FC Bayern in der Einzelkritik:Die lustigste Party des Jahres

Bastian Schweinsteiger lässt die Tänzer beim 5:0 gegen den Hamburger SV in Ruhe tanzen, Arjen Robben verteilt Küsschen, Franck Ribéry tun die Lachmuskeln weh und Rafinha könnte direkt weiter in den Biergarten - ganz ohne Dusche. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: REUTERS)

Bastian Schweinsteiger lässt die Tänzer beim 5:0 gegen den Hamburger SV in Ruhe tanzen, Arjen Robben verteilt Küsschen, Franck Ribéry tun die Lachmuskeln weh und Rafinha könnte direkt weiter in den Biergarten - ganz ohne Dusche. Der FC Bayern in der Einzelkritik. Von Thomas Hummel, Fröttmaning Betrat um 14.51 Uhr als Erster den Rasen zum Aufwärmprogramm, und als Bayern-Fan hätte man einen Schrecken bekommen können: Hat er sich beide Arme gebrochen? Hatte unter dem roten Trikot ein langärmliges weißes Hemd an, von weitem erinnerte es an zwei Gipsverbände. Im Spiel wurde dann schnell klar: Selbst wenn sich Neuer zwei Arme gebrochen hätte, wäre ihm die Siegprämie sicher gewesen. In der ersten Halbzeit musste er einen Schuss von Diekmeier zur Ecke klären, in der zweiten Halbzeit stoppte er einen langen Ball vor HSV-Stürmer Son mit der Brust. Vermutlich noch nie hat ein Arbeitnehmer in Deutschland mit so wenigen Taten so viel Geld verdient.

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Rafinha

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(Foto: REUTERS)

Wenn überhaupt jemand Kritik verdient hatte bei den Bayern-Spielern, dann Rafinha. Holte sich der Brasilianer doch eine gelbe Karte ab bei einem Foul  gegen den Jansen. Völlig überflüssig natürlich, denn selbst bei einem Körpereinsatz einer E-Junioren-Mannschaft hätten die Münchner das Spiel haushoch gewonnen. Doch ein Rafinha kann sich eben seine aggressive Spielweise nicht abgewöhnen. Nahm ansonsten am Spiel kaum Teil und ging wohl danach ohne Dusche direkt in den Biergarten.

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Daniel van Buyten

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Warum ändert Trainer Heynckes die stabile Abwehr, bringt den Belgier für Boateng, fragten sich die Beobachter vor dem Spiel. Nach 13 Minuten die Antwort: Weil Heynckes insgeheim nicht die Abwehr änderte, die brauchte er gegen die harmlosen Hamburger ohnehin nicht. Sondern den Angriff. Er brachte den besten Kopfballspieler der Mannschaft und der köpfte auftragsgemäß das 1:0 nach einem schlichten Freistoß. Zeigte danach seine Schwächen im Spielaufbau, indem er Ball unbedrängt (von wem auch?) auf die Tribüne bolzte statt zum Mitspieler.

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Holger Badstuber

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Jede Party braucht den coolen Schweiger an der Bar, der den anderen beim Tanzen zusieht. Diesen Part übernahm Holger Badstuber, der genüsslich an einem Caipirinha hätte nuckeln können, ohne dass es irgendwer gemerkt hätte. Hob bisweilen den Finger als Wink, dass er durchaus bereit sei, mitzuspielen. Doch das war eigentlich nicht nötig und lediglich ein Zeichen des gutes Willens. Notwendig war das Wirken des Abwehrspielers nicht.

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Philipp Lahm

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Der Kapitän gab diesmal einen glänzenden Führungsspieler. Trug die Kapitänsbinde ehrenvoll auf den Platz, wünschte Gegenüber Westermann ein schönes Spiel und störte anschließend die Tänzer vorne nicht bei der Party. Gab keine grimmigen Anweisungen, zerrte auch keine Mitspieler am Schlafittchen über den Rasen und trat auch niemanden in den Hintern. Einen besseren Führungsspieler hätte der FC Bayern an diesem Nachmittag nicht haben können.

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Anatoli Timoschtschuk

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(Foto: dpa)

Bemühte sich schon bei den Aufwärmsprints, sich bei Trainer Heynckes für den überraschenden Startplatz zu bedanken: stets der eifrigste und schnellste. Hatte dann den Auftrag, das defensive Mittelfeld alleine auszufüllen, weil Kollege Schweinsteiger weiter vorne postiert war. Erfüllte den Auftrag vorbildlich, mit gewohnt bissigem Einsatz und diesmal auch schlauen Pässen zu den Mitspielern. Aber ehrlich: Für diesen HSV hätte im defensiven Mittelfeld auch ein halber Timoschtschuk locker ausgereicht.

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Bastian Schweinsteiger

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Durfte diesmal das defensive Mittelfeld verlassen und sich zusammen mit Robben, Ribéry und Müller vorne austoben. Genoss die Freiheit in vollen Zügen und tauchte immer dort auf, wo kein Hamburger mit ihm rechnete. Tat es dann bald seinem Führungsspieler-Genossen Lahm gleich und nahm sich zurück. Ließ die Künstler tanzen ohne sie zu stören. Hervorragende Führungsspieler-Leistung!

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Arjen Robben

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(Foto: dpa)

Grüßte wie immer vor dem Spiel seine Familie auf der Haupttribüne, Küsschen, Winke-Winke, Küsschen. Erlebte dann als einziger Bayer einen schmerzhaften Beginn, weil ihn Dennis Aogo rüde in die Beine trat. Die Familie muss erschrocken sein, und so revanchierte sich Robben bei Aogo, in dem er ihn vor dem 3:0 so locker und leicht ausspielte, dass dessen Eignung für die Bundesliga und Nationalmannschaft bezweifelt werden muss. Hielt sich nicht stur auf Rechts wie einst unter van Gaal, sondern trieb sich überall in der Offensive herum, was die Hamburger Abwehrspieler verzweifeln ließ. Verließ nach 66 Minuten den Platz unter großem Getöse der Fans - und winkte und grüßte dabei natürlich wieder die Familie.

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Thomas Müller

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(Foto: AP)

Verdeutlichte gegen Ende der ersten Halbzeit auch dem größten Hamburger Optimisten, dass der Sport-Verein hier hoffnungslos überfordert ist. Nahm eine Flanke mit der Brust an, was ausreichte, um bei Jeffrey Bruma eine Gleichgewichtsstörung auszulösen, traf aber nur den Pfosten. Kurz darauf rannte Müller mit dem Ball von der Mittellinie einfach durch die HSV-Abwehr hindurch und war wohl selbst ob der Leichtigkeit des Seins an diesem Nachmittag überrascht. Auch diese Chance ließ Müller aus. Nutzte weiterhin den Nachmittag, um sich all seine Träume von Dribblings, Tricks, Lupfern, Hackenpässe zu verwirklichen. Hatte dennoch zunehmend schlechte Laune, weil er einfach das Tor nicht traf.

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Franck Ribéry

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(Foto: REUTERS)

Wenn Franck Ribéry Freude hat an seinem Beruf, wird es gefährlich für die Gegner. Das weiß eigentlich jeder. Dennoch luden ihn die Hamburger mit ihrer Defensivleistung zu einer lustigen Party ein, so dass dem Franzosen nach 90 Minuten die Lachmuskeln weh taten. Persönlicher Höhepunkt: Beim 2:0 tanzte er fidel mit Dennis Diekmeier den Bierdeckel-Tango. Hatte so viel Spaß, dass er sogar an der eigenen Eckfahne auftauchte, um hinter ihm Philipp Lahm zu unterstützen. Musste die Party dann nach 70 Minuten verlassen, was ihm sichtlich nicht so gut gefiel.

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Mario Gomez

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(Foto: dapd)

Mario Gomez ist sicher ein sehr guter Stürmer, er gibt sicher wenige Verteidiger, vor denen er sich fürchtet. Aber an Michael Mancienne und Jeffrey Bruma wird sich Gomez wohl noch in Jahren erinnern. Solch erbarmungswürdige Gegenspieler hat man schließlich nicht alle Tage und vermutlich wird sich der Angreifer noch lange grämen, dass er an diesem Nachmittag nicht schon die Torjäger-Kanone klar gemacht hat. Es reichte trotz hanebüchener Aktionen der HSV-Abwehr nur zu einem Treffer für ihn, nach 56 Minuten vollendete er aus spitzem Winkel zum 4:0.

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David Alaba

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wer will nicht gerne auf eine Party eingeladen werden, auf der herrlichste, ausgelassenste Stimmung herrscht. Durfte sein Können ab  der 56. Minute gegen den kläglichen HSV zeigen. Kam aber nicht so gut zur Geltung, weil die Mitspieler da schon etwas müde waren vom vielen Tanzen und Jubeln. Dennoch noch mit einigen schönen Szenen.

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Ivica Olic

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(Foto: dpa)

Kam nach 70 Minuten für Ribéry. Rettete einst die Stimmung beim FC Bayern mit einigen wichtigen Toren zu Beginn der Van-Gaal-Ära. Musste diesmal nichts retten, trug aber zur guten Stimmung bei durch sein 5:0 nach 80 Minuten. Verletzte sich dabei aber an der Hüfte und humpelte anschließend über den Platz.

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Nils Petersen

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Ersatzstürmer durfte erleben, wie es ist, wenn man auf ein Spielfeld läuft und die Partie ist längst entschieden. Trainer Heynckes wollte ihm vermutlich Gelegenheit geben, gegen die desolaten Hamburger ein wenig Selbstvertrauen zu gewinnen. Gelang dem ehemaligen Cottbuser allerdings nicht. Der Drang seiner Teamkollegen nach vorne erlahmte am Ende zusehends.

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Jupp Heynckes

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bemühte sich nach einer Viertelstunde um das Tempo im Bayern-Spiel, als der 66-Jährige auf den Platz lief, um Rafinha den Ball zum Einwurf zuzupassen. Hatte auch sonst einige Ideen parat, wie seine Mannschaft in der Offensive variabler und unberechenbarer spielen kann. Die Wahrheit ist aber auch, dass der FC Bayern gegen diesen HSV auch mit einem Bademeister als Trainer noch leicht gewonnen hätte. Als Maßstab für die Arbeit des Trainers Heynckes können diese 90 Minuten nicht herhalten.

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