Bayern-Sieg gegen Stuttgart:Glanz gibt's später wieder

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Noch sind die Rumpelwochen beim FC Bayern nicht vorbei - doch gepunktet wird souverän. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern wurstelt sich weiter durch: Beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart deutet sich dank Xabi Alonso immerhin eine Lösung für die Probleme im Mittelfeld an - und mit Franck Ribery kehrt der erste Langzeitverletzte erfolgreich zurück.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Holger Badstuber stand auf zwei Beinen, er war sogar recht flott unterwegs. "Ich kann laufen, alles gut", rief er auf dem Weg in den Mannschaftsbus, "es ist nur der Oberschenkel". Der Bayern-Abwehrmann hatte sich bei einem Pass ohne Zutun des Gegners wehgetan und war kopfschüttelnd vom Feld gehumpelt.

Doch einen Tag später folgte eine schlimme Diagnose: Muskelsehnenriss im linken Oberschenkel, Operation, wochenlang Pause. Ausgerechnet der Fußballer, der sich zweimal hintereinander das Kreuzband im Knie gerissen hat.

Die Verletzung von Badstuber störte das Bild eines harmonischen Nachmittages beim deutschen Meister, denn beim 2:0 (1:0) gegen den VfB Stuttgart gab es durchaus positive Erkenntnisse. Thomas Müller, der als Geburtstagskind noch blendender gelaunt wirkte als sonst, fasste es so zusammen: "Es war ein ordentliches Spiel von uns. Kein Schützenfest, aber ein souveräner Sieg." Widerspruch war zwecklos, denn der Nationalstürmer hatte Recht: Gegen eine verblüffend mittellose Stuttgarter Mannschaft reichte den Münchnern eine Leistung irgendwo zwischen "Wir müssen nicht mehr" und "Wir können nicht mehr".

FC Bayern in der Einzelkritik
:König Alonso und seine Vasallen

Xabi Alonso lässt es in der Mittelfeldzentrale ordentlich chefeln. Jérôme Boateng wird künftig auf Schuhplatteln umsteigen. Und Gianluca Gaudino könnte noch ein paar Muckis vertragen. Der FC Bayern beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Rumpelwochen beim FC Bayern

Es sind Rumpelwochen beim FC Bayern, die Probleme durch die zerrüttete Vorbereitung, die Nachwirkungen eines gewissen Großevents in Brasilien und die Verletzungsmisere im Mittelfeld sind weiterhin offensichtlich. Aber die Partie gegen Stuttgart offenbarte zumindest, dass es Lösungsansätze gibt. Torwart Manuel Neuer wusste zu berichten, dass "wir die WM noch spüren. Vieles muss sich erst noch einspielen, jetzt ist erst mal wichtig, dass wir punkten." Damit traf er die allgemeine Stimmungslage auf den Punkt.

Nicht glänzen und trotzdem gewinnen - darum geht es in diesen Wochen beim Rekordmeister, der diesmal immerhin mehr Struktur im Mittelfeld zu bieten hatte. Das lag vor allem an Xabi Alonso. Bei seinem zweiten Auftritt als Münchner riss der Spanier das Spiel mit einer natürlichen Autorität an sich, die sonst weit und breit kein anderer auf dem Feld vorweisen konnte.

3. Spieltag der Bundesliga
:Tag der Rückkehrer

Nicht nur in Dortmund begrüßen sie in Shinji Kagawa einen verlorenen Sohn: Auch in München, Hoffenheim und Berlin kehren lange vermisste Spieler wie Franck Ribéry oder Sejad Salihovic in die Startformationen zurück - mit unterschiedlichem Erfolg. Das Wichtigste zu den restlichen Spielen des 3. Spieltags.

Von Johannes Knuth

Schon in der ersten Halbzeit sammelte der 32-Jährige so viele Ballkontakte, dass die Zuschauer spontan Szenenapplaus spendeten. Lob gab es dafür auch von Trainer Pep Guardiola: "Mit Xabi haben wir uns verbessert. Ein Spieler mit seiner Qualität kennt seine Position." Alonso habe "das Auge für den kurzen und langen Pass", präzisierte der Katalane. Dass die Mannschaft nach den Ausfällen von Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez und Thiago einen neuen Taktgeber bestens gebrauchen kann, wurde diesmal überdeutlich.

Alonso verteilte die Bälle mit beachtlicher Finesse, er kam insgesamt auf imposante 150 Ballkontakte (kurzzeitig schien sogar Thiagos Bundesligarekord von 185 zu wackeln). Auch wenn die Bayern längst noch nicht wieder den von Guardiola gewünschten Einschnür-Fußball zelebrieren - es scheint in die richtige Richtung zu gehen.

Mario Götze, der nach einem Standard mit einer feinen Körpertäuschung das 1:0 erzielte (27. Minute) bestätigte diese These: "Es war ein langes Jahr für viele von uns, aber die Form kommt mit den Spielen zurück." Er selbst vollbrachte zwar neben seinem Treffer keine Großtaten, aber daran hat man sich in München schon gewöhnt. So blieb die Feelgood-Geschichte des Tages einem anderen vorbehalten, der neuerdings mit Rauschebärtchen aktuellen Gesichtshaartrends nacheifert: Franck Ribéry. Fast vier Monate nach seinem letzten Einsatz im Pokalfinale in Berlin wurde der endlich genesene Franzose in der zweiten Halbzeit eingewechselt und meldete sich prompt mit dem 2:0 (85.) zurück.

Es war einer dieser Konter, auf welche die Bayern derzeit in Ermangelung anderer Mittel gerne zurückgreifen: Öffnender Pass von Robert Lewandowski, geschickter Abschluss von Ribéry - der Rest war ein fast schon abgeklärter Jubelschrei des sonst eher müden Publikums.

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Für Ribéry gilt ohnehin dasselbe wie für die gesamte Mannschaft. Es knarzt noch, aber die Zeit soll den Rost und die Müdigkeit aus den Beinen vertreiben. "Ich brauche Rhythmus, aber ich bin zurück und fühle mich gut, das ist das Wichtigste", sagte der Nicht-mehr-Nationalspieler Frankreichs, der auch in Sachen modischer Auftritt noch ein Statement hinterließ: "Der Bart gefällt mir, vielleicht ist er aber morgen wieder weg."

Die Münchner fühlen sich also in vielen Belangen bestätigt, sie feilen an ihrer sportlichen Genesung und freuen sich, dass so langsam wieder Erfolgs-Normalität einkehrt. Das schöne Spiel muss noch warten, aber wenn es auch rumpelnd klappt, ist dem Meister das gerade recht. Das letzte Wort hatte dann natürlich Thomas Müller an seinem 25. Geburtstag: "Der Tag ist gut angelaufen, jetzt kann ich locker und geschmeidig nach Hause gehen." Müller konnte dies, Badstuber nicht.

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