FC Bayern:Die Wochen der Teenager

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Da vorne bitte den Ball rein: Julian Nagelsmann instruiert Lucas Copado und Paul Wanner (von links). (Foto: Armando Babani/Jan Huebner/imago)

Der Corona-Ausnahmezustand beim FC Bayern hält vorerst an. Nur drei Profis kehren ins Training zurück, Leon Goretzka droht eine lange Pause - Talente wie der 16-Jährige Paul Wanner könnten wichtig bleiben.

Von Sebastian Fischer

Den womöglich unglücklichsten Fußballer dieser Tage im Corona-Ausnahmezustand beim FC Bayern erwähnte Julian Nagelsmann nach dem 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach nur kurz. Eine Kaderentscheidung habe er treffen müssen, erzählte der Trainer. Nur einen Spieler unter den letzten verbliebenen, weder positiv getesteten, noch zum Afrika-Cup verreisten oder verletzten Fußballern des deutschen Rekordmeisters konnte er nicht für die Partie zum Rückrundenauftakt nominieren. "Es war für Angelo Brückner ärgerlich, weil er eigentlich gut trainiert hat. Aber es war von der Position nicht so passend, ihn mitzunehmen", sagte Nagelsmann.

Brückner, 18, der bislang 23 Spiele, meist als Linksverteidiger, für Bayerns zweite Mannschaft in der Regionalliga vorweisen kann, schaffte es nicht in ein Aufgebot, das es so wohl nie wieder geben wird. Noch nie war die Chance auf eine Nominierung für Münchner Nachwuchsspieler so groß wie am vergangenen Freitag. Zu neun positiven Corona-Tests bei den Profis kamen laut Nagelsmann sogar noch "zwei, drei" weitere bei Reservisten, die in Frage gekommen wären. Keiner der Spieler, die auf der Bank saßen, hatte Bundesligaerfahrung.

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Hinterher wurde einer der vielen Teenager besonders hervorgehoben. Paul Wanner, 16, kam gemeinsam mit Lucas Copado, der an diesem Montag 18 wird, für die Schlussviertelstunde ins Spiel. Wanner war nur 16 Jahre und 15 Tage alt, er ist nun der jüngste Bundesligaspieler der Klubgeschichte und nach Dortmunds Youssoufa Moukoko (16 Jahre, ein Tag) der zweitjüngste der Bundesliga-Geschichte. Er ist außerdem wohl einer der am euphorischsten gelobten 16-Jährigen im Land. Nagelsmann nannte ihn ein "unfassbares Talent" und einen "herausragenden Spieler", der nur im Kopf klar bleiben müsse, "dann stehen ihm Tür und Tor offen".

Viele Etablierte mussten auf ungewohnten Positionen aushelfen

Wanner zeigte durchaus mutig seine Fähigkeiten im Dribbling und im Passspiel, die den zuständigen Beobachtern für seine Altersklasse längst aufgefallen sind. Wanner, geboren in Amtzell im Allgäu und seit 2018 bei den Bayern, war in der vergangenen Woche für ein Trainingslager der deutschen U-16- und U-17-Nationalmannschaften nach Spanien gereist. Kurzfristig kam er gemeinsam mit dem ebenfalls 16-jährigen Arijon Ibrahimovic wieder zurück, um am Donnerstag am Abschlusstraining der Profis teilzunehmen. Einen Tag später empfahl er sich dafür, auch am kommenden Wochenende beim 1. FC Köln wieder dabei zu sein.

Marcel Sabitzer (links) machte gegen Gladbach als Linksverteidiger eine ausgesprochen unglückliche Figur. (Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Die Niederlage gegen Gladbach, die dritte der Saison für die Münchner, war schnell eingeordnet, natürlich unter anderen Umständen als die vorangegangenen beiden gegen Frankfurt und in Augsburg. "Wir hatten trotzdem noch eine gute Mannschaft", sagte Nagelsmann zwar, tatsächlich war U-21-Nationalspieler Malik Tillman der einzige Startelf-Debütant. Doch viele Etablierte mussten auf ungewohnten Positionen aushelfen, Joshua Kimmich in seinem ersten Spiel nach zwei Corona-Quarantänen und einer Corona-Infektion als Rechtsverteidiger, Marcel Sabitzer als Linksverteidiger, Jamal Musiala im zentral-defensiven Mittelfeld. Niklas Süle und Benjamin Pavard gaben ein nicht eingespieltes Innenverteidiger-Duo.

Hinzu kamen "Gedanken an den Pokal", wie Nagelsmann es nannte: Nach dem so überraschenden wie schwach verteidigten Ausgleichstor durch Florian Neuhaus in der 27. Minute wirkte Gladbach plötzlich wieder wie der Angstgegner, der die Münchner im Oktober mit 5:0 aus dem DFB-Pokal katapultiert hatte. Vier Minuten später fiel das 1:2, weil die Bayern Stefan Lainer nach einer Ecke nicht entscheidend beim Kopfball störten.

Nachdem Nagelsmann das Verhalten der Verteidiger bei beiden Gegentoren kritisiert hatte, ging es dann aber schon in der Pressekonferenz am Freitag recht bald um den Kader für das Spiel in Köln. Zwar rechne er "nicht mit extrem vielen Rückkehrern, die für die erste Elf in Frage kommen". Aber immerhin waren schon am Wochenende drei der positiv getesteten Spieler wieder im Training: Kingsley Coman, Omar Richards und Corentin Tolisso. Manuel Neuer, der sich wie viele seiner Kollegen im Urlaub infiziert hatte, wird nach seinem Rückflug von den Malediven am Montag in München erwartet.

Leon Goretzka droht womöglich gar eine Operation

Zu jenen, die auf keinen Fall in Köln zur Verfügung stehen, zählt Leon Goretzka. Nagelsmanns Miene verfinsterte sich bei der Frage nach dem Gesundheitszustand des Nationalspielers. Wegen hartnäckiger Knieprobleme, die den Mittelfeldspieler seit Wochen plagen, droht ihm womöglich gar eine Operation. Am Freitag war er zur Untersuchung beim Kniespezialisten Christian Fink in Innsbruck.

"Wir können von Glück sagen, dass wir noch Vorsprung haben in der Tabelle", sagte Thomas Müller, sechs Punkte sind es nun vor Borussia Dortmund. "Wir müssen schauen, dass wir Tag für Tag wieder Spieler aus dem Profikader integrieren können. Und dann ist der Dreier nächste Woche in Köln schon Pflicht", sagte er. Doch auf einige Reservisten dürfte es auch dann noch ankommen. Tolisso und Coman fehlten schon am Ende der Hinrunde mit Verletzungen, beide seien "muskulär ein bisschen anfällig", mahnte Nagelsmann.

Für Antonio Brückner, den gegen Gladbach nicht nominierten 18-jährigen Linksverteidiger, könnte es aber wieder eine Enttäuschung geben. Zwar machte Marcel Sabitzer als Aushilfs-Linksverteidiger eine ausgesprochen unglückliche Figur und warb keineswegs für eine Wiederholung dieses Experiments. Doch auch Richards, der dritte Rückkehrer, ist eine Alternative für die Position.

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