Bayern-Sieg gegen Augsburg:Goretzka meldet Gesprächsbedarf an

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Ist "wahrscheinlich" in der Form seines Lebens: Leon Goretzka. (Foto: dpa)
  • Nach einer seltsam uninspirierten ersten Hälfte gewinnt der FC Bayern 2:0 gegen Augsburg.
  • Leon Goretzka trifft und meldet Startelf-Ansprüche an.
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Aus dem Stadion von Christopher Gerards

Leon Goretzka hat am Sonntagabend eine Prognose aufgestellt, sie handelte davon, was in naher Zukunft ein fußballerisches Gesprächsthema sein wird und was nicht. "In den kommenden Wochen", sagte Goretzka, "wird jetzt keiner mehr darüber sprechen, wie wir heute gespielt haben, sondern nur eben, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben."

Nur mal angenommen, Goretzka hätte nicht recht und die Leute würden wohl darüber sprechen, wie der FC Bayern am Sonntag gespielt hat, dann könnte in den Gesprächen Folgendes vorkommen: eine erste Halbzeit, die ungewohnt uninspiriert ausfiel, in der die Münchner kein Mal aufs Tor schossen; eine zweite Halbzeit, die schon inspirierter war und in der die Münchner mehrfach aufs Tor schossen; und eine Schlussphase, in der die Bayern kurz, aber fast entscheidend wackelten. So aber könnte Goretzkas Prognose schon hinkommen.

So stand am Sonntag ein 2:0 für den FC Bayern über den FC Augsburg, herbeigeführt durch Tore von Thomas Müller (53.) und eben Goretzka (90.+1). Und so äußerten die Münchner Spieler hinterher zwar viel Selbstkritik und berichteten, nicht "so ganz zufrieden" zu sein (Müller).

Allen voran Serge Gnabry vergibt viele Möglichkeiten

Doch trotz lange dürftiger Leistung hatten sie es zum Mit-Gewinner des Spieltags gebracht, zur Mannschaft, die nach Leipzigs 0:0 in Wolfsburg vier Punkte vor dem neuen Zweiten Dortmund (ebenfalls einer der Gewinner) liegt - und das übrigens an einem Spieltag, an dem 25-Tore-Angreifer Robert Lewandowski weiterhin verletzt fehlte. "Ich glaube, das war ein Wochenende, das ganz gut für uns gelaufen ist", sagte Goretzka. Und: "Ich glaube, gerade wenn du Titel gewinnen willst, dann musst du eben an genau solchen Tagen auch die drei Punkte mitnehmen."

Nein, es hat nicht sehr strukturiert ausgesehen, was die Bayern eine Halbzeit unternommen haben in diesem Heimspiel. Da war, kurz vor der Pause, Serge Gnabrys Flanke, die Thomas Müller übers Tor beförderte. Doch sonst war da nichts, was den Namen Torchance verdiente. Warum den Münchnern so wenig gelang? Dafür gab es hinterher sich ähnelnde Erklärungsversuche.

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David Alaba vermutete "Müdigkeit", Joshua Kimmich sagte, "körperliche, mentale Frische" habe gefehlt. Und Hansi Flick, ebenfalls nicht zufrieden mit der Leistung, sagte, es sei "klar, dass solche Spiele auch mal kommen, weil wir haben viele Spiele jetzt einfach in den Knochen" ( fünf Partien seit dem 21. Februar; Anm. d. Red.). Immerhin, für die Viel-Spieler folgen zwei trainingsfreie Tage.

Dass das Spiel für die Bayern letztlich einen glücklichen Verlauf nahm, hatte entscheidend mit Jérôme Boateng zu tun. In der Hälfte des Gegners wählte der Innenverteidiger eine ebenso formschöne wie effektive Abspielart: Er lupfte. Hinter Augsburgs Abwehr erreichte der Ball Thomas Müller, der einschieben konnte.

Das 2:0 war danach im Bereich des ausgesprochen Möglichen, aber allen voran Serge Gnabry vergab Möglichkeiten. Das sprach aber nicht unbedingt gegen den Nationalspieler: Als er sich nach Joshua Zirkzees Auswechslung im Sturmzentrum eingefunden hatte, sorgte er dort immer wieder für gefährliche Szenen - nicht zuletzt, als er in der Nachspielzeit mit Goretzka das 2:0 herbeikombinierte. Wenn es in den kommenden Wochen um die Besetzung der Sturmmitte geht, dann könnte es gut sein, dass diese Aufgabe Gnabry übernimmt.

Zur Geschichte des Spiels gehört allerdings auch, dass die Bayern Minuten vor dem Zweinull Glück und Manuel Neuer hatten: Florian Niederlechner und Alfred Finnbogason vergaben in der 80. Minute eine Doppelchance. Was blieb? Das vierte gegentorlose Spiel in Serie, der ausgebaute Vorsprung an der Spitze der Tabelle und ein Sonntag, der im Zeichen stand von Aktionen und Plakaten, etwa des 120. Klub-Geburtstags, der Aktion "Rot gegen Rassismus" und auch der von Fans per Bannern geäußerten Kritik am eigenen Klub.

Zudem blieben ein paar Worte der Unzufriedenheit von Leon Goretzka. Zwar hatte er - siehe oben - ein Tor erzielt. Allerdings hatte er auch fast 70 Minuten des Spiels von der Bank aus gesehen. Es war eine inzwischen bekannte Erfahrung für den Mittelfeldspieler, der sich "wahrscheinlich" in der besten Verfassung seiner bisherigen Karriere sieht: Schon gegen Köln, Chelsea und Hoffenheim hatte er lange draußen gesessen. Er sei "natürlich nicht glücklich, wenn ich nicht von Anfang an spiele", sagte Goretzka nun und meldete Gesprächsbedarf an. Zugleich erkannte er Flicks Entscheidungshoheit an ("im Endeffekt gilt es für mich, das zu akzeptieren, das ist die Entscheidung des Trainers") und deutete an, wie er zurück in die erste Elf zu kommen gedenkt: "Ich glaube, ich muss meine Leistung bringen, und dann habe ich schon auch eine Berechtigung, in der Startelf zu stehen. Und das ist meine Aufgabe für die kommenden Wochen."

Kurz darauf wurde Hasan Salihamidzic auf Goretzkas Worte angesprochen. "Wenn er auf dem Platz ist und es so macht, wie er es heute gemacht hat, dann kann jeder auch Unzufriedenheit äußern", sagte der Münchner Sportdirektor - wobei es ihm lieber sei, dies unter vier oder sechs Augen zu tun. Mal sehen, wie viel in den kommenden Wochen noch über dieses Thema gesprochen werden wird.

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