FC Bayern gegen Köln:Sankt Lewandowski

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Robert Lewandowski hat einen Elfmeter an Zugang Coutinho verschenkt und dafür auf einen Rekord verzichtet. Das könnte sich als raffiniertes Investment für die Zukunft herausstellen.

Kommentar von Claudio Catuogno

Was, wenn die mildtätige Geste, für die dem Bayern-Stürmer Robert Lewandowski am Samstag überall Lob und Anerkennung gezollt wurde (wobei auch etwas Überraschung mitschwang, schließlich reden wir von Robert Lewandowski) - wenn diese Geste also in Wahrheit vor allem dies war: ein lohnendes Investment?

Die 59. Minute im Spiel der Bayern gegen den 1. FC Köln: Philippe Coutinho, Bayerns Zugang vom FC Barcelona, ist vom Kölner Kingsley Ehizibue im Strafraum zu Boden gerempelt worden. Elfmeter für die Bayern. Lewandowski, der fürs Elfmeterverwandeln bei den Münchnern normalerweise zuständig ist, nimmt den Ball - und drückt ihn Coutinho in die Arme. Schieß du!

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"Sehr lobenswert" fand das hinterher der Trainer Niko Kovac. Lewandowski erzählte, es sei "eine spontane Aktion" gewesen, für Coutinho sei es eben wichtig gewesen, sein "erstes Tor hier in der Arena zu schießen" und "für die Zukunft das Selbstbewusstsein aufzubauen" - davon profitiere dann ja das ganze Team. Coutinho wiederum fand die Geste "amazing" (toll, unglaublich). Er verwandelte den Strafstoß und sprach: "Robert ist ein unglaublicher Spieler und ein top Mensch. Deshalb habe ich einfach danke gesagt."

Womit man wieder beim Thema Investment wäre.

Mit kleinem Einsatz große Rendite erlösen, das ist der Traum eines jeden Anlageexperten. Und man muss Lewandowski jetzt gar nicht Berechnung unterstellen, aber die Erkenntnis, dass er seinen Einsatz in den kommenden Monaten vielfach rückvergütet bekommen wird, die dürfte sich beim polnischen Mittelstürmer längst eingestellt haben. Einfach, weil er dem Ballverteiler Coutinho immer aus nächster Nähe beim Fußballspielen zuschauen darf.

"Lewa weiß ja auch: Er wird von Philippe noch so oft in Szene gesetzt werden", sagte der Trainer Kovac.

Robert Lewandowski hat am Samstag beim 4:0 (1:0) gegen den 1. FC Köln am Ende nur zwei und nicht drei Treffer erzielt, er steht jetzt bei neun Toren in fünf Ligaspielen, nicht bei zehn. Er hat auf einen persönlichen Rekord verzichtet, aber er hat sich damit nicht irgendeinen Spieler zum Freund gemacht. Coutinho, das ist schon jetzt unübersehbar, ist im renovierten Bayern-Kader der Spieler, von dessen Laufwegen und Rythmuswechseln und Pässen in die Schnittstellen Lewandowski noch sehr profitieren wird.

Es sind zwei Personalien, die den FC Bayern von 2019 besser machen als im Vorjahr

Auch gegen Köln konnte man wieder erkennen, wie dieser Coutinho dem Spiel der Bayern eine neue Note hinzufügt. Während Kovac seine Elf in der letzten Saison fast schon stur über die Flügel angreifen ließ, findet sie dank Coutinhos Ballsicherheit und Kreativität auf engstem Raum jetzt auch immer mehr Lösungen durch die Zentrale. Eine "Ballbehandlung und ein Raumgefühl, die in der Bundesliga ihresgleichen suchen", hat Kovac dem Brasilianer am Samstag zugeschrieben. Eine Einschätzung, die in der Liga allenfalls der (diesmal geschonte) Spanier Thiago als ein bisschen ungerecht sich selbst gegenüber empfinden dürfte (aber weil man nicht davon ausgehen muss, dass Thiago die süddeutsche oder westdeutsche Presse liest, wird er davon vielleicht nie erfahren).

Wenn man sich fragt, was die Bayern unter Kovac im Herbst 2019 besser machen als im Herbst 2018, als sie hintereinander 0:2 in Berlin und 0:3 zuhause gegen Gladbach verloren, landet man - unter anderem - bei diesen beiden Personalien. Sie haben jetzt Coutinho. Und sie haben jetzt einen Robert Lewandowski, der den persönlichen Ertrag hinter den Ertrag des Kollektivs zurückstellt. Die Frage, ob er vor drei Jahren auch schon die Größe gehabt hätte, einen Elfmeter zu verschenken, oder ob das auch Teil einer persönlichen Wandlung war, hat Lewandowski am Samstag lächelnd überhört. Keine Antwort ist aber auch eine Antwort.

Eine Restunsicherheit bleibt allerdings mit Blick auf die vielen Prüfungen, die den Bayern national und international noch bevorstehen: Sollte sich der neue Lewandowski verletzten, kann Niko Kovac nicht einfach wieder den alten aufstellen.

© SZ vom 22.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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