Basketball:Zweieinhalb Minuten Tiefschlaf

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Der argentinische Nationalspieler Leandro Bolmaro (li.) wusste mit seinen Tempodribblings gegen Athen zu überzeugen, dennoch konnte er die Münchner nicht zum Erfolg führen. (Foto: Stefanos Kyriazis/IPA Sport/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern verpassen beim Favoriten Panathinaikos Athen einen möglichen Sieg in der Euroleague, den Groll des Trainers können sie am Sonntag im Pokal gegen Oldenburg wieder besänftigen.

Von Ralf Tögel

Pablo Laso hielt sich kurz, als er die erste Niederlage in der Euroleague erklären sollte. Und er hinterließ einen vergifteten Gruß an seine Spieler: "Willkommen in der Euroleague." Dann machte er noch eine recht simple Rechnung auf: "Wir sind mit 0:10 gestartet und haben mit sieben verloren." Der Trainer der Basketballer des FC Bayern hätte sich augenscheinlich lieber mit einem anderen Ergebnis als dieser 71:78-Niederlage bei Panathinaikos Athen in die griechische Nacht verabschiedet, in der er seinen 56. Geburtstag feierte. Laso war dem Vernehmen nach so verstimmt, dass er sogar verzichtete, mit einem Gläschen Wein auf das neue Lebensjahr anzustoßen.

Der Groll der Trainers war verständlich, denn durch die Schläfrigkeit in der Anfangsphase verpasste sein Team die Chance, einen Favoriten zu überraschen, der ebenfalls einen Umbruch zu bewältigen hat und wenig gefestigt wirkte. Die Gelegenheit, Lasos Ärger zu besänftigen, gibt es indes schon an diesem Sonntag, wenn der FCB im heimischen BMW-Park den nationalen Konkurrenten Oldenburg im Pokal-Achtelfinale empfängt. Zumal auch der erste Aufwärtsauftritt im nationalen Betrieb mit einer unerwarteten und vom Trainer sicher noch nicht vergessenen 67:77-Pleite ebenfalls daneben ging - in Oldenburg.

Natürlich stehen in der Euroleague allein in der Hauptrunde noch satte 32 Partien an, München liegt nach dem Sieg gegen Berlin nun im Mittelfeld. Aber angesichts der personell verstärkten Konkurrenten und dem angepeilten Platz unter den besten acht Teams in den Playoffs könnten sich diese verpennten zweieinhalb Minuten in der griechischen Hauptstadt noch als schmerzhaft erweisen. Da nämlich traf Juancho Hernangomez zum 10:0, der spanische Europameister könnte nicht besser für die Ambitionen der Griechen stehen.

Athen schloss die vergangene Saison auf dem indiskutablen 17. und vorletzten Platz ab, entsprechend fiel das personelle Engagement des griechischen Traditionsklubs aus, der von einem schwerreichen Reeder hauptfinanziert wird. Hernangomez etwa kommt von den Toronto Raptors aus der NBA, darüber hinaus hat der griechische Rekordmeister und viermalige Euroleague-Sieger zahlreiche europäische Topspieler angelockt - wie Center Matthias Lessort von Partisan Belgrad. Den größten Coup landete Athen aber in der Verpflichtung von Spielmacher Kostas Sloukas, der nämlich wurde vom Erzrivalen Olympiakos Piräus abgeworben.

Der FCB ist gespickt mit Akteuren, die reichlich Euroleague-Erfahrung haben - was sie nur phasenweise beweisen

Sloukas fehlte gegen die Bayern, dafür bewies Lessort mit 16 Punkten und sechs Rebounds seine Klasse. Bei den Münchnern traf Leandro Bolmaro mit 19 Punkten am besten, zweistellig punkteten noch Center Devin Booker (11) und Weltmeister Isaac Bonga (10). An sie alle dürfte sich der vergiftete Gruß von Trainer Laso gerichtet haben, denn seine Mannschaft ist gespickt mit Akteuren, die reichlich Euroleague-Erfahrung auf das Parkett bringen. Was sie nur phasenweise bewiesen, als sie den Griechen sofort nahe kamen (50:48, 28. Minute; 64:59, 35.).

"Unser Start war schlecht, sie dagegen waren heiß, wir haben defensiv wie offensiv nicht dagegengehalten": Bayern-Trainer Pablo Laso war mit der Leistung seiner Basketballer nicht zufrieden - den Kampfgeist aber lobte er. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Allerdings verhinderten zehn Ballverluste und eine miserable Dreierquote von nur knapp über 20 Prozent den möglichen Erfolg. "Unser Start war schlecht, sie dagegen waren heiß, wir haben defensiv wie offensiv nicht dagegengehalten. Das 10:0 hat sich etwas durchs Spiel gezogen", ärgerte sich Laso, der immerhin den Kampfgeist seiner Spieler lobte: "Wir haben einen tollen Job gemacht zurückzukommen, doch für ein echtes Comeback musst du auch schwere Würfe treffen."

Das wiederum wollte nicht gelingen, dem Spiel der Bayern fehlt es an Abstimmung und Kontinuität. Gegen Teams wie Athen reicht es nicht, wenn einzelne Spieler immer wieder ihre Klasse aufblitzen lassen, andere dagegen völlig neben sich stehen. Wie Carsen Edwards, dem kein einziges Pünktchen gelang. Dafür stellte Bolmaro unter Beweis, über welches Potenzial er verfügt. Der Spielmacher wurde beim FC Barcelona ausgebildet, spielte trotz seines noch jungen Alters von 23 Jahren in der NBA für die Minnesota Timberwolves sowie die Utah Jazz, danach zeigte er in der spanischen Eliteliga ACB eine starke Saison für Teneriffa, ehe er - vor allem wegen Trainer Laso - an die Isar wechselte. Gegen Athen war er im Eins-gegen-eins kaum zu stoppen und trieb das Bayern-Spiel mit seinen Tempodribblings an. Aus der Distanz aber blieb der argentinische Nationalspieler erfolglos.

Auch Bolmaro trauerte der verschlafenen Anfangsphase hinterher, erst danach habe man sich der "Physis und Aggressivität" des Gegners angemessen entschlossen entgegengestellt. Nun müsse man schnell "aus den Fehlern lernen". Zumal es auch gilt, den Trainer wieder zu besänftigen.

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