Basketball:Griechischer Albtraum

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Haben den Ball zurzeit zu selten unter Kontrolle: Die Münchner Sylvain Francisco, Serge Ibaka und Vladimir Lucic (von links). (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

"Offensiv wie defensiv keine klare Idee": Die Bayern-Basketballer haben alle Chancen gegen den Favoriten Olympiakos Piräus - und kassieren die nächste unnötige Niederlage in der Euroleague. Kapitän Lucic holt danach zu einer kleinen Generalkritik aus.

Von Sebastian Winter

Sein Kopf war schwer, er hatte ihn in die Hände gelegt, die Ellbogen auf einem Tisch abgestützt. Es war nicht unbedingt so, dass Vladimir Lucic ansteckend gute Laune versprühte am späten Donnerstagabend in der heimischen Arena am Münchner Westpark. Wie auch, nach der nächsten vermeidbaren Niederlage der FC-Bayern-Basketballer in der Euroleague. 48 Stunden nach ihrem 112:109-Heimerfolg über Saski Baskonia nach Verlängerung unterlagen Kapitän Lucic und seine Mitspieler dem favorisierten Vorjahresfinalisten Olympiakos Piräus unnötig mit 72:76. Auch die je 18 Punkte der Topscorer Serge Ibaka und Sylvain Francisco halfen ihnen nicht, das Spiel zu gewinnen, das lange Zeit ausgeglichen war. Und Lucic, 34, der es selbst am Ende verpasste, der Partie mit einem erfolgreichen Wurf noch eine Wendung zu geben, verwandelte seinen Frust später in eine kleine Generalkritik: "Wir hatten offensiv wie defensiv keine klare Idee", sagte der Serbe, "wir haben bis zum Spielende nicht herausgefunden, wo unser Vorteil liegt."

Diese Kritik, so musste man sie verstehen, war auch ans Trainerteam adressiert, das nun mal die Spielidee entwirft. Lucic widersprach seinem Coach Pablo Laso außerdem noch in einem Punkt, den Laso eine halbe Stunde zuvor zu Protokoll gegeben hatte: "Uns hat etwas die Erfahrung gefehlt. Als wir vorn lagen, hätten wir es etwas besser kontrollieren müssen. Da gab es einige Plays, die mir heute Nacht einen Albtraum bereiten werden." Der Kapitän entgegnete durchaus auch selbstkritisch: "Man kann nicht erfahrener sein als ich selbst, Serge Ibaka, Elias Harris und andere, die auch schon ein paar Jahre auf diesem Niveau spielen."

"Das war jetzt ein Spiel, um nach Möglichkeiten zu suchen, auf den letzten Zug Richtung Play-in-Turnier aufzuspringen", sagt Lucic

Aus diesen Aussagen ist herauszulesen, dass sich gerade einiger Frust Bahn bricht bei den Münchnern, die es nervt, den Spagat zwischen ihren nationalen Wettbewerben und dem höchstklassigen europäischen Klubwettstreit in dieser Saison erneut nicht zufriedenstellend lösen zu können. Zu oft sind ihnen Spiele auf dem weitaus härteren internationalen Parkett aus den Händen geglitten, obwohl sie gut mitgehalten hatten - wie gegen Piräus. Die statistischen Werte waren nahezu ausgeglichen, gegen die Griechen lagen die Bayern nach der Pause gar mit 44:37 vorne. Doch dann vermischten sich wieder unerklärliche Ballverluste mit freien Würfen, die nicht fielen. Auch weil Spieler wie Weltmeister Andreas Obst oder Carsen Edwards, aber auch andere, gerade spielerisch von einem Hoch ins nächste Tief fallen. Giannoulis Larentzakis verwandelte dagegen 3,6 Sekunden vor Spielende seine Freiwürfe zum Sieg für Piräus.

"Das war jetzt ein Spiel, um unsere gute Woche zu bestätigen und nach Möglichkeiten zu suchen, auf den letzten Zug Richtung Play-in-Turnier aufzuspringen", sagte Lucic noch: "Doch das ist jetzt ein harter Rückschlag." Das kann man so stehen lassen. Neun Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde sind die Bayern in der Tabelle drei Siege in Rückstand. Der Zug ist gewissermaßen schon abgefahren.

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