FC Bayern punktet in Dortmund:Etappensieg auf dem Weg nach Wembley

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Torschütze zum Ausgleich: Mario Gomez (links). (Foto: AFP)

Ohne sieben etablierte Spieler holt der FC Bayern in Unterzahl einen Punkt in Dortmund und wähnt sich als moralischer Sieger. Die panische Angst vor dem BVB, die den Rekordmeister noch vor einem Jahr umtrieb, ist weg.

Von Jonas Beckenkamp

Manuel Neuer hat als gebürtiger Gelsenkirchener eine besondere Beziehung zu diesem Ort, der sich Dortmund nennt. Der Bayern-Keeper verrichtet seine Arbeit zwar mittlerweile weit weg von Lüdenscheid und Herne-West, doch wie sehr ihn die Rivalität zur Borussia geprägt hat, zeigte sich nach diesem Frühlingsabend im Dortmunder Stadion. "Bei diesem Spiel wird es nie ganz freundschaftlich zugehen", sagte Neuer nach dem 1:1 zwischen dem BVB und den Bayern: "Auch wenn es heute um nicht viel ging, ist es eine Herausforderung, gegen den BVB zu spielen."

Es mag nicht die relevanteste Partie des Jahres gewesen sein, aber egal war der Ausgang doch niemandem. In diesen Tagen, die den deutschen Fußball in ein neues Zeitalter hieven, ist zwischen Dortmund und München sowieso nichts mehr irrelevant, denn: Es gibt da ja dieses eine Supermegariesen-Duell am 25. Mai im Londoner Wembley Stadion, das die Republik schon jetzt elektrisiert. Aus Sicht der Bayern ist der Titelgewinn in der Champions League nach zwei Finalpleiten in den vergangenen drei Jahren vielleicht noch etwas dringlicher - und so richtete Neuer den Blick schon weit voraus: "Ich glaube nicht, dass Lewandowski im Finale den Elfmeter auch so geschossen hätte."

Die Rede war von einem nicht sehr präzise getretenen Strafstoß des Polen, der den Gastgebern Mitte der zweiten Halbzeit noch den Sieg hätte bescheren können, wenn Neuer ihn nicht herausragend pariert hätte (60. Minute). Zuvor war die Borussia durch einen Volleytreffer von Kevin Großkreutz (11.) in Führung gegangen, ehe Mario Gomez per Kopf ausglich (23.). Es waren rein sportlich die brisantesten Szenen eines Spiels, in dem es viel um Erkenntnisgewinn gegangen war. Wie lassen sich diese Dortmunder ärgern? Wo zwickt es das Kollektiv von Jürgen Klopp?

BVB in der Einzelkritik
:Zu wackelig, zu hibbelig, zu ungenau

Moritz Leitner spielt enorm quirlig, aber auch hibbelig. Felipe Santana hat einige Wackler in seinem Gesamtkunstwerk zu verzeichnen - und für Sebastian Kehl ist die Borussia wie ein Jungbrunnen. Borussia Dortmund beim 1:1 gegen den FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

"In Unterzahl war es schwer für uns"

Das hatten die Bayern insgeheim herausfinden wollen - und sie dürfen sich über ein paar Anhaltspunkte gefreut haben. Vor allem überzeugten sie diesmal mit ihrer Unnachgiebigkeit, während der BVB gehemmt wirkte. "Nach den Ereignissen der vergangenen Woche war es nicht leicht, zur Tagesordnung überzugehen," sagte Trainer Jupp Heynckes: "Das war eine sehr intensive Partie, in der sich beide Mannschaften nichts geschenkt haben." Heynckes konnte entspannt sprechen, denn dafür, dass er seine Elf ordentlich durcheinandergewürfelt hatte, lief es zufriedenstellend.

Bayerns B-Elf (ohne sieben etablierte Kräfte) war streckenweise sogar besser als Dortmunds A-Elf abzüglich Hummels, Reus und Götze - und erkämpfte sich den Punkt am Ende sogar mit zehn Mann. Am emotionalsten wurde es, als Ersatzverteidiger Rafinha binnen zwei Minuten gleich doppelt mit rüdem Spiel auffiel und nach einem Ellbogenschlag gegen Kuba Gelb-Rot sah (65.).

So gesellt sich für die Bayern zur tabellarischen Überlegenheit auch die Gewissheit, dass es mit einer Ersatztruppe auswärts immerhin zu einem 1:1 reichte. "In Unterzahl war es zwar schwer für uns, aber wir haben uns gut verkauft. Das war okay," sagte Torwart Neuer. Ähnlich sah auch Heynckes die Leistung: "Großes Lob an die Mannschaft, die kämpferisch überragend agiert hat, auch mit zehn Spielern und deshalb den Punkt verdient hat."

FC Bayern in der Einzelkritik
:Optisch und spielerisch der A-Elf unterlegen

Diego Contento passt sich dem Niveau seiner Frisur an, Luiz Gustavo agiert als mutiger Vermittler im Gerangel, Jérôme Boateng ist von Souveränität weit entfernt - nur Mario Gomez will tatsächlich etwas herausholen bei dieser Partie. Der FC Bayern beim 1:1 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp

Die Münchner, das war ihnen anzumerken, interpretierten das Spiel als kleinen Etappensieg für ihre Favoritenrolle in der Champions League. Aus der Angst vor dem BVB, die den Rekordmeister noch vor einem Jahr beinahe panisch umtrieb, ist Siegambition geworden - vor allem in Hinblick auf diese eine große Aufgabe in drei Wochen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge verkündete frohgestimmt: "Man hat heute gesehen: Dortmund tut sich schwer, uns zu besiegen - und zwar schon seit vier Spielen."

Hier geht es zu den Statistiken zum Spiel.

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