Fußball-Bundesliga:Zum Greifen nah

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Am Boden zerstört: Augsburgs Torschütze Mergim Berisha, Torwart Rafal Gikiewicz und Verteidiger Renato Veiga (vorne von links) betrauern den späten 2:2-Ausgleich der Wolfsburger. (Foto: David Inderlied/dpa)

Der FC Augsburg liegt in Wolfsburg mehr als 90 Minuten lang in Führung - und muss am Ende mit einem 2:2 leben. Trainer Maaßen fordert vor allem von der Defensive mehr Konzentration.

Von Stefan Galler

Schiedsrichter Martin Pedersen hatte die Pfeife schon im Mund, doch diesen Angriff wollte er dann offensichtlich doch noch zu Ende laufen lassen. Für die Augsburger hieß das, dass sie eine einzige letzte Flanke noch irgendwie verteidigen mussten, dann wäre es geschafft. Und zwar gleich im doppelten Sinne: Der FCA hätte das Auswärtsspiel in Wolfsburg gewonnen - und so ganz nebenbei auch noch den Verbleib in der Fußball-Bundesliga nach 26 Spieltagen so gut wie sicher gehabt, angesichts von in diesem Falle neun Zählern Vorsprung auf Relegationsplatz 16. Doch dann brachte Kevin Paredes in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ball von der linken Seite hoch herein, Augsburgs Torwart Rafal Ginkiewicz flog Faust voran am Ball vorbei und Felix Nmecha köpfelte die Kugel ins Tor.

Es war der 2:2-Ausgleich für den VfL Wolfsburg, was bedeutete, dass die Gäste aus Schwaben in diesem Auswärtsspiel zwar mehr als 90 Minuten lang in Führung gelegen waren, am Ende aber dennoch nur einen Punkt mitnahmen. Ein Eigentor von VfL-Kapitän Maximilian Arnold hatte Augsburg das frühe 1:0 beschert (2.), Neu-Nationalspieler Mergim Berisha nach perfektem Zuspiel von Winterzugang Arne Engels auf 2:0 erhöht (32.). Und nach der Pause vergab der eingewechselte Franzose Irvin Cardona per Konter den Matchball (73.). Ehe der zum Greifen nahe Sieg den Augsburgern dann in der Schlussphase doch noch durch die Finger rann. Nach Freistoßflanke von Arnold verkürzte Luca Waldschmidt auf 1:2 (83.), dann folgte Nmechas Pointe in letzter Sekunde.

Und so wollte sich eben auch keine rechte Freude einstellen bei den Gästen über das Ende einer Serie von fünf Auswärtsniederlagen nacheinander. "Es fühlt sich nach zwei verlorenen Punkten an", sagte also Torwart Ginkiewicz nach dem Spiel. "Auch wenn ein Unentschieden gegen einen starken Gegner wie Wolfsburg gut für uns ist - die Art und Weise, wie wir die Tore in der Schlussphase kassieren, ist sehr frustrierend."

Trainer Enrico Maaßen sah es ganz ähnlich, er hätte das Remis "im Vorfeld unterschrieben", wegen des Spielverlaufs aber stempelte er es hinterher als "sehr sehr ärgerlich" ab. Wobei der Coach ausdrücklich nichts gegen die vom Schiedsrichter noch einmal eigenmächtig verlängerte Nachspielzeit sagen wollte und auch über die Ungenauigkeit vor dem 1:2-Anschlusstor hinwegsah: "Der Freistoß, der zum Gegentor geführt hat, wurde zehn Meter zu weit vorne ausgeführt, aber da wollen wir nicht kleinlich sein", sagte Maaßen. "Wir wollen die Schuld nicht irgendwo anders suchen."

Nach der krankheitsbedingten Auswechslung des Kapitäns fehlt die Stabilität

Für den 39 Jahre alten Fußballlehrer waren die späten Gegentore einmal mehr die Folge grundsätzlicher Probleme, die sein Team plagen: "Die Mannschaft entwickelt sich toll, aber um öfter mal dreifach zu punkten, müssen wir in den entscheidenden Bereichen sauber und klar sein", referierte Maaßen und nahm dann doch die Offensivreihe aus seiner Manöverkritik heraus: "Vorne waren wir effizient, aber hinten nicht." So sei der Freistoß vor dem 1:2 "unnötig" gewesen, auch die Situation vor dem Ausgleich "müssen wir besser lösen". Allerdings gab der Coach auch zu bedenken, dass Kapitän Jeffrey Gouweleeuw nach 70 Minuten wegen einer Magen-Darm-Infektion mit den Kräften am Ende war und raus musste. "Da hat es uns dann an Stabilität gefehlt."

Nun gelte es laut Elvis Rexhbecaj, den Blick aufs nächste Spiel am Samstag gegen den Tabellennachbarn Köln zu richten: "Wir können jetzt entweder jammern oder uns zusammenreißen und weitermachen", sagte der FCA-Mittelfeldspieler. Mit einem Sieg sollte dann auch alles klar sein in Sachen Klassenerhalt, die Personalplanungen für die nächste Saison dürften Fahrt aufnehmen.

An einer Weiterverpflichtung des achtfachen Saisontorschützen Berisha ist Augsburgs Manager Stefan Reuter bereits dran, wie er in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen klarstellte: Im Leihvertrag mit Fenerbahce Istanbul ist eine Kaufoption enthalten, die bei vier Millionen Euro liegen soll. Diese sei zwar noch nicht gezogen worden, "wir werden das aber rechtzeitig tun", sagte der Geschäftsführer. Auch mit dem 20 Jahre alten Amerikaner Ricardo Pepi rechne man in Augsburg. Der an den FC Groningen verliehene Rekordeinkauf der Schwaben erzielte in der niederländischen Eredivisie neun Tore in 21 Spielen und soll das Interesse des PSV Eindhoven geweckt haben. "Wir planen fest mit ihm und verspüren keinerlei Intention, ihn abzugeben", sagt Reuter.

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