FC Bayern:Hilfe kommt aus der U 17

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Ein paar Nationalspieler hat der FC Bayern noch zu bieten: Jamal Musiala, Thomas Müller und Robert Lewandowski nehmen es mit Nachwuchsspieler Malik Tillman auf (v. r.). (Foto: Ulrich Gamel/dpa)

Die Austragung des Spiels gegen Borussia Mönchengladbach ist noch nicht sicher. Aber der durch neun Corona-Fälle geschwächte FC Bayern versammelt eine Art letztes Aufgebot.

Von Sebastian Fischer

Zum Unternehmensportfolio des FC Bayern zählt auch ein Reisebüro. "Die Reiseprofis von FC Bayern Tours", so nennen sie sich selbst auf ihrer Homepage, organisieren zum Beispiel auch Geschäftsreisen. Dass so etwas wie die dort beworbenen "maßgeschneiderten Lösungen" fürs "Travel-Management" allerdings einmal nötig sein würden, um einen Kader für ein Bundesligaspiel zusammenzubekommen, damit hätten wohl selbst die Reiseprofis nicht gerechnet.

Am Donnerstag landeten jedenfalls die Nachwuchsspieler Arijon Ibrahimovic und Paul Wanner, beide 16 Jahre alt, am Münchner Flughafen. Sie waren kurzfristig aus einem Trainingslager mit der deutschen U17-Nationalmannschaft in Spanien abgereist, um noch am Vormittag mit der Profimannschaft das Abschlusstraining zu absolvieren. Informationen von "Sport1" zufolge hatten sie vor der vom FC Bayern organisierten Autofahrt zur Säbener Straße die Fußballschuhe schon in der Hand. "Es war eine stressige Anreise", bestätigte Trainer Julian Nagelsmann später, was er aber nicht als Entschuldigung für die Nachwuchskräfte verstanden wissen wollte: Er sei als Jugendspieler schließlich mit einem Monatsticket Bahn gefahren.

Arijon Ibrahimovic im vergangenen Sommer beim Training an der Säbener Straße. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Der Trainer des Tabellenführers gab am Donnerstag gut gelaunt seine erste Pressekonferenz des Jahres. Und dabei ging er davon aus, dass der Anlass für diese Pressekonferenz stattfinden wird: Dass also das Spiel zum Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach am Freitagabend in der Münchner Arena ausgetragen werden wird, trotz neun Corona-Fällen im Bayern-Kader. "Wir haben uns die ganze Woche darauf vorbereitet, dass das Spiel stattfindet", sagte er. Und ja, bestätigte er: Er habe auch Revanche-Gedanken beim Wiedersehen mit den Gladbachern, die den FC Bayern im Oktober 5:0 im DFB-Pokal schlugen.

Am Mittwoch hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic Gedanken über eine mögliche Absetzung der Partie öffentlich gemacht. In der Spielordnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt es jedoch, "dass einem Antrag eines Clubs auf Absetzung eines Spiels nicht stattzugeben ist, wenn mehr als 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler zur Verfügung stehen. Unter diesen müssen sich mindestens neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart, befinden." Nach diesen Vorgaben war eine Verlegung unwahrscheinlich. Denn obwohl nach Manuel Neuer, Kingsley Coman, Corentin Tolisso, Omar Richards, Lucas Hernández, Tanguy Nianzou, Leroy Sané und Dayot Upamecano am Mittwoch auch noch Alphonso Davies positiv getestet wurde: 14 auf Bayerns Homepage gelistete Profis, darunter zwei Torhüter, standen den Bayern nach DFL-Regeln noch zur Verfügung.

Zwar fehlte im Mannschaftstraining unter anderem Leon Goretzka wegen anhaltender Knieprobleme. Doch laut DFL-Statuten gelten auch gesperrte und verletzte Profis für diese Auflistung als "zur Verfügung stehend". Lediglich die zum Afrika-Cup abgestellten Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr werden zu den neun Corona-Fällen hinzuaddiert. Um den Kader aufzufüllen, trainierten mit dem Team neben Ibrahimovic und Wanner noch fünf weitere Spieler aus der zweiten Mannschaft, die in der Regionalliga Bayern noch bis Mitte Februar Winterpause hat.

Für Nagelsmann ist die Situation "reizvoll"

Ausgeschlossen war eine Spielverlegung allerdings am Donnerstag noch nicht. Als beim Eishockeyklub EHC München am Dienstag von mehreren Positivtests mindestens einer mit der ansteckenderen Omikron-Variante auftrat, beorderte das örtliche Gesundheitsamt die gesamte Mannschaft in Quarantäne. Alphonso Davies hatte vor seinem Test noch mit der Mannschaft trainiert, anders als die übrigen Infizierten. Von denen verbringen einige, etwa Manuel Neuer auf den Malediven, ihre Isolationszeit dort, wo sie zum Urlaub hingeflogen waren - was Nagelsmann übrigens ausdrücklich nicht kritisieren wollte.

Um welche Variante es sich bei der Infektion von Davies handelt, war am Donnerstagnachmittag noch nicht öffentlich. Über eine mögliche Quarantäne für die Mannschaft des FC Bayern gab es also noch keine Mitteilung. Und so ging Nagelsmann erst mal davon aus, gegen Gladbach eine Art letztes Aufgebot mit zehn fitten Feldspielern aus dem Profi-Kader auf den Rasen zu schicken. Ein Aufgebot, zu dem beim FC Bayern natürlich immer noch in der Mehrzahl Nationalspieler gehören. Er würde nun nicht "rumheulen", bemerkte Nagelsmann. Vielmehr sei er "sehr zufrieden" mit der zurechtgelegten Spielidee. Die Situation sei zwar "herausfordernd", aber auch "reizvoll". Und das nicht nur wegen der Möglichkeit, Talente wie die 16-jährigen Ibrahimovic und Wanner zu fördern.

Nagelsmann muss nun eben improvisieren, am meisten in der Abwehr: Nur Niklas Süle und Benjamin Pavard stehen aus der üblichen Besetzung zur Verfügung. Womöglich muss Joshua Kimmich, der laut Nagelsmann "sehr, sehr fit" ist, in seinem ersten Spiel nach zwei Quarantänen und einer Corona-Infektion gleich als Rechtsverteidiger aushelfen. Dass er sofort wieder spielt, daran führt nun jedenfalls kein Weg mehr vorbei.

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