FC Arsenal:Özil in der Image-Falle

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Mesut Özil: Verhaltener Auftritt in München (Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Mesut Özil tritt mannschaftsdienlich in München auf, geht dabei aber fast unter. Weil es ihm kaum gelingt, dem defensiven Arsenal Entlastung zu verschaffen, wird er zur Pause ausgewechselt. Auch wenn er brav mitspielt, ist es nicht richtig.

Von Christof Kneer

Zum Thema Zweikampfstärke so viel: Nach zwei Minuten tauchte Mesut Özil zum ersten Mal im eigenen Strafraum auf, er eroberte dort den Ball, wie das im Fußballdeutsch heißt, und dann lief er mitsamt Ball aus dem Strafraum und ging nicht zu Boden, obwohl ihn der zweieinhalb Gewichtsklassen über ihm kämpfende Mario Mandzukic rempelte.

Damit muss Mesut Özil inzwischen leben: dass ihm die Fußballwelt nicht mehr nur hingerissen auf sein feines Füßchen schaut, sondern auch mit kritischerem Blick auf den Rest des Körpers. Längst gibt es eine Art Özil-Debatte in den beiden für ihn relevanten Ländern; das Thema ist im Grunde dasselbe. Ebenso leidenschaftlich wie ergebnisoffen wird in Deutschland und beim FC Arsenal in England die Frage diskutiert, ob Özil nur ein Künstler ist, der zwar magische Momente schöpfen kann, dazu aber dringend ein paar dienstbare Geister um sich braucht; oder ob er bei allem Schöpfergeist auch zum Allroundfußballer taugt, mit dem man im Zweifel auch ein EM-Halbfinale gegen Italien gewinnen kann oder ein Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Bayern.

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Mesut Özil sieht sich als Zehner, als Spielmacher neuen Typs, aber auch damit muss er inzwischen leben: dass ihn seine zuständigen Trainer immer häufiger an den Rand des Spielfelds schieben. Joachim Löw hat das vergangene Woche im Länderspiel gegen Chile getan, er schob Özil nach rechts raus, an Özils Stelle im Zentrum spielte Toni Kroos; diesmal wurde Özil von seinem Klubtrainer Arsène Wenger auf der rechten Seite besetzt, von dort durfte er zusehen, wie der Spanier Cazorla das mittlere Planquadrat besetzt hielt.

Lustige Duelle mit Außenspielern

Von der ersten Sekunde war erkennbar, dass Mesut Özil sich fest vorgenommen hatte, sich an diesem Abend als seriöser Mannschaftsspieler zu präsentieren. Artig kam er den Grundzügen seiner defensiven Pflichten nach, er rückte mit ein, half beim Räumeverdichten, unterstützte gelegentlich sogar Rechtsverteidiger Sagna. Es war allerdings ein recht körperloser Beistand, den er leistete, mit Kämpfern anderer Gewichtsklassen nahm er es nicht mehr auf.

Es war ein Spiel, das die kleine Image-Falle deutlich machte, in der Özil im Moment sitzt: Wenn er brav mithilft, ist es auch wieder nicht recht. Dann sieht dieser geniale Linksfuß aus wie ein beliebiger Spieler, dann wird ihm gerne mangelnder Esprit zur Last gelegt, und auch seine defensiven Beiträge leiden darunter, dass er immer wieder aussieht wie ein genialer Linksfuß, der das mit dieser Defensive irgendwie nicht ganz freiwillig macht. Auch seine Körpersprache ist ja ein dankbares Studienobjekt für Deuter aller Art: Wenn der Ball nicht gerade an seinen Füßen leuchtet, kann Özil wirklich manchmal aussehen wie ein Junge, der ein bisschen verloren herumsteht, weil ihn die großen Jungs nicht richtig mitmachen lassen.

Es gab ganz lustige Duelle zu sehen am Dienstagabend: Immer wieder geriet der rechte Mittelfeldspieler Özil in die Nähe der Münchner Linken Franck Ribéry und David Alaba; Außenspieler trifft Özil sonst nicht so oft in seinem Fußballerleben, und wenn, dann schauen sie ihm hinterher, wenn ihn einen seiner erhabenen Streifzüge mit Ball gerade mal am Flügel vorbeiführt. Natürlich war Özils Begabung auch an diesem Abend sichtbar, ein, zwei Pässe, ein, zwei sahnige Ballweiterleitungen trugen eindeutig seinen Stempel, aber es gelang ihm kaum bis nie, dem defensiven Arsenal Entlastung zu verschaffen. Und er fand auch keinen Mitspieler, der ihn mal aussichtsreich in einen Konter schickte.

An diesem Abend, auf dieser prominenten Bühne, fand Özil keinen Ausweg aus der Image-Falle. Zur Pause wechselte Arsène Wenger ihn aus.

© SZ vom 12.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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