FC Bayern in der Einzelkritik:Robben bierduscht Kovac

Süle nimmt einen Schluck in der Größe eines Niklas Süle, Robben und Ribéry schießen sich den Abschied perfekt: Der FC Bayern ist Meister - hier die Feierkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Sven Ulreich

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(Foto: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Seit zehn Jahren gab es kein richtiges Meisterschafts-Finale mehr und vielleicht dauert es nun wieder zehn Jahre, bis ein Bayern-Torwart ein Meisterschaftsfinale erlebt, bei dem er mehr als zwei Minuten Stress hat. Die Ausgangslage war ja klar: Kassiert er kein Gegentor, ist Bayern deutscher Meister. Kassierte ein Gegentor - an dem er nichts machen konnte, weil der Ball durch den Sechzehner flipperte. Dass dann nicht mehr viel vom meisteingesetzten Ersatz-Torwart der Bundesliga abhing, sprach nicht so sehr für Frankfurt, lag aber auch an seiner Abwehr, die gegen die aggressive Eintracht aggressiv in die Zweikämpfe ging. Gewann seine vierte deutsche Meisterschaft.

Joshua Kimmich

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(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Mit Schlusspfiff hatte er es geschafft: Deutscher Meister sein? Das auch. Aber mit dem Ende dieses Spiels hatte Joshua Kimmich jede einzelne Bundesliga-Minute gespielt. 34 mal 90 macht 3060 plus noch die Nachspielzeit. Rollte auch gegen Frankfurt die rechte Seite herunter wie eine Lok auf zwei Beinen. Sprang ein bisschen übermütig in die Ecke der Frankfurter, die er mit seinem Schienbein so abfälschte, dass das einzige Gegentor des Tages daraus resultierte. Aber das war dann ja schnell egal. Wird nach dem Abschied von Arjen Robben ja die Rolle des überehrgeizigen Kopf-durch-die-Wand-Spielers beim FC Bayern einnehmen. Bewies 3060 Minuten lang, dass er das kann.

Niklas Süle

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(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Falls es noch einen Beweis brauchte, dass dieser Niklas Süle ins Abwehrzentrum des FC Bayern gehört: Lieferte sich in der zehnten Minute ein Schwergewichts-Laufduell mit Ante Rebic. Gewann. Falls es noch eines weiteren Beweises brauchte: Nahm erstmal einen Schluck in der Größe eines Niklas Süle, als man ihm das Riesenglas Weißbier überreichte.

Mats Hummels

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(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Hat ja eine besondere Erinnerung an Spiele gegen die Eintracht. Wurde im Pokalfinale erst als Schwachpunkt ausgemacht und dann überlaufen ("Bruder, schlag den Ball lang"). Machte in seinem 300. Bundesliga-Spiel seinen Frieden mit dem Angstgegner.

David Alaba

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(Foto: Michael Dalder/Reuters)

Wahrscheinlich der Mensch im Stadion, der am traurigsten über den Abschied von Franck Ribéry war. Keiner arbeitete beim FC Bayern so eng mit dem Fränckie, wie Alaba ihn zuweilen nennt, zusammen. Musste deswegen ja mehr oder weniger zwei Minuten nach dem Frankfurter Ausgleich das 2:1 schießen. Geh, bittschön, wie hätt das denn sonst ausgesehen? Pass auf Ribéry und Hinterlaufen - für Alaba war das ein Vorgang wie Zähneputzen und Schuheanziehen. Muss sich jetzt mit Kingsley Coman arrangieren. Das wird auch klappen, aber seinen Bro, seinen Spezl, seinen Lieblingskompagnon, seinen Fränckie, mit dem er auf der Außenbahn und dann auch mal im Münchner Hugos brillierte, der ist nicht mehr da.

Leon Goretzka

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(Foto: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Musste nach 37 Minuten offensichtlich angeschlagen vom Platz. War zuvor das, wofür das Fußballexikon das Wort "Mittelfeldmotor" erfunden hatte. Eroberte Bälle, sprintete nach vorne und war einer der Gründe, warum der FC Bayern schon nach 35 Minuten eigentlich 4:0 führen müsste. Für ihn kam Renato Sanches und Niko Kovac hatte nicht mehr die Möglichkeit, Rafinha, Robben und Ribéry einzuwechseln. Trost für ihn: Gewann zusammen mit Serge Gnabry und Alphonso Davies seine erste deutsche Meisterschaft.

Thiago

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(Foto: Christof Stache/AFP)

Wenn man über diese Meisterschaft spricht, die im emotionalen Whirpool zu Ende ging, dann muss man zwingend über Thiago sprechen. Eigentlich kann es kaum zwei Meinungen darüber geben, dass er der wichtigste Bayern-Spieler war. Immer das Zentrum des Spiels, immer Ballverteiler, immer Passmaschine, immer Regisseur mit einer immer absurd guten Ballbehandlung. Nach vorne war das Spiel der Münchner eigentlich immer das Spiel von Thiago.

Thomas Müller

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(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Das Stolpern ist gemeinhin eine Stärke des Müllerthomas, der ja vermeintlich ungeschickt den Ball meist an allen vorbei zum Mitspieler oder ins Tor bringt. Stolperte auch gegen Frankfurt - aber so, wie normale Menschen stolpern. Hatte den Ball frei zum 2:0 da liegen und brachte seine Haxen nicht in die Reihe. Es gab Abstoß. Aber natürlich bemisst sich der Wert eines Müllerthomas auch und vielleicht sogar vor allem an anderen Dingen. Sprach während der Meisterfeier zum Stadion. Kündigte den Pokal-Sieg an. Natürlich, während er mit Bier übergossen wurde.

Kingsley Coman

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(Foto: Tobias Hase/dpa)

Vielleicht musste es einfach so sein, dass der Nachfolger von Franck Ribéry die große Abschiedsparty von Franck Ribéry einleitete. Pass von Thomas Müller, ein Kontakt Coman, Tor, 1:0. Gab mit diesem Tor das Signal, die ersten Weißbierhumpen anzuschenken. Wer einem Leid tun konnte: Die Frankfurter Gegenspieler, meist David Abraham, die mit ihren gefühlt hundert Pflichtspielen in der Saison am Ende gegen ihn, den vielleicht antrittstärksten Spieler der Liga spielen musste. Ging in der 61. Minute für - klar - Franck Ribéry.

Serge Gnabry

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(Foto: Matthias Balk/dpa)

Vielleicht wäre einfach zu passend gewesen, wenn der Nachfolger von Arjen Robben die große Abschiedsparty von Arjen Robben klar gemacht hätte. Aber der Video-Schiedsrichter sah, dass Robert Lewandowski beim Pass vor Gnabrys 2:0 in der 27. Minute im Abseits war. Wird das Erbe einer Klub-Legende übernehmen und zeigte in dieser Saison, dass er das hinkriegen könnte.

Robert Lewandowski

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(Foto: Sven Hoppe/AFP)

Hätte das Spiel früher entscheiden können, aber das kümmerte dann auch niemanden mehr. Das war ein Spiel, das anderen Spielern gehörte, aber er wurde zum vierten Mal Torschützenkönig der Bundesliga. Nur Gerd Müller (sieben Mal) hat die Kanone häufiger gewonnen.

Renato Sanches

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(Foto: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Spielte in dieser Saison nicht so häufig. Er sagte auch, er sei unglücklich. Und dann kommt er am 34. Spieltag in die Partie und schießt den FC Bayern mit seinem 3:1 zum Meister. Als er dann traf, rannte er über den ganzen Platz zurück, immer weiter, bis er in die Arme von Rafinha rutschen konnte. Rafinha, der seinen Einsatz nicht bekam, gilt als jemand, der ein Herz für alle hat. Irgendwie war es dann wohl auch sein Meister-Tor. Sanches sorgte dafür.

Franck Ribéry

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(Foto: John Macdougall/AFP)

Kam in der 61. Minute und irgendwie war klar, dass was passieren würde. Und es passierte was. Franck Ribéry schoss sein letztes Tor in der Münchner Arena mit einem hauchzarten Lupfer nach einem dynamischen Sprint direkt vor den Fans, die ihn jahrelang liebten, feierten, anfeuerten. Er zog dann sein Trikot aus, er rutschte über den Rasen, er wurde vom ganzen Team, vom ganzen Stadion gefeiert und er umarmte Schiedsrichter Sascha Stegemann, als der ihm Gelb zeigen musste. Das klingt nach viel zu viel Emotionen für einen Spiel und es waren auch zu viel Emotionen für Franck Ribéry. Als er zur Südkurve sprechen sollte, mit dem Mikrofon in der Hand und die Fans ihn feierten, da fing er an zu weinen. "Dankeschön" presste er noch heraus, als ihn seine Frau umarmte und er die Tränen gar nicht mehr zurückhalten konnte.

Arjen Robben

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(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Er sprintete schon zur Auswechselbank, als würde er den Rasen in Brand stecken wollen. Als er dann für Serge Gnabry ins Spiel kam, sprach er mit Joshua Kimmich über die Taktik. Er wollte ein Tor schießen, er musste ein Tor schießen und er schoss noch ein Tor. David Alaba legte ihm die Kugel hin und er drückte sie mit seinem linken Fuß über die Linie. Es war der Moment, als die Münchner im Himmel der Bayern angekommen waren. Deutscher Meister. Tor Ribéry. Tor Robben. War dann bei der Meisterfeier derjenige, der Niko Kovac, der seine erste Meisterschaft gewann, bierduschen durfte. Versorgte die Fans in der Südkurve mit Bier, was natürlich nicht dafür sorgte, dass er noch mehr gefeiert wurde, weil das gar nicht mehr möglich war. Sagte nach dem Spiel. "Ich bin dankbar für alles."

Rafinha

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(Foto: Michael Dalder/Reuters)

Wurde nicht eingewechselt aber von Renato Sanches umarmt und von der Kurve dennoch gefeiert. Mit ihm geht der beliebteste Ersatzaußenverteidiger, den der FC Bayern je hatte. Nach dem das Bier aus den Gläsern floss, ließen ihn seine Mitspieler hochleben. Sie warfen ihn hoch und während sie das taten, übergossen sie ihn mit Bier. Als ihm der Stadionsprecher das Mikrofon hinhielt, sagte er: "Wir sind eine Familie. Mia san Mia."

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