FC Bayern unterliegt in Manchester:Zum Glück nur eine harmlose Grippe

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Ohne Überheblichkeitsvirus, sondern geschwächt durch handelsübliche Erkältungssymptome: Der FC Bayern verliert mit einer besseren B-Elf verdient mit 0:2 auf der Insel und steht doch im Achtelfinale. Manchester City gewinnt das Spiel - und scheidet doch aus. So ist das manchmal am letzten Spieltag der Gruppenphase.

"Willkommen" stand in großen Lettern über dem Haupteingang des Etihad-Stadions, die höfliche Geste an die deutschen Gäste erschien angebracht aus der Sicht von Manchester City. Ein bisschen freundliche Mithilfe des FC Bayern konnte man ja gebrauchen, um nicht schon nach der Vorrunde aus der Champions League katapultiert zu werden. Und die gab es dann tatsächlich: Die Münchner fügten sich ohne große Gegenwehr in eine 0:2-Niederlage, zu der Jérôme Boateng später sagen sollte: "Eigentlich haben wir das ganz ordentlich gemacht."

Meist einen Schritt zu spät: Die FC-Bayern-Spieler Anatolij Timoschtschuk und Luiz Gustavo beim Spiel in Manchester. (Foto: AFP)

Manchester City, dieser vom Abu-Dhabi-Scheich gepuderte Hochfinanz-Klub, blieb allerdings trotzdem Tabellendritter - und muss jetzt in der Europa League weiterspielen. Die Bayern waren schon vor der Partie als Gruppensieger fürs Achtelfinale der Königsklasse qualifiziert.

München gegen Manchester, der deutsche Tabellenführer gegen den englischen, auf dem Papier versprach diese Partie am Mittwochabend deutlich mehr, als sie dann zu halten in der Lage war. Für die Bayern blieb der Erkenntnisgewinn schon deshalb begrenzt, weil Trainer Jupp Heynckes eine Elf auf den Rasen geschickt hatte, die nicht der Maßstab sein wird fürs Ligaspiel kommenden Sonntag in Stuttgart. Und schon gar nicht für die darauf folgenden Aufgaben, die im besten Fall im Champions-League-Finale in der heimischen Arena ihren Höhepunkt finden sollen.

Immer wieder hatten die Bayern- Vertreter zuletzt eine hochseriöse Herangehensweise an dieses letzte Gruppenspiel versichert, vor allem dem SSC Neapel, der sich im Fernduell mit Manchester ums Weiterkommen bewarb - und dieses letztlich mit einem 2:0-Erfolg in Villarreal klar machen konnte. "Und wenn wir mal zwei, drei Leute durchwechseln", hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß betont, "ist das ja keine große Schwächung."

Tatsächlich wurden es dann noch ein paar Durchgewechselte mehr - sieben. Aus dem Bremen-Spiel (4:1) vom letzten Samstag waren gerade mal vier Bayern-Akteure wieder von Anfang an dabei: Jérôme Boateng, Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo. Dafür war allerdings weniger ein tückischer Überheblichkeits-Virus verantwortlich als ein handelsüblicher Grippe-Virus: Toni Kroos und Arjen Robben saßen erkältet zu Hause in München, Thomas Müller und Mario Gomez aufgrund ähnlicher Symptome nur auf der Bank.

Dem Torwart Manuel Neuer, Daniel Van Buyten, Kapitän Philipp Lahm sowie dem Flügelstürmer Franck Ribéry verordnete Heynckes eine Verschnaufpause nach dem Rotationsprinzip.

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Pranjic, Olic, Petersen, Butt, Rafinha, Contento, Alaba - in dieser Formation wird der FC Bayern so bald sicher nicht mehr auf sich aufmerksam zu machen versuchen. Entsprechend gab sich dieses Münchner Zufalls-Ensemble dann auch auf dem Rasen: jeder einzelne hoch engagiert (schließlich bieten sich nicht häufig so prominente Gelegenheiten für Werbung in eigener Sache) - das Kollektiv jedoch ohne jeden Anflug von spielerischer Dominanz.

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Wenn der alte Trainer Louis van Gaal die Partie gesehen hätte, wären wohl schwere Magenkrämpfe in Verbindung mit heftigsten Wutattacken die Folge gewesen: Phasenweise hatten die Bayern nicht mal 35 Prozent Ballbesitz. 65 Prozent zu wenig!

Das erste Tor resultierte schon in der 15. Minute aus diesem spielerischen Übergewicht der Gastgeber. Es zählte aber nicht, weil der Neuer-Vertreter Jörg Butt im eigenen Fünf-Meter-Raum überrannt worden war. Kurz darauf musste Butt seine alten Knochen dann dem heranstürmenden Sergio Agüero in den Weg werfen (23.) - der 37-Jährige klärte sicher. Es war dann der ehemalige Wolfsburger Edin Dzeko, der City die Führung auflegte: Er lenkte den Ball in den Lauf von David Silva, der drosch ihn unhaltbar für Butt in den Winkel (36.).

Drei Minuten später hatte dann auch Agüero die Kugel an Butt vorbeigelenkt - Boateng verhinderte kurz vor der Linie noch rutschend das nächste Gegentor. Das 2:0 fiel bald nach der Pause (52.), wieder war Dzeko der Vorbereiter, er bediente Yaya Touré, der sowohl Badstuber als auch Pranjic davonlief - und locker einschießen konnte.

Euphorie wollte beim Publikum trotzdem nicht aufkommen: Die Kunde aus Spanien machte die Runde, wonach Neapel in der Tabelle wieder an City vorbeigezogen war. Gewonnen - und doch ausgeschieden. Verloren - und doch im Achtelfinale. So ist das manchmal am letzten Spieltag. Andererseits läuft die Saison ja prächtig für Manchester City, man ist auf dem Weg zu Meister- und Ligapokal-Titel.

Und die vergrippten Bayern notierten zufrieden: Einem Spitzenklub, den man in der Vorrunde rausgeworfen hat, kann man schon im Viertel- oder Halbfinale nicht erneut begegnen.

© SZ vom 08.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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