Basketball:Kein Kopf, kein Team

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Enttäuschung nach der Pleite gegen das Schlusslicht: Bayerns Carsen Edwards (links) und Kapitän Vladimir Lucic. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Bayern Münchens Basketballer verlieren in der Euroleague gegen den Tabellenletzten Villeurbanne - und haben im besten europäischen Klubwettbewerb kaum noch Chancen auf die Playoffs. Und die Sorgen im Kader steigen.

Von Sebastian Winter

Am Mittwoch, dem Tag vor dem Euroleague-Spiel der FC-Bayern-Basketballer gegen den französischen Klub Asvel Villeurbanne, wirkte Sylvain Francisco noch entspannt. Der 26-jährige Aufbauspieler der Münchner sprach in ihrer Heimhalle über seine ersten Monate in Deutschland, die neue Umgebung, seine Rolle als Spielgestalter. Francisco weiß, wo er herkommt, seine Kindheit in Créteil, einer Banlieue südöstlich von Paris, war von Armut geprägt, Basketball verhalf ihm zu einem besseren Leben. Natürlich sprach er auch über den Gegner, den er aus seiner Profizeit in Paris und Roanne gut kennt. "Villeurbanne wird kämpfen, es wird darum gehen, hart zu spielen. Wir werden bereit sein."

Wer dann am Donnerstagabend vor 6046 Zuschauern im diesmal nicht ausverkauften BMW Park hart spielte und kämpfte, war allerdings Villeurbanne allein, der Tabellenletzte im besten europäischen Klubwettbewerb. Die Münchner waren jedenfalls nicht bereit, ihr Spiel, das sie letztlich 64:76 verloren, war vielleicht das bislang schlechteste der gesamten Saison.

Bis hierher und nicht weiter: Der 2,21 Meter lange Youssoupha Fall hält mit seiner tellergroßen Hand Bayerns Sylvain Francisco auf. (Foto: Marcel Engelbrecht/Eibner/Imago)

Sieben von 13 Freiwürfen misslangen den Bayern, was fehlende Konzentration nahelegt. Die Quote von Francisco, der auch sonst einen schwarzen Tag hatte, lag dort bei 25 Prozent. Einfache Würfe prallten vom Korb ab, der Rebound funktionierte nicht, ein geordnetes Offensivspiel war kaum zu erkennen. Zumindest nicht mehr nach der 17:12-Führung der Münchner. Mit einem 29:40 gingen sie in die Halbzeitpause, kurz darauf hatte Villeurbanne den Vorsprung auf 47:29 ausgebaut.

Die Weltmeister Andreas Obst und Isaac Bonga? Standen neben sich

Dezimiert waren die Münchner ohnehin, ihr Kraftprotz Devin Booker musste am Ende des zweiten Viertels vom Feld - eine leichtere Bänderverletzung, wie es am Freitag hieß. Und der einstige NBA-Star Serge Ibaka stand wegen eines dicken Knies gar nicht erst auf der Meldeliste. So fehlte den Bayern, bei denen einzig Carsen Edwards mit 21 Punkten überzeugte, auch die körperliche Präsenz. Die Weltmeister Andreas Obst und Isaac Bonga? Standen neben sich. Ohnehin wirken sie nach dem WM-Sommer ohne Pause überspielt. Villeurbanne hatte dagegen diese Präsenz, beispielsweise im 2,21-Meter-Center Youssoupha Fall, der übrigens all seine sechs Freiwürfe verwandelte.

Auch das noch: Münchens Devin Booker verletzt sich vor der Halbzeitpause und hüpft auf einem Bein vom Feld. (Foto: Oryk Haist/Imago)

"Wir hatten die schlechteste Situation und die schlechteste Leistung im schlechtesten Moment. Wir waren von Beginn an nie bereit, nie im Rhythmus", sagte Bayern-Trainer Pablo Laso, der sich gerade in ungewohnter Rolle wiederfindet - mit Real Madrid hatte er in der Dekade davor noch alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Auch Obst entdeckte Alarmierendes: "Wir haben nicht als Team gespielt, waren mit dem Kopf nicht da. Es fehlte an der richtigen Einstellung."

Die Bayern, deren Kader gerade weder ausbalanciert noch fit genug für die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Pokal und Euroleague erscheint, haben im europäischen Wettbewerb zwar noch theoretische Chancen, die Play-Ins zu erreichen. Realistisch betrachtet ist das Weiterkommen aber kaum noch möglich. Wie auch dem Tabellenvorletzten Alba Berlin droht ihnen erneut die Zuschauerrolle in den K.-o.-Spielen. Alba schlug übrigens im Parallelspiel Roter Stern Belgrad 89:80 - einen direkten Konkurrenten der Bayern um die Play-Ins.

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