerst bekam er mehrmals Hinweise seines neuen Trainers, was er alles falsch mache. Dann überwand er seinen eigenen Torwart und verunfallte ein Eigentor. Es war eine ungewohnt zittrige Partie Dantes und so klang vieles nach Rechtfertigung.
Begleitet von diesem einnehmenden Dante-Lächeln sagte Dante: "Wir verteidigen ein bisschen anders." Die Innenverteidiger müssten viel häufiger Eins-gegen-Eins-Situationen bewältigen, "wir dürfen keinen Zweikampf verlieren, sonst sind wir in Schwierigkeiten." Er weitete dabei die Augen, spitzte die Lippen und stieß ein leises "uuuhhh" hindurch. Allein Dantes Mimik und Gestik verriet, wie gefährlich das alles war.
Der FC Bayern, unbesiegbarer Triple-Gewinner der vergangenen Saison, hat mit dem neuen Wundertrainer Pep Guardiola das Auftaktspiel der 51. Bundesliga-Saison zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach mit 3:1 gewonnen. Die Meinungsführer des Münchner Klubs inklusive Guardiola beteuerten danach, dass vor allem dieses Ergebnis zähle, weil es verhindere, dass gleich der Druck auf das neue Gebilde steige. Was man halt so sagt, wenn sich hinter den Zahlen eine teilweise irritierende Vorstellung versteckt hat.
Viel wurde geredet darüber, was der Katalane alles ändern würde beim überstarken FC Bayern. Und welchen der Triple-Gewinner er weh tun werde. Nun, eigentlich niemandem. Nach den Ausfällen von Thiago (krank) und Mario Götze (Aufbautraining) standen alle großen Namen auf dem Spielberichtsbogen in der ersten Elf. Alle, bis auf Javi Martínez.
Das war durchaus nachvollziehbar, weil der Spanier nach dem Konföderationen-Cup und verlängertem Urlaub erst kurz mit der Mannschaft trainiert hatte. Allerdings fehlte ja nicht nur der Spieler, sondern dessen Position gleich mit. Und war Martínez vor einem Jahr nicht für 40 Millionen Euro gekommen, um den Zauberfüßen da vorne eine Absicherung als Geleitschutz mitzugeben?
Pep Guardiolas erste Bundesliga-Formation verriet Mut und Angst zugleich. Angst, weil er offensichtlich erst einmal eine Debatte über missmutige Stars verhindern wollte. Mut, weil wohl noch nie eine Bayern-Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte mit so vielen offensiv denkenden Spielern auf dem Rasen stand. Eine Dichte überschäumenden Talents mit Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller, Toni Kroos und mit Mario Mandzukic sogar mit einem echten Neuner, einem Mittelstürmer. Das Spiel offenbarte alle Vorteile, die eine solche Formation bietet. Und alle Nachteile.
Der größte Vorteil: Es wird sich schwerlich eine Defensive finden, die den FC Bayern 90 Minuten lang stoppen kann. Allein Franck Ribéry und Arjen Robben wirbelten wie Irrwische über das Feld und stellten den Gladbachern unlösbare Rätsel. Das 1:0 erzielte Robben nach einem wunderbaren Pass von Ribéry (12.). Das 2:0 schoss fast Ribéry nach einem geistesgegenwärtig schnell ausgeführten Freistoß von Robben, Gladbachs Torwart Marc-André ter Stegen hielt zwar den Ball des Franzosen, doch den Abpraller versenkte Mandzukic (15.). Wenn Ribéry und Robben unterstützt von ihren Nebenleuten das Tempo anzogen, machte sich in der Abwehr der Borussia Panik breit.