Basketballer des FC Bayern:Mit Calamari zur Meisterschaft

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Auch der Franzose Sylvain Francisco (am Ball gegen Braunschweigs Ahmaad Rorie) will in München reifen. (Foto: Ulrich Gamel/Kolbert-Press/Imago)

Der FC Bayern München verpasst die Playoffs in der Euroleague und will die Saison mit dem Double retten. Geschäftsführer Marko Pesic stellt klar, dass es auch zukünftig keine finanziellen Abenteuer geben wird.

Von Ralf Tögel

Kürzlich besuchte Marko Pesic jenen Ort, der für eine glorreiche Zukunft der Münchner Basketballer stehen soll. Die letzte Lisene ist mittlerweile an der Fassade des SAP Garden angebracht, die hochmoderne Multifunktionshalle mit der fließenden Lamellen-Fassade nimmt die Optik der Zeltdächer des weltberühmten Sportstättenensembles auf. Man kann sich schon gut vorstellen, wie sie sich harmonisch in die Landschaft des Olympiaparks einfügen wird.

Im September wird das Bauwerk angemessen eröffnet: mit einem Eishockeyspiel der Betriebsmannschaft des Bauherren Red Bull gegen den NHL-Klub Buffalo Sabres, einem Tag der offenen Tür für das interessierte Publikum sowie einer Partie der FCB-Basketballer, langfristiger Ankermieter, gegen einen noch festzulegenden Promi-Gegner. 11 500 Zuschauer werden dort Platz finden, deshalb ist die neue, edle Spielstätte - die nach Ansicht des Basketballfreunds und FCB-Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß neue Maßstäbe verspricht - vornehmlich für den internationalen Wettbewerb vorgesehen. Dann werden Profis aus Barcelona, Istanbul, Madrid oder Athen die Münchner Basketballer fordern, der nationale Betrieb wird weiterhin in der Mehrzahl im BMW Park stattfinden. Der ist mit 6500 Plätzen deutlich kuschliger, vielleicht bezeichnet ihn der FCB-Geschäftsführer deshalb als "Wohnzimmer". Pesic gab nun auch einen Einblick, wie er sich den sportlichen Werdegang vorstellt, als er den Gewinn der Euroleague im kommenden Jahrzehnt als Ziel definierte.

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Darauf werden sie mindestens ein weiteres Jahr warten müssen, denn die aktuelle Euroleague-Saison findet für die Münchner mit dem letzten Hauptrundenspiel am kommenden Donnerstag bei AS Monaco Basket ein vorzeitiges Ende. Die Playoffs waren das erklärte Ziel, das wurde verpasst, trotz der neuen Playins, für die der zehnte Tabellenplatz genügt hätte. Darüber ist der Geschäftsführer "sehr enttäuscht", wie Pesic deutlich macht, denn von der "Qualität und dem Potenzial des Kaders" sei er nach wie vor überzeugt. In selbigem stehen in Andreas Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey drei Weltmeister, Serge Ibaka ist ein Topspieler aus der NBA. Die Münchner rangieren dennoch auf dem 15. Tabellenplatz - das ist zu wenig für die Ansprüche des Pokalsiegers.

Trainer Pablo Laso erklärt das mangelhafte Abschneiden zuvorderst mit den vielen Verletzungen im Verlauf der Saison: "Es gab nicht ein einziges Spiel, in dem ich alle Spieler gesund zur Verfügung hatte." Derzeit muss der spanische Meistertrainer auf Devin Booker, Obst und Ibaka verzichten, zu Saisonbeginn kurierte etwa Kapitän Vladimir Lucic eine hartnäckige Handverletzung aus. Es sei daher schwierig, Konstanz ins Spiel zu bringen - für Laso ist das eine neue Erfahrung in seiner ersten Trainerstation im Ausland.

Mit Real Madrid hat der 56-Jährige zwei Euroleague-Titel gewonnen, die Königlichen sind allerdings finanziell deutlich besser ausgestattet. Bei den Topteams in der europäischen Königsklasse haben die Kader mehr Breite und Qualität, beim FC Bayern müssen hochtalentierte Spieler weiterentwickelt werden. Monaco dient dem FCB-Coach als gutes Beispiel, dort nämlich zieht der NBA-erfahrene Mike James die Fäden, der wohl beste Spielmacher in der Euroleague. Zur weiteren Verdeutlichung bemüht der Spanier einen kulinarischen Vergleich: "Wenn ich auf den Markt gehe und Gambas kaufen will, das Geld aber nicht reicht, dann muss ich mich mit Calamari zufriedengeben."

"Mit zwei, drei Topspielern" wäre es nicht getan, weiß Pesic: "Die erwarten, dass um sie herum ein Spitzenteam gebaut wird."

Dass Laso auch fürderhin auf teure Meeresfrüchte wird verzichten müssen, stellt Geschäftsführer Pesic klar: "Wir können solche Spieler nicht bezahlen, außerdem ist es mit zwei, drei Topspielern nicht getan. Die erwarten, dass um sie herum ein Spitzenteam gebaut wird." Beispiel Panathinaikos Athen: Im Team der fürstlich subventionierten Griechen herrscht eine ungeheure Dichte an Spitzenkräften, weshalb ein Spieler wie der argentinische Nationalspieler Luca Vildoza fast nur auf der Bank sitze. So einer würde Pesic in seinem Klub gefallen, allerdings würde der WM-Zweite von 2019 wohl das Gehaltsgefüge sprengen. Das ist der eine Aspekt, auf den der Münchner Geschäftsführer zu achten hat - darüber hinaus müssen "Spieler in das System und in das Team passen", wie Trainer Laso anfügt.

"Wir müssen unseren eigenen Weg finden", sagt Pesic - gut scouten, hart trainieren, Spieler entwickeln und eine harmonische Mannschaft bauen. Kontinuität und ein gut funktionierendes Umfeld seien weitere Faktoren, um sich für den FC Bayern zu entscheiden - monetäre Abenteuer werde es weiterhin nicht geben. Serge Ibaka habe sich nicht wegen des Geldes für München entscheiden, für einen millionenschweren NBA-Champion im Herbst einer großen Karriere ist das Geld nicht mehr entscheidend. Der Trainer und der Verein nebst seiner Infrastruktur gaben den Ausschlag, "so ein Spieler will etwas erreichen, etwas hinterlassen", sagt Pesic. Es gibt ja einige Beispiele, dass sich Profis in München zu Weltklassespielern entwickeln, zuletzt etwa Vasilije Micic: in München gereift und über den Euroleague-Sieger Efes Istanbul in die NBA gewechselt. Im Franzosen Sylvain Francisco oder dem Argentinier Leandro Bolmaro stehen zwei junge und ähnlich veranlagte Akteure im Kader.

Laso steht für eine weitere Saison unter Vertrag, und er hinterlässt den Eindruck, dass er mit dem FC Bayern noch einiges erreichen will. Zunächst das Double, der Pokal steht bereits in der Münchner Trophäen-Vitrine. Daran wird er gemessen, wie Pesic erklärt: "Wenn wir Meister werden, hat er eine sehr gute Saison gespielt. Wir wollen als Double-Sieger in die neue Halle einziehen."

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