FC Bayern gewinnt den Supercup:Ein Drama wie 2012 - nur andersrum

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Ein Held des Abends: Torwart Manuel Neuer mit seinen Mitspielern. (Foto: dpa)

Erneut kommt es zwischen dem FC Bayern und Chelsea zu einem dramatischen Finale: Diesmal jedoch gleichen die Münchner in letzter Sekunde aus und gewinnen das Elfmeterschießen. Der Supercup komplettiert nun die Titelsammlung des FC Bayern.

Von Benedikt Warmbrunn, Prag

Es war ein Lauf von Franck Ribéry, der veranschaulichte, worum es an diesem Abend ging. Es lief die 47. Minute, Ribéry hatte gerade gegen den FC Chelsea zum 1:1 ausgeglichen. Und nun lief er. Einen großen Bogen. Er hörte erst auf zu laufen, als er in den Armen von Pep Guardiola lag. Und die Mannschaft war ihm gefolgt. Dieses Tor war keine Entscheidung, es war ein Zwischenstand. Es war der Einstieg in eine extreme Dramaturgie, die sich zu einem extremen Fußballabend hochschaukelte. Einem, der nach 90 Minuten nicht zu Ende war, auch nicht nach 120 Minuten - sondern in einem Elfmeterschießen gipfelte.

Elfmeterschießen! Das kennen diese beiden Klubs, die Münchner und der FC Chelsea. Auf diese Art war im Mai 2012 das Champions-League-Duell entschieden worden. Zu Gunsten der Londoner. In München. Letzter Versuch. Schweinsteiger. Der Pfosten! Verloren. Ein Drama.

In Prag saß Schweinsteiger am Freitag nur auf der Tribüne. Tage zuvor, beim 1:1 gegen Freiburg in der Liga, hatte er sich verletzt. Nun sah er Erstaunliches: Wie die München ein 0:1 aufholten und ein 1:2. Wie Javier Martínez Sekunden vor Ende der Verlängerung ausglich - und wie dann alles anders wurde als damals. Kein Zittern, kein Wackeln, kein Zaudern. Alaba, Kroos, Lahm, Ribéry, Shaqiri - alle fünf Münchner Schützen trafen.

Zum Helden wurde Manuel Neuer, der den zehnten Schuss abwehrte, den Versuch von Romelu Lukaku parierte. Ein Fehlversuch, der den letzten Titel brachte, der den Münchnern fehlte in ihrer reichhaltigen Sammlung. Nach Niederlagen 1975, 1976 und 2001 sicherten sie sich als erster Bundesligist den Supercup.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Held der Verlängerung der Nachspielzeit

Javier Martínez fällt in der 121. Minute der Ball vor den Fuß, nachdem er zuvor gezeigt hat, wie eine Grätsche geht. Manuel Neuer darf sich am Ende feiern lassen. Philipp Lahm spielt drei Positionen, Franck Ribéry spielt, als hätte er einen schwarzen Anzug an. Der FC Bayern beim Sieg im Supercup gegen den FC Chelsea in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Prag

Lange schien es in Prag so, als würden sie der Trophäe vergeblich hinterher rennen. Obwohl Chelsea ab der 85. Minute in Unterzahl spielte. Der Brasilianer Ramires sah die gelb-rote Karte, nachdem er dem eingewechselten und fortan leicht humpelnden Mario Götze in die Beine getreten hatte. Doch danach kam es wie so oft: Nicht die Elf dominierte, die Zehn von Chelsea schöpfte aus dem vermeintlichen Nachteil einen Vorteil. Und nicht nur das: In der dritten Minute der Verlängerung tauchte Eden Hazard am Bayern-Strafraum auf. Die Münchner reagierten nach dem Prinzip Nimm-du-ich-hab-ihn-sicher. Der Belgier umkurvte Lahm, er ließ Boateng und Dante aussteigen, und auch Torwart Neuer sah da ausnahmsweise einmal nicht gut aus. 2:1, die Führung für die Londoner.

Viel Zeit blieb den Münchnern noch, um die Unterzahl der Blues zu nutzen, aber auch die Verlängerung entsprach dem Bild des gesamten Spiels: Die Roten hatten häufiger den Ball, viel häufiger, aber die Blauen hatten die (mindestens) ebenso gefährlichen Torgelegenheiten.

Fast wären sie damit zum Triumph gelangt. Denn in der letzten Viertelstunde schien Torwart Cech zum Helden von Chelsea zu werden, weil er die Chancen der Münchner in Serie von der Torlinie kratzte. Die Zeit verrann, Minute auf Minute, Chelsea wankte, aber Chelsea fiel nicht. Die Blues, das ist bekannt, haben über die Jahre, schon in ihrer Zeit mit Michael Ballack, eine erstaunliche Wettkampfhärte entwickelt. Nur zu zehnt? Wen stört es?

Es rächte sich in dieser späten Phase des Spiels, dass die Münchner in ihrer optischen Überlegenheit der ersten 90 Minuten verschwenderisch waren. Die besten Gelegenheiten hatte anfangs Ribéry (22., 29., 35.) vergeben, und der TV-Kommentator Oliver Kahn stellte fest: "Bei Ribéry merkt man, dass er noch etwas benommen ist von seiner Ehrung. Es ist auch nicht einfach, wenn du plötzlich als bester Spieler Europas über den Platz läufst."

Am Tag zuvor hatte Ribéry seine Trophäe erhalten. Eine weitere für ihn nach dem Triple - nach Meisterschaft, DFB-Pokal und dem Champions-League-Sieg im Finale gegen Dortmund; ausgerechnet in London, ausgerechnet in Wembley, der Heimat des englischen Fußballs. Der Franzose war am Donnerstag von den Sportjournalisten gekürt worden zu Europas bestem Spieler der Saison, vor Lionel Messi, vor Ronaldo. Aber er war sich der Bürde dieses Titels bewusst. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr wurde der 30-Jährige zum Motor des Münchner Spiels.

Stimmen zum Supercup
:"Das war wichtig für Guardiola"

Pep Guardiola bedankt sich bei Jupp Heynckes, Franck Ribéry lobt Pep Guardiola - und José Mourinho findet den Erfolg der Bayern ungerecht. Stimmen zum Supercup-Finale.

Am Ende hätte er fast seinen Meister gefunden - in Petr Cech, dem Torwart. Ehe Javier Martínez im Strafraum auftauchte. Der Spanier, der lange verletzt war, der eingewechselt wurde, der die Bayern mit dem Tor zum 2:2 ins Elfmeterschießen brachte.

Sie behielten die Nerven. Anders als 2012, anders als in München, wo ihnen der Pfosten im Weg gestanden hatte.

© SZ vom 31.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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