FC Augsburg:Augsburg bekommt Gåsehud und will mehr

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Wimmelbild fürs Fotoalbum: Die Augsburger demonstrieren ihren Zusammenhalt, der für Trainer Thorup "etwas Besonderes" ist. (Foto: Tom Weller/dpa)

Beim FCA blicken sie nach dem 2:0 gegen Union entschlossen auf das Spiel am Freitag in Frankfurt. Trainer Thorup und Sportdirektor Jurendic bremsen die Hoffnung auf Europa nicht mehr.

Von Maik Rosner

Als Jess Thorup über die Feierlichkeiten des FC Augsburg nach dem 2:0-Sieg gegen Union Berlin sprach, verlieh er sogar seiner Rührung Ausdruck. Zu beobachten, wie ausgelassen seine Spieler und die Fans den Erfolg zelebrierten, habe bei ihm eine körperliche Reaktion hervorgerufen. "Das gibt mir - goosebumps, wie heißt das?", fragte der Däne unter Verwendung des englischen Wortes für Gänsehaut. Zu dieser beigetragen hatte auch jenes Gruppenbild, für das sich die komplette Mannschaft, der gesamte Stab und sogar einige Kinder der Spieler vor der Fantribüne postiert hatten. Insgesamt 51 Personen fanden sich auf dem Foto fürs Vereinsalbum vor dem Tor ein. Ganz links auf dem Bild stand der vergnügt lächelnde Trainer mit seiner Gåsehud, wie es in seiner Landessprache heißt.

Das Zeitdokument vom Freitagabend bildet den Istzustand beim FC Augsburg ziemlich treffend ab. Thorup findet, dass die derzeitige Stimmung und der Zusammenhalt beim FCA etwas Besonderes seien und in dieser Form nicht so oft vorkämen. Der 54-Jährige kann bei dieser These auf seine Erfahrungen aus 35 Jahren im Profifußball verweisen. Auch deshalb bedeutete es etwas, als er sagte, er werde sich das Gruppenfoto wahrscheinlich aufheben und "in ein paar Jahren vielleicht mal wieder anschauen".

Womöglich kommen bis dahin noch weitere große Momente und Erinnerungen hinzu. Vor dem Spiel am Freitag beim Tabellensechsten Frankfurt belegen die Augsburger Platz sieben mit nur noch drei Punkten und drei Toren Rückstand auf die Eintracht. Ein Sieg beim Tabellennachbarn könnte also mit einem Platztausch verbunden sein und die Chancen auf eine Teilnahme am Europapokal weiter erhöhen. Und auch der Tabellensiebte wird aller Voraussicht nach in den Playoffs zur Conference League starten. Voraussetzung dafür ist ein Sieg von Leverkusen im Finale des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.

Von Abstiegssorgen, wie stets in den vergangenen Jahren, sind sie beim FCA fünf Spieltage vor dem Saisonende jedenfalls sehr weit entfernt, wenngleich die Versetzung rechnerisch noch nicht erreicht ist. Doch wegen der 13 Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 wenden sie nun auch offiziell den Blick von unten ab. "Wir haben lange in den Rückspiegel schauen müssen, den können wir jetzt zuklappen", sagte Marinko Jurendic. Interessant war, dass sich der Sportdirektor und Trainer Thorup offensiver äußerten als die Spieler. Man habe bereits in der vergangenen Woche intern darüber gesprochen und sich die Frage gestellt: "Wo wollen wir jetzt hin?", berichtete Thorup - und gab die Antwort umgehend selbst. "Jetzt werden wir natürlich nach vorne schauen", sagte er, "für mich geht es nicht um den Klassenerhalt, für mich geht es um die bestmögliche Position in der Tabelle."

Es wäre die zweite Teilnahme am Europapokal in der Vereinsgeschichte nach der Saison 2015/16

Welche das sein wird, müsse man abwarten. Vor der Dienstreise nach Frankfurt stehe jedenfalls fest: "Wir werden alles versuchen, das Spiel zu gewinnen." Und auch übergeordnet gelte: "Wir werden alles versuchen." Gemeint war damit: für die zweite Teilnahme am Europapokal in der Vereinsgeschichte nach der Saison 2015/16. Damals hatte der FCA die Europa League erreicht und war erst in der Zwischenrunde gegen Jürgen Klopps FC Liverpool ausgeschieden.

Der mühevolle Sieg gegen Union durch die Tore von Phillip Tietz (47.) und Sven Michel (81.) passte auf den ersten Blick nicht wirklich in die Europa-Euphorie der Fans. Andererseits gewinnen die Augsburger nun auch ihre schlechteren Spiele, in denen sie zudem personell improvisieren müssen. Wofür das am Ende reichen wird, wagen sie nicht zu prognostizieren. Aber die Zuversicht ist trotz des Restprogramms mit Spielen in Dortmund, gegen Stuttgart und in Leverkusen groß. Jurendic sprach von einem "positiven Druck für die Spieler", er sagte: "Man kann viel gewinnen, sehr viel gewinnen." Ein gutes Gefühl haben sie schon - und Gänsehaut.

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