FC Bayern:"Das war kein typischer Müller, ich hab' ja ein Tor gemacht"

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Thomas Müller nach seinem 1:0 bei Borussia Mönchengladbach. (Foto: REUTERS)
  • Das 1:0 in Mönchengladbach war das erste Bundesliga-Tor von Thomas Müller seit drei Monaten und erst das zweite der Saison.
  • Als Reaktion darauf reißt er Witze.

Von Philipp Selldorf, Mönchengladbach

Das Spiel schien auf seinen Stillstand zuzusteuern, als Mats Hummels in der 63. Minute den Ball im Zeitlupentempo Richtung Mittellinie trieb. Es sah aus, als würde er rücksichtsvoll seinen sehr alten und gebrechlichen Hund spazieren führen, jeder Schritt war noch ein wenig langsamer als der vorige. Schließlich schob Hummels, des Müßiggangs überdrüssig, die Kugel zu Xabi Alonso rüber, und die Dinge nahmen ihren Lauf. Dass aus dieser Szene, in der sich die Bayern scheinbar in einen Zustand der Selbstbetäubung versetzten, das einzige Tor der Partie resultieren würde, das war für niemanden absehbar.

Der einzige, der es vorher gewusst hat, war der Torschütze. Er wusste es noch nicht, als Hummels jenseits der Mittellinie die Zeit verstreichen ließ, aber er wusste Bescheid, als Thiago in den Besitz des Balles gekommen war und nach einem Partner fürs Zuspiel Ausschau hielt. "Ich sehe die Situation kommen und mach' den Laufweg. Ich wusste, dass ich dann frei bin" - so beschrieb Thomas Müller später den Moment, der überall als typischer Thomas-Müller-Moment gepriesen wurde. Dagegen legte der Geehrte indes Einspruch ein. "Nein", widersprach er dem Fernsehmann, "das war kein typischer Müller, denn ich hab' ja ein Tor gemacht."

Selbstredend hat sich Müller mit diesem Einwand einen Scherz erlaubt (einen typischen Müller-Scherz übrigens), aber es war nicht nur witzig gemeint, was er den Schmeicheleien entgegenhielt. Das 1:0 in Mönchengladbach war sein erstes Bundesliga-Tor seit drei Monaten, Müller erhöhte damit den Kontostand der Saison um 100 Prozent. Nur zwei Liga-Treffer stehen in seiner Bilanz. Nichts, was einen langgedienten Torjäger erfreuen kann, auch dann nicht, wenn auf dem Konto außerdem elf Torvorlagen verzeichnet sind.

Thiagos Pass war grandios

Müllers Ruf hat deshalb etwas gelitten. Im öffentlich-rechtlichen Fußball-Radio wurde am Sonntag seine Berücksichtigung in der Startelf wie eine Sondermeldung verkündet. Müller spielt von Anfang an - als ob das eine Nachricht am Rande der Sensation wäre. Allerdings gab die Partie in Gladbach den Skeptikern zunächst recht. Lange Zeit stand Müller vorwiegend im Schatten des hauptamtlichen Torjägers Lewandowski und der ehrgeizeigen Flügelkräfte Ribéry und Robben. Seine Beteiligung beschränkte sich auf Zulieferdienste - bis in der 63. Minute der Müller-Moment kam, in dem er zum Entsetzen des Gegners plötzlich so frei vor dem Torwart stand, dass es doch eigentlich ein klarer Fall von Abseits sein müsste.

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War es aber nicht. Thiago hatte den Ball grandios in den Lauf gespielt, aber dann bekam der von allen Verteidigern allein gelassene Müller Schwierigkeiten. "Ich habe den Ball nicht optimal kontrollieren können, er lag irgendwie zwischen meinen Beinen", berichtete er. Müller verzögerte den Schuss, was VfL-Torwart Sommer veranlasste, sich reaktionsschnell ins Leere zu werfen. So war der Weg ins Ziel frei. Groß war der Jubel, sämtliche Bayern-Spieler liefen zum Gratulieren herbei.

"Hat Spaß gemacht", sagte Thomas Müller später. Er meinte das Spiel. Sein Tor wollte er lieber nicht hervorheben, es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass ein Müller-Tor mittlerweile eine Ausnahme ist. Aber einen Scherz hat er dann doch noch gemacht. Die Länderspielpause käme gerade recht, sagte er: "Dann kann sich die Liga von dem Schock erholen, dass ich getroffen habe."

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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