FC Bayern in der Frauen-Bundesliga:Es wird härter

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Wechselten gemeinsam vom FC Chelsea nach München: Offensivspielerin Pernille Harder, links, und Innenverteidigerin Magdalena Eriksson. (Foto: Manjit Narotra/Pro Sports Images/Imago)

Vor dem Start der Frauen-Bundesliga präsentiert der FC Bayern die Zugänge Pernille Harder und Magdalena Eriksson, die den Konkurrenzkampf im Kader beleben sollen - und schon jetzt den Humor der Engländerin Georgia Stanway verstehen.

Von Felix Haselsteiner

Es gibt genug Gründe, warum man der Frauenabteilung des FC Bayern einen erfolgreichen Transfersommer bescheinigen könnte, Georgia Stanway fand noch einen weiteren. Die Zugänge Pernille Harder, Magdalena Eriksson und Samantha Kerr, das seien drei Spielerinnen mit Erfahrungen oder gar Wurzeln in Großbritannien. "Sie verstehen daher meinen englischen Humor und erkennen, dass ich auch mal lustig sein kann", sagte Stanway also - ihr erstes Jahr in München war schließlich noch unter humoristisch herausfordernden Bedingungen verlaufen: "Ich habe da Schwierigkeiten mit den Deutschen, da muss ich meine Witze immer erklären, das hilft nicht unbedingt."

Es ist eine Mischung aus britischer Pointenhärte im Mittelfeld, schwedischer Erfahrung in der Abwehr und dänischen Toren im Sturm, die den FC Bayern in der kommenden Saison prägen soll und die der Öffentlichkeit vor dem Saisonstart am Freitag gegen den SC Freiburg (18.15 Uhr/Dazn) gleich offensiv präsentiert wurde: Erst nahm die WM-Zweite Stanway bei der Pressekonferenz neben Cheftrainer Alexander Straus Platz, dann folgten Harder und Eriksson, die in der vergangenen Saison noch mit dem FC Chelsea englischer Meister geworden waren.

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Nicht ohne Stolz wurde diese Dreier-Achse gemeinsam auf einer Bühne versammelt, gab Straus offen zu: "Magdalena und Pernille hätten vermutlich überall hingehen können, wenn sie wollten", sagte der Trainer: "Dass sie sich für uns entschieden haben und für die deutsche Liga, zeigt die Entwicklung und den Stellenwert, den wir in Europa haben."

"Der Verein entspricht einfach genau unseren Vorstellungen", sagt Pernille Harder

Dass Harder und Eriksson, die als Paar zusammenleben und daher gemeinsam wechseln wollten, sich für München entschieden, hatte auch mit Straus zu tun, dessen Ruf ähnlich gut ist wie der des Vereins: "Wir hatten sehr gute Gespräche mit Alexander und Bianca (Rech, Sportliche Leiterin, d. Red.). Der Verein entspricht einfach genau unseren Vorstellungen", sagte Harder: "Es war eine Gelegenheit, hier dabei zu sein, auf dem Weg, den der FC Bayern gehen will."

Der soll vor allem international weit führen, während der Weg der WM-Dritten Eriksson, die europaweit zu den besten Innenverteidigerinnen zählt, vor Kurzem erst einmal zu einem bekannten schwedischen Möbelhaus führte - und derzeit öfter an einen Schreibtisch, um Deutsch-Stunden zu nehmen: "Intensive Wochen" seien es seit der Weltmeisterschaft gewesen, sagte sie am Dienstag. "Ich fühle mich wie ein Kind am Schulanfang." Harder und Mitspielerin Lea Schüller paukten jeden Tag mit ihr Vokabeln.

Neben Harder, der zweimaligen Fußballerin des Jahres in Europa und langjährigen Torschützin des VfL Wolfsburg, wurde Eriksson zuletzt öfter zweitgenannt. Straus aber sieht in der Innenverteidigerin eine eminent wichtige Ergänzung: "Wenn man gesehen hat, wie sie mit Schweden bei der WM gespielt hat: Diese Widerstandsfähigkeit, diese Mentalität, die sie ausstrahlt, ist einzigartig."

Kandidatin für das Amt der Spielführerin und Humorbeauftragte beim FC Bayern: Georgia Stanway. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Es ist durchaus bemerkenswert, dass sich der Sommer der Frauen-Abteilung des FC Bayern fast diametral von dem der Männer-Abteilung unterscheidet: Frühzeitig standen unter der Regie von Managerin Bianca Rech und dem Technischen Direktor Francisco De Sá Fardilha die wichtigsten Transfers fest. Es folgten aber auch Ergänzungen in der Breite. In Anna Wellmann und Erin Nayler kamen zwei erfahrene Torhüterinnen an die Isar. Die Niederländerin Jill Baijlings von Bayer Leverkusen soll im Mittelfeld ergänzen, die Französin Ines Belloumou aus Montpellier in der Abwehr, und Stürmerin Samantha Mary Kerr ist zwar nicht die berühmte Australierin Sam Kerr, hat aber bei den Glasgow Rangers bereits Erfahrung in der Champions League gesammelt.

Die vielen Einkäufe seien auch eine Reaktion auf die Endphase der vergangenen Saison: "Uns hat am Ende ein wenig die Tiefe gefehlt", sagte Straus und sprach die Niederlage im Pokal gegen Wolfsburg und das Aus in der Champions League gegen den FC Arsenal an: "Jetzt haben wir eine Doppelbesetzung auf jeder Position."

Das erhöht den Konkurrenzkampf. Garantien für Stammplätze haben zum Saisonstart nur die Wenigsten im Kader des FC Bayern - mit Ausnahme von Georgia Stanway. Die Engländerin soll in ihrem zweiten Jahr in München eine noch zentralere Rolle übernehmen als in der Debütsaison, möglicherweise sogar als Kapitänin: Lina Magull, sagte Straus, habe von sich aus gebeten, das Amt neu zu vergeben, damit sie sich auf ihre eigene Leistung konzentrieren könne. Stanway wäre eine mögliche Nachfolgekandidatin, eine Entscheidung soll bald bekanntgegeben werden.

Ihr erstes Jahr sei noch von den vielen Eindrücken des großen Schritts aus der Premier League in ein neues Umfeld geprägt gewesen, aus der "Komfortzone" heraus: "Ich habe mich in München aber in meine Position eingewöhnt, ich kann mehr kommunizieren und mehr anführen", sagte die 24-Jährige. "Sehr komfortabel" fühle sich ihre Rolle beim FC Bayern an, zu der allerdings auch zählt, dass sie weniger auf sich selbst schauen möchte. "Ich werde das verarbeiten, wenn Zeit dafür ist", sagte Stanway etwa über die Niederlage im WM-Finale vor einigen Wochen, sie wurde für einen Moment ernst, als sie über die "große Enttäuschung" sprach.

Kurz darauf war wieder der britische Humor zurück, ohne den Stanway nicht auskommt und der beim neu transferierten Publikum so gut ankommt: "Zeit brauche ich noch, um zu realisieren, dass ich hier zuhause wieder selbst waschen und kochen muss."

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