FC Bayern:Kalle weiß alles, Pep verkündet nichts

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Bleibt er? Geht er? Nicht nur Pep Guardiola selbst kratzt sich ob dieser Frage den Kopf. (Foto: dpa)

Bleibt oder geht er? Darauf gibt der Bayern-Trainer keine klare Antwort. Nur dass er nach Hause fliegt, sagt Guardiola. Und setzt so die bisherige Sprachregelung der Vereins außer Kraft.

Kommentar von Claudio Catuogno

Weihnachten, für Pep Guardiola heißt das: Zeit mit der Familie verbringen. "Mein Vater und meine Mutter sind schon alt, sie verdienen es, ihren lieben Sohn zu sehen." Fünf Tage wird er bei den Eltern in Barcelona sein. Die Tanten kommen auch. Cousins, Cousinen. Seine Frau und die Kinder sind dabei. Worauf er sich freut? "Etwas mehr essen." Wann er fliegt? "Sonntag."

Sonntag?

Am Samstag um 15.30 Uhr tritt der FC Bayern zum letzten Punktspiel des Jahres bei Hannover 96 an. Und am Sonntag sollte dann doch eigentlich jenes ausgiebige Gespräch stattfinden zwischen dem Klubboss Karl-Heinz-Rummenigge und Guardiola, auf das sie seit Monaten hinfiebern beim FC Bayern. Weil sie dann endlich aus diesem quälenden Zustand der Ahnungslosigkeit befreit werden, wie es mit ihrem verehrten-verklärten Trainer ab dem Sommer weitergeht.

Der heilige Plan ist längst zur reinen Sprachregelung verkommen

Bleibt er? Geht er? Am Tag nach dem Hannover-Spiel werde man sich "zusammensetzen" und "darüber sprechen" - das wurde von allen Beteiligten seit Monaten als Plan kommuniziert. Was ihr Pep vorhabe, was er denke? Wisse man nicht. Womöglich wisse er es selbst noch nicht, weil er ja permanent über wichtigere Dinge als sein eigenes Leben nachdenken müsse. Über die Ingolstädter Vorwärtsverteidigung, das Hannoveraner Flügelspiel. Solche existenziellen Sachen eben.

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Und jetzt hat Guardiola am Sonntag also einen Flug nach Barcelona. Das ist nur noch ein Indiz von vielen dafür, dass - selbst wenn es vor dem Check-in noch eine kurze Zusammenkunft geben sollte - der heilige Plan längst zur reinen Sprachregelung verkommen ist.

Dass Rummenigge Guardiola am Sonntag in sein Vorstandszimmer bittet, vier Kerzen am Adventskranz anzündet, Plätzchen serviert und sich dann über den Umweg banaler Nettigkeiten ( "Was machen die Kinder?") zur entscheidenden Frage durchkämpft: "Also lieber Pep, wie stellst du dir denn nun deine Zukunft vor?" . . . ausgeschlossen! Die Sache ist durch. Und als Guardiola vor der Abreise nach Hannover nun zum freitäglichen Routine- Termin vor die Presse trat, hat er sich an die Sprachregelung zwar einerseits weiter tapfer gehalten ("Ich sage heute das Gleiche, was wir immer gesagt haben"). Er hat sie aber andererseits auch auf viel- sagende Weise außer Kraft gesetzt.

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Ob Rummenigge nicht schon längst Bescheid wisse, dass er sich einen neuen Trainer suchen müsse? Bis vor kurzem hätte Guardiola auf solche Fragen nur "verbotenes Thema" geknurrt. Nun sagte er: "Kalle weiß alles!" Alles? Also wirklich alles? "Wir sprechen oft, über viele Themen", sagte Guardiola, und dann noch einmal, mit Ausrufezeichen: "Rummenigge! Weiß! Alles!" Sogar über seinen designierten Nachfolger Carlo Ancelotti hat Guardiola ein paar konkrete Einschätzungen abgegeben ("Super Mensch, super Trainer"). Auch wenn er damit natürlich nicht bestätigen wollte, dass der Italiener ihm beim FC Bayern nachfolgen wird. Die Sprachregelung, schon klar.

Sesshaft werden macht bequem

Die Hoffnung, Guardiola in München dauerhaft ansiedeln zu können, hatten zuletzt nur noch jene, die ganz grundsätzlich der Ansicht sind, dass es schlicht keine Gründe geben könnte, diese Stadt und diesen Klub zu verlassen. Und schon gar nicht diese Mannschaft - in der die wichtigsten Spieler nun auch noch langfristig gebunden sind. Und dann fühlen sich Frau Guardiola und die drei Kinder in Bayern auch noch so wohl . . . So gesehen hätte es für Pep, den Rastlosen, allerdings auch keinen Grund gegeben, 2012 den FC Barcelona zu verlassen. Außer halt diesen: Sesshaft werden macht bequem.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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