FC Bayern:Das letzte Aufgebot verliert

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Robert Lewandowski traf zum 1:0 - und arbeitete sich danach erfolglos an Gladbachs Defensive ab. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Die Bayern müssen gegen Borussia Mönchengladbach wegen neun positiver Corona-Tests einen 17-Jährigen und einen 16-Jährigen einwechseln - auch wegen fehlender Kräfte unterliegen sie am Ende dem Angstgegner dieser Saison mit 1:2.

Von Sebastian Fischer

Malik Tillman ist ein Fußballer, den viele Bundesligisten sicher gerne in ihren Reihen wüssten. Er ist 19 Jahre alt, technisch versiert, vom offensiven Mittelfeld bis in die Sturmspitze flexibel einsetzbar und bei der deutschen U21-Nationalmannschaft bereits als effektiver Torschütze aufgefallen: In zwei Spielen gelangen ihm zwei Treffer. So jemanden kann man also getrost mal für eine Erstliga-Aufstellung nominieren.

Tillman, bis Freitagabend um 20.30 Uhr nur zweimal und für insgesamt 20 Minuten in der Bundesliga eingewechselt, war zum Rückrunden-Auftakt des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach der einzige Startelf-Debütant. Dafür, dass die Münchner dieses Spiel am liebsten verlegt hätten, waren sie also noch ziemlich gut besetzt, zumindest den Namen ihrer ersten Elf nach. Und trotzdem macht sich dieser Corona-Winter nun auch im Punktestand des mit neun Zählern Vorsprung führenden Bundesliga-Tabellenführers bemerkbar: Die Bayern verloren mit 1:2 (1:2), und damit ihr drittes Spiel der Saison.

Um die historisch vielleicht einmalige Personalnot des FC Bayern zu erkennen, durfte man natürlich nicht nur auf den oberen Teil des Aufstellungszettels schauen. Neun Spieler fehlten wegen positiver Corona-Tests, zwei wegen Abstellungen zum Afrika-Cup. Sven Ulreich vertrat deshalb Nationaltorhüter Manuel Neuer, Joshua Kimmich musste bei seinem ersten Spiel nach zwei Corona-Quarantänen und einer Corona-Infektion als Rechtsverteidiger aushelfen, statt im zentralen Mittelfeld aufzulaufen.

Dort mussten das Spiel in Abwesenheit des verletzten Leon Goretzka Marc Roca und Jamal Musiala organisieren. Marcel Sabitzer spielte Linksverteidiger, in der Offensive vor ihm Tillman. Und auf der Bank saßen keine Spieler aus dem Profikader, dafür aber zwei 16-Jährige: Paul Wanner und Arijon Ibrahimovic.

Wanner, am Donnerstag aus einem Trainingslager mit Deutschlands U17-Nationalelf in Spanien angereist und damit gerade rechtzeitig für das Abschlusstraining, kam nach 75 Minuten für Tillmann ins Spiel. Er ist nun der jüngste Bundesligaspieler der Vereinsgeschichte. Auch Lucas Copado, 17, der Neffe von Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Stürmer aus der zweiten Mannschaft in der Regionalliga, kam für die letzte Viertelstunde. Doch es war Robert Lewandowski, Schütze des zwischenzeitlichen Führungstors, der im Münchner Schneetreiben zwölf Minuten vor Schluss frei im Strafraum die letzte Ausgleichschance vergab.

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Ein paar Unsicherheiten waren den Bayern schon von Beginn an anzusehen. Kimmich und vor allem Sabitzer unterliefen hier und da Fehlpässe. Und trotzdem sah das Spiel zunächst nach einem recht typischen in dieser Saison aus. Die Münchner ließen dem Gegner wenig Raum zur Entfaltung und führten nach 18 Minuten durch eine Kombination, die nichts vom Auftritt einer B-Mannschaft hatte: Thomas Müller fand mit seinem Pass ohne richtig hinzuschauen, dem Instinkt folgend Lewandowski, das 1:0.

Allerdings sind Spiele gegen Gladbach in der jüngeren Vergangenheit selten gewöhnlich für die Münchner. Trainer Julian Nagelsmann hatte unter der Woche den Corona-Ausfällen zum Trotz von Revanchegedanken gesprochen, es war schließlich das erste Aufeinandertreffen seit der historischen 0:5-Niederlage der Bayern in Mönchengladbach im DFB-Pokal im Oktober. Und es brauchte nur rund fünf Minuten Mitte der ersten Halbzeit, da waren die Gäste plötzlich nicht mehr so harmlos wie zu Beginn, sondern wieder der Angstgegner des Rekordmeisters.

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Zunächst traf Florian Neuhaus in der 27. Minute zum Ausgleich: Die Bayern hatten die Gladbacher nicht an einem simplen Angriff über den rechten Flügel hindern können, in der Mitte sprang der Ball von Kimmich zum Torschützen, Ulreich konnte beim ersten Schuss auf sein Tor wenig ausrichten. Und auch vier Minuten später war Neuers Ersatzmann schuldlos, als Stefan Lainer einen Eckball per Kopf ins Tor verlängerte.

Danach traf vor der Pause zwar auch Lewandowski den Pfosten, später traf er die Latte. Doch Gladbach hatte mindestens genauso gute Chancen zum dritten Treffer. Ulreich hielt einmal stark gegen Breel Embolo - jenen Stürmer, der im DFB-Pokal zwei Tore geschossen hatte.

Tillmann, der Debütant, der zu Spielbeginn noch auffällig oft von seinen Kollegen gelobt wurde, sah nun wirklich manchmal aus wie ein Nachwuchsfußballer: Im Pressing, wo sich das Münchner Spiel unter Nagelsmann so oft entscheidet, kam er oft zu spät. Und weil auch sonst ein paar Schwächen bei den Bayern schwer zu kaschieren waren, Sabitzer weiterhin kaum etwas gelang, blieb es ein mühsamer, ungemütlicher, erfolgloser Abend für den Tabellenführer.

Für das nächste Spiel gegen Köln, immerhin, sollen schon die ersten positiv getesteten Spieler zurück kommen. Ein paar Nachwuchsspieler müssen aber wohl trotzdem wieder dabei sein.

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