FC Bayern und die DFL:"Das muss die Liga wissen"

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Angeregte Anregungen: Oliver Kahn (rechts) im Dazn-Interview, Experte Sandro Wagner (Mitte) lauscht gespannt. (Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Der FC Bayern kritisiert wegen der widrigen Umstände des Spiels gegen Mönchengladbach die DFL-Spielordnung. Über die können die Münchner aber selbst mitentscheiden.

Von Sebastian Fischer, München

Oliver Kahn und Donata Hopfen saßen nebeneinander, den Fotos zufolge mit Treppenstufen im Mittelrang der Fröttmaninger Arena als coronakonformem Abstand zwischen sich. Vielleicht haben der Vorstandschef des FC Bayern und die neue Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga (DFL) bei ihrem ersten Stadionbesuch im neuen Job also schon am Freitag während des Spiels über Kahns Anmerkungen gesprochen, die er vor dem Anpfiff im Interview beim Sender Dazn vorgebracht hatte.

"Es gibt Regularien von der DFL, welche wir annehmen und akzeptieren für den heutigen Tag. Allerdings wurden diese Regularien in einer Zeit gemacht, in der es Corona noch nicht gegeben hat. Ich kann nur anregen, dass, wenn sich alles beruhigt hat, diese Regularien noch mal überarbeitet werden", hatte er gesagt.

Der FC Bayern hätte das mit 1:2 verlorene Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wegen neun positiver Corona-Tests im Kader, zwei Abstellungen zum Afrika-Cup und zwei verletzter Spieler gerne verschoben. Doch die DFL-Statuten gaben das nicht her. Paragraf 2, Absatz 3 ("Absetzung wegen Erkrankung von Spielern") zufolge ist dem "Antrag eines Clubs auf Absetzung eines Spiels nicht stattzugeben", wenn "mehr als 15" spielberechtigte Spieler zur Verfügung stehen, davon mindestens neun Lizenzspieler inklusive eines Torwarts. Die Bayern traten mit elf auf der Homepage im Profikader gelisteten Spielern an.

Es gibt plausible Gründe für die Regel - sie verhindert etwa, dass Klubs eine Spielverlegung forcieren können

Der Grund für die Kritik aus München ist der Zusatz, dass für die Auflistung laut DFL-Statuten gesperrte oder verletzte Spieler, im Fall der Bayern Josip Stanisic und Leon Goretzka, als "zur Verfügung stehend" gelten. "Ob es fair ist, dass eindeutig verletzte Spieler zu einer Liste von einsatzfähigen Spielern gehören, würde ich bezweifeln. Das muss die Liga wissen", sagte Thomas Müller.

Die Partie am Freitagabend gegen Gladbach verloren die Bayern, arg ersatzgeschwächt. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Die Liga, das ist allerdings der Zusammenschluss der 36 deutschen Profiklubs, zu denen auch der FC Bayern gehört. Jeder Klub darf mitbestimmen. Und die Spielordnung ist zwar tatsächlich viele Jahre alt, wie die DFL auf ihrer Webseite erläutert. Doch zuletzt verändert wurden die Regularien im Juli 2021, als Corona den Fußball schon mehr als ein Jahr beschäftigte. Auch die entsprechende Passage war bereits Gegenstand von pandemiebedingten Anpassungen: Weil die Anzahl erlaubter Auswechslungen auf fünf erhöht wurde, erhöhte sich zum Beispiel auch die Zahl der Spieler, die zur Verfügung stehen müssen, von 13 auf 15.

Welche Härten die Regel hervorrufen kann, ist wohl spätestens klar, seit die Würzburger Kickers im Dezember 2020 mit 14 Spielern zur Zweitliga-Partie in Darmstadt antraten und gar den Ersatztorwart als Feldspieler einwechselten. In mehreren Mitgliederversammlungen während der Pandemie hätte der FC Bayern Änderungen anregen können, zuletzt Mitte Dezember. Entsprechendes ist aber nicht bekannt.

Es gibt plausible Gründe für die Regel. Sie verhindert etwa, dass Klubs eine Spielverlegung forcieren können. Sinnvoll klingt eine Anpassung trotzdem, gerade jetzt, während der Omikron-Welle. Eine Neuerung könnte etwa vorsehen, dass verletzte Spieler mit dem Attest eines neutralen Arztes als nicht zur Verfügung stehend gelten. Einen entsprechenden Antrag könnte der FC Bayern bei nächster Gelegenheit einbringen. Einen prominenten Unterstützer gibt es auch schon. Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder sagte im "Doppelpass" auf Sport1, er habe die Partie als "ziemliche Wettbewerbsverzerrung" empfunden, die Regeln würden "nicht ganz passen". Sein Vorschlag: "Wegen Corona sollte man sich wirklich etwas Vernünftiges überlegen."

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