Uli Hoeneß beim FC Bayern:Der Patron sucht einen würdigen Erben

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Will eigentlich irgendwann aufhören: Präsident Uli Hoeneß (Archivbild). (Foto: dpa)
  • Am Freitagabend beginnt um 19 Uhr die Jahreshauptversammlung des FC Bayern im Audi Dome.
  • Mit Spannung wird erwartet, ob sich Präsident Uli Hoeneß zu seiner Zukunft äußert.
  • Hier geht es zum Rückblick auf legendäre Bayern-Versammlungen.

Von Martin Schneider

Uli Hoeneß wird an diesem Freitag das erste Wort haben. Der FC Bayern ist in seiner ganzen globalen Größe ja immer noch ein eingetragener Verein nach deutschem Vereinsrecht, und weil das so ist, gibt es eine Mitgliederversammlung, die Jahreshauptversammlung heißt, kurz JHV. Dort lautet der Tagesordnungspunkt eins: Bericht des Präsidenten. Das ist beim FC Bayern nicht anders als bei jedem anderen Verein in Deutschland, dem Land der Schriftführer und Kassenprüfer.

Uli Hoeneß wird also heute um kurz nach 19 Uhr ans Mikrofon treten, aber was er sagen wird, das weiß man nicht so genau. Es gäbe so viele Themen. Wird er sich offensiv vor den angeschlagenen Trainer Niko Kovac stellen, wie er es vor ein paar Wochen noch getan hat ("bis auf Blut verteidigen") und wie er es nach dem 3:3 gegen Düsseldorf nicht mehr getan hat ("müssen uns alle Gedanken machen")? Wird er Stellung beziehen zu Paul Breitner, dem Ehrenspielführer, den er unehrenhaft von der Ehrentribüne verbannt hat und dessen Namen die Fans beim Spiel gegen Lissabon skandierten? Wird er sich entschuldigen, weil er auf einer Pressekonferenz den Ex-Spieler Juan Bernat scharf angegriffen hat, nachdem er Minuten zuvor Respekt im Umgang mit Spielern eingefordert hat?

Oder wird Hoeneß gar etwas zu seiner eigenen Zukunft sagen?

Die letzte Frage ist vielleicht die spannendste, denn die Hoeneß-Nachfolge ist nun seit fast zehn Jahren ein Dauerthema beim FC Bayern. Der Fall in Kürze: Uli Hoeneß muss jemanden finden, den Uli Hoeneß für gut genug hält, das Lebenswerk von Uli Hoeneß weiterzuführen. Der Patron muss jemanden für würdig erachten. Bislang war das nicht mal im Ansatz so.

Die Versuche mit Nerlinger und Sammer scheiterten

Es begann im Jahr 2009, dem Jahr, als sich Hoeneß zum Präsidenten des FC Bayern wählen ließ. Seit diesem Jahr ist der ewige Manager nicht mehr der Manager, jedenfalls nicht mehr offiziell. Damals machte Hoeneß Christian Nerlinger zu seinem Nachfolger. Ein Ex-Spieler, studierte BWL, und ein bisschen sah er auch aus wie Uli Hoeneß. Aber dann verlor der FC Bayern 2012 in einem epischen Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea und danach war die Zeit von Nerlinger wieder vorbei. Er selbst interpretierte das später so, dass nach dieser Saison (der FC Bayern verlor in Liga und Pokal ebenso episch gegen Borussia Dortmund) jemand dafür verantwortlich sein musste und er deswegen gehen musste. Hoeneß habe ihm das in einem Vieraugen-Gespräch mitgeteilt.

Danach kam Matthias Sammer, der nicht so aussah wie Hoeneß, auch kein Ex-Spieler des FC Bayern war, aber die Matthias-Sammer-Mentalität mitbrachte, die sich nur in Nuancen von der FC-Bayern-Mentalität unterschied. Sammer war nie zufrieden, mahnte ständig und bezeichnete Spiele als "lätschern", wenn für ihn die Körperspannung fehlte. Sammer wurde auch - im Gegensatz zu Nerlinger - Sportvorstand, rückte also noch eine Hierarchiestufe weiter nach oben. Die Zeit unter Sammer und den Trainern Jupp Heynckes und Pep Guardiola war die erfolgreichste des FC Bayern. Aber im Juli 2016 löste Sammer seinen Vertrag auf eigenen Wunsch nach einem leichten Schlaganfall auf. Mittlerweile arbeitet er als externer Berater für den Hauptkonkurrenten Borussia Dortmund.

In der Sammer-Zeit war Uli Hoeneß nicht da - weil er im Gefängnis saß. Im März 2014 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, im Februar 2016 durfte er das Gefängnis wieder verlassen, im November 2016 ließ er sich wieder zum Präsidenten wählen. Seitdem sucht er weiter einen Nachfolger.

Auf der Jahreshauptversammlung 2016, auf der Hoeneß wieder gewählt wurde, verkündete Karl-Heinz Rummenigge, man habe einen Nachfolger für Matthias Sammer im Auge, aber "der müsse noch Fußballspielen". Als Philipp Lahm dann aber bei Uli Hoeneß vorstellig wurde und offenbar einen Posten im Vorstand haben wollte, soll Hoeneß abgelehnt haben. Später sagte Lahm in einem Stern-Interview, Hoeneß sei noch "zu tatkräftig", um loszulassen. Er sei "zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen". Sportdirektor ohne Posten im Vorstand wurde dann Hasan Salihamidzic, dem diese Machtfülle genügte, dem aber auch kaum zugetraut wird, bei den Bayern noch eine Hierarchiestufe nach oben zu rücken.

Hoeneß bringt das in gewisse Nöte. Seine Zukunft und mögliche Nachfolge ist in sportlich schwierigen Zeiten plötzlich wieder ein großes Thema. Er sprach selbst nun kurz vor der Jahreshauptversammlung im eigenen Basketball-Magazin darüber. "Wir haben ja eine spezielle Situation. Karl-Heinz Rummenigge wird ja auch in den nächsten Jahren aufhören und wir zwei sind natürlich schon sehr wichtig für den Verein", wird er da zitiert.

Es müsse jemand aus dem Sport sein, sagt Hoeneß: "Wenn ich zu Franck Ribéry sage, heute hast du wieder schönen Mist gespielt, und habe selbst früher beim TSV Aurich gespielt, dann können wir uns über das Machen von Erdbeermarmelade unterhalten." Dazu passt, dass der Name Oliver Kahn immer lauter und tendenziell unwidersprochen durch München geistert. Der frühere Nationaltorhüter und Bayern-Kapitän soll nach mehreren gescheiterten Anwerbeversuchen mittlerweile bereit sein, als Vorstand einzusteigen.

Er werde "nicht ewig am Stuhl kleben", sagte Hoeneß. Aber: Wenn er das Gefühl habe, es klappe mit der Nachfolgelösung nicht, dann werde er so lange wie möglich da sein. "Ob mit 68, 76 oder 70 - irgendwann ist Ende", sagte Hoeneß. Inzwischen ist er 66 Jahre alt. Die Mitglieder wüssten allmählich trotzdem gerne, wie es in zwei bis vier Jahren beim FC Bayern weitergehen soll.

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