FC Bayern:Nagelsmann-Wechsel naht

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Glückwunsch - und bald auf Wiedersehen? RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann mit Spieler Nordi Mukiele nach dem 2:0-Sieg am Sonntag gegen Stuttgart. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Der FC Bayern hinterlegt offiziell sein Interesse, den 33-jährigen Trainer im Sommer als Hansi-Flick-Nachfolger nach München zu holen. Nagelsmanns aktueller Verein RB Leipzig soll eine Rekordablöse fordern.

Die Tür für einen Wechsel von Trainer Julian Nagelsmann, 33, zum FC Bayern hat sich offenbar weit geöffnet. Dem Vernehmen nach ist RB Leipzig - trotz bisher gegenteiliger Aussagen - unter bestimmten Voraussetzungen bereit, seinen jungen Erfolgscoach schon im Sommer als Hansi-Flick-Nachfolger nach München ziehen zu lassen. Im Raum steht nach übereinstimmenden Medienberichten vom späten Sonntagabend eine Rekordablösesumme im deutlich zweistelligen Millionenbereich, die aber als noch nicht ausgehandelt gilt. Nagelsmanns Vertrag in Leipzig läuft noch bis Juni 2023.

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Nagelsmann wird seit der Verkündung des Abschieds von Joachim Löw nach der EM im Sommer und den direkt folgenden Spekulationen, dass Hansi Flick neuer Bundestrainer werden solle, als künftiger Bayern-Coach gehandelt. Flick hat ja seinerseits öffentlich angekündigt, die Bayern am Saisonende verlassen zu wollen. Eine Einigung über eine vorzeitige Auflösung seines Vertrags in München steht noch aus. Es gilt jedoch als ausgeschlossen, dass Flick auch über den Sommer hinaus FCB-Trainer bleibt.

Flick hatte die Bayern Ende 2019 übernommen und umgehend zu sechs Titeln geführt. Die Münchner stehen auch jetzt wieder unmittelbar vor der Titelverteidigung in der Bundesliga - sieben Punkte vor dem Tabellenzweiten aus Leipzig, der sich unter Julian Nagelsmann auch in der Champions League etabliert hat. Durch den 2:0-Sieg vom Sonntagnachmittag gegen den VfB Stuttgart hat RB die neuerliche Qualifikation für die Königsklasse so gut wie sicher.

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Schon vor der Ankündigung Hansi Flicks, München verlassen zu wollen, hatte Nagelsmann reserviert auf die Gerüchte um das nun aber offiziell hinterlegte Bayern-Interesse reagiert. Er verwies unter anderem darauf, dass er auch 2018 in einer ähnlichen Situation Angebote namhafter Interessenten ausgeschlagen hatte und zunächst in Hoffenheim geblieben war, weil ihm der Klubmäzen Dietmar Hopp damals eine vorzeitige Freigabe verweigert hatte. Erst 2019 wechselte Nagelsmann dann nach Leipzig.

In einem SZ-Interview erklärte er zwar vor einigen Wochen, dass er nicht garantieren könne, seine Verträge künftig immer bis zum letzten Tag zu erfüllen. Er betonte aber, dass er sich niemals über einen Streit mit seinem aktuellen Klub aus einem Kontrakt herausstreiken würde. Nagelsmann betonte generell: Wenn es für einen vorzeitigen Wechsel vor Vertragsende keine bindende Ausstiegsklausel gebe - wie aktuell bei ihm für diesen Sommer 2021 -, dann müsse es immer eine einvernehmliche Einigung geben.

Das ließ auch für ein mögliches Bayern-Interesse eine Hintertür offen, obwohl die RB-Verantwortlichen zuletzt mehrfach betonten, es gebe für Nagelsmann keine Schmerzgrenze und "kein Preisschild". Da sich dieser Standpunkt wohl geändert hat, könnte sich für Nagelsmann in Kürze ein Traum erfüllen: Er ist gebürtiger Oberbayer (Landsberg) - und seit Kindheitstagen FC-Bayern-Sympathisant.

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Ein möglicher logischer Nagelsmann-Nachfolger in Leipzig käme aus den USA, Bundesstaat Wisconsin: Jesse Marsch, 47, coacht bereits seit 2015 für die Fußballfamilie von RB. Damals installierte ihn der aktuelle Leipziger Geschäftsführer Oliver Mintzlaff als Cheftrainer bei den New York Red Bulls. Ab Sommer 2018 war Marsch bereits für ein Jahr in Leipzig - als Co-Trainer von Ralf Rangnick, der damals für eine Saison den Brückentrainer bis zur Ankunft von Nagelsmann gab. Seit 2019 setzt Marsch nun als Chefcoach die Erfolgsgeschichte von RB Salzburg fort.

Dort wiederum gilt unter anderem Oliver Glasner als Kandidat, falls der Trainerposten in einigen Wochen mal wieder frei werden sollte. Glasner, der einst in Salzburg bereits Co-Trainer war (unter Roger Schmidt), soll laut aktueller Marktgerüchte im Sommer mit einer Rückkehr nach Österreich liebäugeln, obwohl er mit dem VfL Wolfsburg auf Champions-League-Kurs liegt. Auch über den Posten des Nationaltrainers in seiner Heimat wird derzeit spekuliert.

In der Bundesliga dürfte sich jedenfalls das spektakuläre Trainer-Domino in der Spitzengruppe der Tabelle fortsetzen. Inzwischen ist es ein alles andere als abwegiges Szenario, dass alle aktuellen Top-7-Klubs in die kommende Saison mit neuen Cheftrainern starten werden. Sicher sind ja bereits die ligainternen Wechsel von Marco Rose (von Gladbach nach Dortmund) und Adi Hütter (von Frankfurt nach Gladbach). Bei Bayer Leverkusen hat Interimscoach Hannes Wolf nur eine Anstellung bis Saisonende.

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