FC Augsburg:Serienstart mit Gänsehaut

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Drin das Ding: Torschütze Arne Engels (re.) und Ermedin Demirovic bejubeln den 3:2-Siegtreffer für den FC Augsburg im Spiel gegen den VfL Wolfsburg, (Foto: Klaus Rainer Krieger/Imago)

Der FC Augsburg dreht auch sein zweites Spiel unter Trainer Jess Thorup, der die Leistung seiner Mannschaft fast schon ergriffen lobt. Die Anhänger lassen sich von der Begeisterung mitreißen.

Von Stefan Galler

Gerne benutzen Fußballer diese Phrase, wenn sie in jüngster Zeit nicht viel auf die Kette gebracht haben und dann endlich mal wieder gewinnen: Die beliebte Durchhalteparole "Wir müssen jetzt eine Serie starten " ist dann häufig zu hören. In Augsburg verwenden die Fußballfans diesen Spruch allerdings schon lange nicht mehr, denn zwei aufeinanderfolgende Siege sind den Schwaben schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr gelungen. Bis jetzt: Dem 5:2-Auswärtssieg in Heidenheim ließ der FCA nun einen nicht minder spektakulären 3:2 (1:2)-Heimerfolg gegen den VfL Wolfsburg folgen. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche drehte die Mannschaft dabei einen Rückstand.

Mit sechs Punkten aus zwei Spielen gelang dem neuen Trainer Jess Thorup ein Einstand nach Maß, der Däne wirkte nach dem Spiel fast ein bisschen ergriffen von der Leistung des eigenen Teams: "Überragend, wie sich die Mannschaft auf dem Platz gezeigt hat", sagte er und lobte die Moral seiner Truppe: "Wir haben immer daran geglaubt, dass noch etwas möglich ist, haben immer nach vorne gespielt." Und auch für die frenetischen Fans im Stadion hatte der 53 Jahre alte Fußballlehrer noch eine Würdigung, die Stimmung sei wie die Mannschaft "genauso überragend" gewesen. Kapitän Ermedin Demirovic stimmte zu: "Das habe ich selten erlebt. Die Fans haben uns den entscheidenden Push gegeben." Mittelfeldspieler Niklas Dorsch nannte die Atmosphäre "atemberaubend, das war richtig mit Gänsehaut verbunden".

In der Tat scheint durch den Trainerwechsel ein Ruck durch den gesamten Verein gegangen zu sein. Thorups Vorgänger Enrico Maaßen war eher der coole Analytiker, er packte die Spieler nicht mit Emotionen, sondern vermittelte ihnen eine möglichst rationelle Spielweise - in der vergangenen Bundesligasaison sicherten die Schwaben den Klassenverbleib denkbar knapp und fuhren dabei insgesamt sechs 1:0-Erfolge ein, etwa auch gegen den FC Bayern und Bayer Leverkusen. Thorups Amtszeit beginnt dagegen direkt mit Spektakel, auch wenn beispielsweise Stürmer Phillip Tietz anmerkte, dass der Neue auf der Kommandobrücke "nur kleine Details verändert" habe. Aber wie in Heidenheim ging es auch am Samstag gegen Wolfsburg bis zur letzten Sekunde rauf und runter.

Zunächst hatten die Gastgeber den Schwung aus der Vorwoche mitgenommen, schon in der 17. Minute brachte Phillip Tietz den FCA nach Flanke des aufgerückten Verteidigers Jeffrey Gouweleeuw in Führung. Doch Richtung Pause wurde Wolfsburg stärker, im Getümmel grätschte Dorsch den Ball vor die Füße von VfL-Stürmer Niklas Wind, der Torwart Finn Dahmen aus 16 Metern keine Chance ließ (35.). Da passte mal wieder das Wörtchen "ausgerechnet", immerhin ist Wind einst unter Thorup mit dem FC Kopenhagen dänischer Meister geworden.

Pedersens Tritt gegen Wimmer wird nur mit Gelb bestraft - nicht nur für Wolfsburgs Trainer Kovac eine Fehlentscheidung

Noch vor der Pause kippte die Partie komplett, erst traf Patrick Wimmer die Latte des Augsburger Kastens, kurz danach ging Mattias Svanberg nach einem Kontakt mit Dorsch im Strafraum zu Boden, den fragwürdigen Elfmeter verwandelte der Kroate Lovro Majer zum 1:2 (45.). Und ein weiteres Mal stand Schiedsrichter Daniel Schlager im Mittelpunkt: Er beließ es bei einem massiven Tritt von Mads Petersen mit gestrecktem Bein gegen Wimmer bei Gelb (45.+5), nicht nur Wolfsburgs Trainer Niko Kovac schätzte dieses Strafmaß als zu großzügig ein. Wimmer musste später wegen starker Schmerzen ausgewechselt werden.

Augsburg spielte vorerst in Mannschaftsstärke weiter und wehrte sich immer vehementer gegen den Rückstand. Ein Kopfball von Demirovic ging knapp übers Tor (69.), ein weiterer Treffer von Tietz zählte wegen Abseits nicht (71.). Doch dann bugsierte Sebastiaan Bornauw eine Hereingabe des eingewechselten Arne Engels mit dem Schienbein zum 2:2 ins eigene Tor (79.). Und nur zwei Minuten später besorgte Engels selbst nach Flanke von Iago per Kopf den 3:2-Siegtreffer für den FCA, der nach Platzverweis gegen Felix Uduokhai (Gelb-Rot, 87.) noch einige turbulente Szenen überstehen musste.

Am Ende war die Augsburger Freude über den Sieg überbordend. Und die Chancen, dass die Mini-Serie nächsten Samstag in Köln um eine dritte Episode verlängert wird, stehen nicht schlecht. Das Fazit von Dorsch lässt jedenfalls einiges erwarten: "Hier wächst ein Haufen zusammen, der sich aufeinander verlassen kann."

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