Pokalsieger FC Bayern:Der Funke springt über im deutschen Basketball

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Wer soll diese Mannschaft aufhalten? Der FC Bayern München hat mit dem Pokalsieg den ersten Titel der Saison gewonnen. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Die Münchner verteidigen ihren Pokal-Titel und verdienen sich als Gastgeber des Turniers beste Noten. Die Veranstaltung ist beispielhaft dafür, wie der Sport sich entwickelt hat - sogar Dennis Schröder kommt und macht eine deutliche Ansage.

Von Ralf Tögel

Es passte zur Veranstaltung, als Pablo Laso zu einer Dankesrede im Stile einer Oscar-Verleihung anhob: "Ich bin sehr glücklich, für mich, meine Familie, für die Spieler, ihre Familien, die Organisation, alle Mitarbeiter, für alle Leute um mich herum, einfach für jeden." Dann gab der Trainer des FC Bayern noch einen kleinen Einblick in den weiteren Verlauf des Abends: Natürlich werde er mitfeiern, schließlich war er ja auch einmal Spieler, aber er werde nicht der Letzte sein, der die Tanzfläche verlassen wird, erzählte der 56-jährige Spanier, "dafür bin ich zu alt".

Für Geschäftsführer Marko Pesic war diese Freude Ausdruck dessen, wie wichtig Laso dieser Erfolg war. Einem Trainer wohl gemerkt, der weitaus größere Titel in seiner Vita stehen hat: unter anderem sechs spanische Meisterschaften und zwei Euroleague-Siege, die höchste Auszeichnung im kontinentalen Basketball. Pesic wusste noch einen Akteur, der ihm vermittelt habe, dass der Verein bei der Zusammenstellung des Kaders das richtige Händchen bewiesen habe: Serge Ibaka. Der Kongolese hat bekanntermaßen mit Toronto 2019 die NBA-Meisterschaft gewonnen, da mutet der deutsche Pokaltriumph vergleichsweise an wie eine Goldmedaille im Schulwettbewerb. Der 34-Jährige aber zeigte erneut neben der professionellen Einstellung auch große Leidenschaft, Ibaka war Antreiber und hatte großen Anteil am Titelgewinn.

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Zwar sagte Pesic, die Mannschaft habe "gut, aber nicht sehr gut" gespielt, für die ungefährdete Titelverteidigung war das aber allemal genug. Dem 81:62-Halbfinalsieg gegen überforderte Bamberger folgte ein nicht weniger dominantes 81:65 im Finale gegen den deutschen Meister Ulm. Um den Schwaben den Titel in der Liga auch noch zu entreißen, werde die gezeigte Leistung nicht genügen, glaubt Pesic. Da darf man etwas Koketterie abziehen, gleichwohl dürfte sich die Konkurrenz spätestens seit Sonntag die Frage stellen, wer diese Münchner Mannschaft auf dem Weg zum Double aufhalten soll.

"Uns fehlt noch ein bisschen Stabilität", fand Elias Harris, man sei schon "eine ganz gute Einheit, aber wir werden uns weiterentwickeln." Harris ist ein prächtiges Beispiel dafür, wie viel Klasse in diesem Kader steckt, er war deutscher Meister, spielte in der NBA für die LA Lakers und ist beim FC Bayern selten in der Startformation. Der 34-Jährige hat aber immer noch das Zeug dazu, Spiele zu drehen, was er im Pokalfinale bewies. Diese Qualität in der zweiten Reihe ist die Lehre aus dem Vorjahr, als der große Meisterschaftsfavorit am Ende seiner Kräfte von Ulm mit 3:0-Spielen aus dem Wettbewerb gefegt wurde.

Dennis Schröder ist in München und sagt, dass er nach seiner NBA-Karriere mit Braunschweig einen Titel gewinnen will

Das war die sportliche Seite eines Pokalwochenendes, das man in seiner Gesamtheit als großartig bezeichnen darf. Die Halle war ausverkauft, die Stimmung herausragend, die Teams boten sehenswerten Sport, der Bayerische Rundfunk übertrug im Free-TV - es war ein Basketballfest erster Güte. Für Pesic nicht einmal der Höhepunkt der Veranstaltung: "Für mich persönlich war das der Freitagabend, was ich da erlebt und gesehen habe, gab mir ein Gefühl, wie ich es seit dem Silbermedaillengewinn mit der Nationalmannschaft nicht mehr gehabt habe."

Der Pokalturnier-Ausrichter FC Bayern hatte vor dem Turnier zu einem Gala-Abend geladen und neben Prominenz aus Sport, Wirtschaft und Politik rund 50 ehemalige bedeutende Spieler und Trainer eingeladen. Der Abend stand unter dem Motto "Celebrating German Basketball" - und (fast) alle fanden sich ein zu diesem Who's who der deutschen Basketballer. Spieler der Europameistermannschaft von 1993 waren bis aus den USA eingeflogen worden, sämtliche Trainer, die mit der deutschen Auswahl Medaillen gewonnen haben, waren zugegen.

Neben dem aktuellen Weltmeister-Coach Gordon Herbert und Dirk Bauermann (EM-Silber 2005) waren das auch Henrik Dettmann (WM-Bronze 2002) und Svetislav Pesic (EM-Titel 1993), die sich während der Woche als Nationaltrainer Finnlands und Serbiens im EM-Qualifikationsspiel gegenüberstehen. Sogar Dennis Schröder ließ sich die Veranstaltung nicht entgehen, der Kapitän der Weltmeistermannschaft war ebenfalls aus den USA eingeschwebt und lobte das Niveau der BBL, "das immer besser wird". Dann gab der Eigner der Basketball Löwen Braunschweig den deutschen Fans noch eine interessante Aussicht: "Ich hoffe nach meiner NBA-Karriere mit Braunschweig einen deutschen Meistertitel zu holen." Als Spieler wohlgemerkt.

Pesic versteht den Erfolg dieser Veranstaltung auch als Denkanstoß für die "verantwortlichen Institutionen", also den Deutschen Basketball Bund (DBB) und die Basketball Bundesliga (BBL). Seiner Ansicht nach ist der Weltmeistertitel vom vergangenen Herbst nämlich das Resultat einer langen deutschen Basketballhistorie, die es verdient, endlich aus dem Schatten der Randsportart zu treten: "Das war kein Zufall, sondern das Resultat der Arbeit vieler Menschen, vor allem Spieler und Trainer, die über Jahrzehnte diesen Weg gehen."

Es gelte folglich, den Funken der WM-Euphorie beständig am Glimmen zu halten, eine Idee sei eine "Hall of Fame", wie es sie nicht nur in den USA längst gibt. Wie das umgesetzt werden kann, hat der FC Bayern vorexerziert, indem die Münchner im Umlauf der Halle ein provisorisches Museum eingerichtet haben, das ebendiese Historie mit Bildern und Trophäen nachzeichnete. "Es geht hier nicht um den FC Bayern, sondern um den deutschen Basketball", so Pesic, "und darum, dass sich die Institutionen endlich mal zusammenraufen und etwas auf die Beine stellen."

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