FC Bayern in der Einzelkritik:Paul Wanner kommt als späte Hoffnung

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(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Der Nachwuchsmann wird mit 16 Jahren und 15 Tagen zum jüngsten Spieler der Bayern-Geschichte, Lewandowski trifft öfter Aluminium als das Tor und Jamal Musiala spielt im falschen Trikot. Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Sven Ulreich

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(Foto: Christian Kolbert/imago)

Spielte zuletzt im Juni 2020 in der Bundesliga, als es nicht schneite und die halbe Bayern-Mannschaft nicht Corona hatte. Womit man auch schon beim Thema des Tages wäre. Während Manuel Neuer in Quarantäne auf den Malediven bei vier Stunden Zeitverschiebung mitten in der Nacht einen übertragenden Sender finden musste, sah Ulreich eine zusammengebastelte Mannschaft vor sich, die vor dem 1:1 von Florian Neuhaus in einen kollektiven Winterschlaf verfiel und die beim 1:2 von Stefan Lainer nicht zum Kopfball hochkam. Der erste Ball flog ihm durch die Hosenträger, aber tendenziell kann er bei beiden Tore nichts machen. Zeigte dafür eine "neuereske" Aktion, als er gegen den freistehenden Embolo vor der Pause mit einem hochschnellenden linken Arm parierte (Foto).

Joshua Kimmich

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(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Da ist er wieder. Und dass seine Person vor dem Spiel kein großes Thema war, haben vermutlich wirklich alle von Kimmich bis zum breiten Publikum begrüßt. Es war ja insgesamt ein bisschen ... viel, die letzten Monate. "Sehr fit" sei er nach seiner coronabedingten Lungeninfiltration, sagte Trainer Julian Nagelsmann und der Eindruck war: Das stimmt. Jedenfalls wenn man die Umstände berücksichtigt.

Verdaddelte zu Beginn des Spiels zweimal den Ball, war aber spätestens ab der 20. Minute wieder in seinem Modus nah an der Übermotivation. Hatte am Ende des Spiels 12,5 Kilometer auf dem Tacho, außerdem die meisten Ballkontakte, erzielte fast den Ausgleich. War gegen Ende aber auch dementsprechend platt.

Niklas Süle

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(Foto: MIS/imago)

Eröffnete sein Spiel mit einem perfekten langen Diagonalball auf Serge Gnabry, der das 1:0 von Robert Lewandowski einleitete. Setzte das Spiel dann mit einer tendenziell zu lässigen Aktion fort, die das 1:1 von Florian Neuhaus begünstigte. Man sieht: Zuweilen sind absolute Urteile schwierig, oft läuft es einfach mal so und mal so.

Benjamin Pavard

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(Foto: Andreas Schaad/AP)

Stichwort absolute Urteile: Den Kopfball gegen Lainer vor dem Gegentor muss er anders führen. Eckball, kurzer Pfosten - da muss man als verantwortlicher Profi-Innenverteidiger zumindest in die Nähe der Kugel kommen. Dafür mit einer grandiosen Rettungsgrätsche gegen Florian Neuhaus, die allerdings wegen eines vorangegangenen Handspiels nicht notwendig gewesen wäre. Aber spektakulär war sie trotzdem (siehe Foto).

Marcel Sabitzer

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(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Schon fies von Gladbach, dass sie den Ball unbedingt beim Österreicher gewinnen wollten. Sabitzer hat ja bisher keine gute Zeit beim FC Bayern, einem sehr unglücklichen Spiel gegen Augsburg (die den Ball beim Österreicher gewannen) folgte eine Wadenverletzung. Nun spülte ihn die Personallage auf die für ihn sehr ungewohnte Linksverteidigerposition und er spielte dort, als sei diese Position für ihn sehr ungewohnt: Wenig dynamisch, zuweilen ein bisschen verloren, versuchte schwierige Bälle, wo einfache besser gewesen wären. Rückte vor dem 1:1 ein wenig schläfrig auf den Flankengeber zu, immerhin gegen Ende des Spiels mit ein paar wichtigen Zweikämpfen.

Wie gesagt: Er musste als Rechtsfuß auf links spielen, er kommt aus einer Verletzung, er hatte keinen Lauf und mit Malik Tilmann wahrlich keinen erfahrenen Partner auf seiner Seite - aber trotzdem sollte er einen anderen Anspruch an sich haben. Nagelsmann sagte nach dem Spiel entschuldigend, Sabitzer sei nach 60 Minuten platt (O-Ton: "mausetot") gewesen.

Marc Roca

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(Foto: Christian Kolbert /imago)

Kam mit dem Empfehlungsschreiben von zwei sehr guten Spielen in die Rückrunde und leistete sich erstmals kein sehr gutes Spiel. Aber es war auch nicht leicht, er war im Zentrum oft allein und die Gladbacher, vor allem die starken Koné und Neuhaus, stießen im richtigen Moment in seinen Raum und machten ihm das Leben schwer.

Jamal Musiala

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(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Hatte aus Gründen, die noch zu klären sind, in der zweiten Halbzeit ein Trikot mit seiner Nummer, aber mit dem Namen von Corentin Tolisso an. Was zu der Frage führt, ob man das darf und ob Sven Bender vielleicht manchmal das Trikot von Lars Bender anhatte. Oder umgekehrt. Davon ab spielte Musiala wieder auf der auch für ihn ungewohnten Achter-Position und dass er kein Zweikampfmonster ist und dementsprechend Marc Roca schlecht helfen kann - das ist bekannt. Nach vorne wie immer mit besonderen Aktionen, in der 56. Minute verhinderte Yann Sommer mit einer starken Parade seinen Ausgleich.

Thomas Müller

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(Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)

Ein lang gezogenes und leidendes "Neeeeeeeiiiiinnnn" hallte durch das leere Münchner Stadion, als Sommer den Ball fischte, den Müller so nach rund einer Stunde doch so gern mit der Fußspitze über die Linie bugsieren wollte. Harmonierte über das ganze Spiel wunderbar mit Robert Lewandowski und normalerweise enden solche Tage immer mit mindestens zwei bis drei Toren. Aber der Gladbacher Angstgegner-Effekt ist mittlerweile sogar größer als der Müller-Effekt.

Serge Gnabry

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(Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)

Feuerte den ersten Knaller auf das Tor von Yann Sommer, der den Ball nur zurückprallen lassen konnte. Schoss auch sonst während des Spiels aus allen Situationen, doch es war wie bei Verabredungen mit entfernten Bekannten: Es kam immer irgendwas dazwischen. Powerte sich aus, flankte unermüdlich, spielte am Ende sogar Rechtsverteidiger und wäre angesichts seines Pensums Kandidat für eine Auswechslung gewesen, wenn Bayern denn hätte auswechseln können.

Malik Tillman

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(Foto: via www.imago-images.de/imago images/MIS)

Mit insgesamt 83 Einsatzminuten in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League im Vergleich zur Ersatzbank ein Veteran. Was muss man über ihn wissen? 19 Jahre alt, 1,87 Meter groß, gebürtig aus Nürnberg, gilt als Offensivtalent an der Schwelle zwischen Amateuren und Profis. Musste als Linksaußen aushelfen, blieb ohne Fehler, aber auch ohne einprägsame Aktion. Lag aber auch daran, dass die Bayern (verständlich) eher Serge Gnabry im Angriff suchten.

Robert Lewandowski

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(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Alle fehlen, aber der beste Spieler ist fit. Hatte mehrfach die Möglichkeit, dieses ungewöhnliche Spiel allein zu seinem Spiel zu machen. Lies erst Nico Elvedi aussteigen und erzielte das 1:0 mit einem Hammer ins kurze Eck. Tanzte Elvedi kurz darauf nochmal ehrabschneidender aus, schlenzte dann aber von der Torauslinie an den langen Pfosten. Nach einer schönen Vorlage, die Thomas Müller beinahe zum Tor gereicht hätte, traf er per Fernschuss wieder die Latte. Vielleicht das beste Spiel von ihm, an das man sich nicht erinnern wird.

Einwechselspieler

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(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Mit 16 Jahren und 15 Tagen ist Paul Wanner (oben rechts im Bild) der jüngste Spieler der Bayern-Geschichte und der zweitjüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte nach Youssoufa Moukoko (16 Jahre und ein Tag). Er spielte einen guten Pass und das wäre natürlich die noch bessere Geschichte gewesen. Es kam außerdem Lucas Copado, 17 Jahre alt, Sohn von Francisco Copado, Neffe von Hasan Salihamidzic und Urheber eines Schusses in der 83. Minute.

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