FC Bayern in der Einzelkritik:Chefkritiker Schweinsteiger, Sitzfußballer Lahm

Bastian Schweinsteiger kommentiert schon wieder chefmäßig die Pfiffe des Schiedsrichters. Manuel Neuer überlegt sich, ob er klassisch oder doch lieber englisch frühstücken soll. Und Philipp Lahm kann alles, sogar Sitzfußball. Der FC Bayern beim 1:1 gegen den FC Arsenal in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Bastian Schweinsteiger kommentiert bei seinem zweiten Härtetest nach seiner Verletzung schon wieder chefmäßig die Pfiffe des Schiedsrichters. Manuel Neuer überlegt sich, ob er klassisch oder doch lieber englisch frühstücken soll. Und Philipp Lahm kann alles, sogar Sitzfußball. Der FC Bayern beim 1:1 gegen den FC Arsenal in der Einzelkritik. Manuel Neuer: Fast 20 Minuten lang erlebte der Torwart ein gewohntes Spiel: Stand hinten recht einsam umher, hätte sich die Zeit mit Gedanken an das nächste Frühstück vertreiben können: Marmelade oder Honig? Oder doch englisch, mit Eiern und Bohnen? Dann flog ein Eckball in seinen Strafraum, Neuer pflückte die Kugel so sicher wie ein rohes Ei aus der Luft - um sogleich mit einem gekonnten Abwurf einen Konter einzuleiten. Es folgte wieder eine lange Wartezeit. Durfte in der ersten Halbzeit immerhin einen Londoner Kopfball von Giroud fangen. Nach 56 Minuten allerdings wüst aus den Träumen gerissen: So eine Bohne wie Lukas Podolski hat ihm vermutlich noch keiner um die Ohren geballert. Hätte anschließend mit einem schlampigen Pass seiner Elf fast zu einem Rückstand verholfen. Sonst sehr souverän.

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Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Philipp Lahm: Plötzlich wieder Rechtsverteidiger. Kumpel Schweinsteiger benötigt ja auch einen Platz und der hat vermutlich noch nie Rechtsverteidiger gespielt. Aber was heißt schon Rechtsverteidiger im System von Trainer Guardiola? Die Außenverteidiger rücken unter dem Spanier ja immer soweit ein, dass sie quasi auch Mittelfeldspieler sind. Ist ja auch egal, Philipp Lahm kann nach neuen Erkenntnissen auf dem Fußballplatz alles, einfach alles. Zu sehen, als er den gekonnten Sitzfußballer gab. Fand offenbar Gefallen daran, und sank nach einem Schubbserchen von Podolski wieder auf den Rasen - es folgte das 1:1.

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Javi Martínez

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(Foto: AFP)

Javi Martínez: Zur Abwechslung mal wieder Innenverteidiger, Jérôme Boateng soll sich ja auch mal ausruhen dürfen. Musste wegen Lahms Mittelfelddrang bisweilen rechts hinten aushelfen und handelte sich vom Ex-Münchner Podolski gleich eine Willkommens-Watschn ein. Ging dabei fast K.o. Erholte sich aber eindrucksvoll und stand hinten stabil. Revanchierte sich auch noch bei Podolski mit einem energischen Beinstellen, sah dafür Gelb.

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Dante

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(Foto: Odd Andersen/AFP)

Dante: Stellte seine Abwehr ständig an der Mittellinie auf, um die Londoner wie gewohnt maximal weit vom eigenen Tor fernzuhalten. Wirkte in den Zweikämpfen mit Olivier Giroud sehr präsent. Schrie seine Vorderleute nach dem Ausgleich der Londoner an, wollte keinesfalls nochmal so eine Zitterpartie wie im Vorjahr erleben. Brachte sich vielleicht auch deshalb besonders eifrig ein, weil er nach seiner dritten gelben Karte im Wettbewerb für das erste Viertelfinale gesperrt sein wird.

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David Alaba

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(Foto: dpa)

David Alaba: Wenn überhaupt einer auf Sprintgeschwindigkeit kam, dann der Österreicher auf links. Konnte ein paar Mal auch genügend Anlauf nehmen und nutzte den freien Platz, wenn Ribéry nach innen zog. Dann musste er allerdings den Ball ins Zentrum bringen und dort standen stets so viele Londoner, dass kein Ball zum Mitspieler kam. Ungewohnt.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: dpa)

Bastian Schweinsteiger: Gegen Chile hatte der von einer Verletzung genesene Nationalspieler vor allem in der zweiten Hälfte körperlich stark abgebaut. Gegen Arsenal der zweite Test auf internationalem Höchstniveau. Wirkte diesmal von Beginn an wie ein Anführer. Beklatschte gute Aktionen von Mitspielern und bewegte sich immer an die richtigen Orte auf dem Platz, um Mitspieler zu unterstützen. Oder um eine bayerische Überzahl noch überzähliger zu gestalten. Schaffte nach 55 Minuten eine Überzahl am Londoner Fünfmeterraum und stand so frei, dass er selbst inmitten seiner Verletzungsphase kaum am Tor vorbeigetroffen hätte. Kommentierte auch stets chefmäßig die Pfiffe des Schiedsrichters. War selten mit den Urteilen zufrieden.

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Thiago

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(Foto: AFP)

Thiago: Wenn Schweinsteiger der Anführer ist, wer ist dann Thiago? Der Co-Anführer, der Ober-Anführer? Denn alles unter Anführer - da würde Thiago niemals mitspielen. Beherrschte zusammen mit Schweinsteiger das Zentrum des Spielfelds. Wenn Arsenal dachte, es könne kontern oder sonstwie nach vorne spielen, lief dieser Spanier in den Passweg und drehte mit einem Ballkontakt das Geschehen wieder in die aus seiner Sicht richtige Richtung. Ständig auf der Suche nach dem richtigen Pass in die Spitze, doch weil die Londoner in der Mitte extrem viele Leute postiert hatten, suchte Thiago vergebens. Dennoch die gewohnte Passmaschine, frustrierend für jeden Gegner.

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Arjen Robben

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(Foto: AFP)

Arjen Robben: Wenn es das Ziel der Londoner war, möglichst die Geschwindigkeit aus der Bayern-Offensive zu nehmen, dann spürte das am meisten Arjen Robben. Der Niederländer zog kaum einmal einen Sprint an - weil sich ihm sogleich zwei Londoner in den Weg stellten. Versuchte wie gewohnt, sich quer zum Strafraum zu wuseln, aber auch da standen immer zwei Londoner. Hatte dennoch die größte Chance in Halbzeit eins, als er eine Volleyabnahme über das verwaiste Tor schoss. Weil die Londoner nach dem Ausgleich ein wenig den Raum öffneten, kam er endlich zu seinen Sprint-Dribblings. Durfte sich sogar noch elfmeterreif foulen lassen - zumindest aus Sicht des Schiedsrichters.

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Franck Ribéry

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(Foto: AFP)

Franck Ribéry: Wie Robben kam auch der Franzose kaum auf Touren, auch auf seiner Seite wirkten die Gegenspieler wie ein Bremsklotz. Zog allerdings derart viele Londoner auf sich, dass hin und wieder der Weg für Kumpel Alaba frei wurde. Oder Kumpel Schweinsteiger, der in der Mitte seine tolle Vorlage zum 1:0 nutzte. Weil zunächst nach vorne einfach kein Sprint gelingen wollte, bemühte er sich umso mehr, nach hinten Fahrt aufzunehmen. Gab ein paar Mal den schnellsten Linksverteidiger der Welt. Bei Guardiola muss eben jeder Weltstar alles spielen, siehe Lahm.

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Mario Götze

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Götze: Wer wollte, konnte in dem Spiel auch ein Aufeinandertreffen der WM-Kandidaten für das offensive Mittelfeld der Nationalmannschaft entdecken. Hier Mesut Özil und Lukas Podolski, dort Toni Kroos und Mario Götze. Doch Kroos saß draußen, Özil wirkte schüchtern wie ein A-Jugendspieler bei den Erwachsenen und Podolski immerhin hämmerte einen Lothar-Emmerich-Gedächtnisknaller in den Winkel. Götze indes spielte eigentlich wie immer: Präsent, ballsicher, kombinationssicher und mit einer Begabung gesegnet, auf klitzekleinstem Raum noch den Gegenspieler narren zu können. Bisweilen fummelte er im Strafraum auf vier Grashalmen und brachte noch einen brauchbaren Querpass zustande. Dennoch fand auch er lange keinen Weg durch die Londoner Defensive. Musste vermutlich deshalb nach knapp einer Stunde raus.

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Mario Mandzukic

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(Foto: AFP)

Mario Mandzukic: Zuständig für das britische Element im bayerischen Spiel. Kamen die Münchner mit ihren flachen Pässen mal nicht durch oder mussten gar einen Eckball ausführen, flogen die hohen Bälle zuverlässig immer auf den kroatischen Stürmer. Verdeutlichte gleich warum: Gewann ein Kopfballduell gegen den 1,96 Meter großen Per Mertesacker. Die entscheidenden Duelle im Strafraum verlor Mandzukic allerdings, war auch sonst kaum zu sehen.

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Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Toni Kroos: Kam nach dem Ausgleich für Mario Götze. Sollte als erster Verbindungsmann zwischen Abwehr und Angriff vermitteln, führte prompt ein paar präzise Flankenwechsel vor. Brachte sich unauffällig aber effektiv ins Ergebnis-Halten seiner Elf ein.

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Thomas Müller

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(Foto: AFP)

Thomas Müller: Kam erst in der 84. Spielminute, dabei hätte das Spiel der Bayern einen wie ihn dringend benötigt. Einen, der selbst dort einen Raum findet, wo 20 Gegenspieler-Beine plus Torwart herumstehen. Nutzte allerdings seinen Kurzauftritt vor allem, um seinen Status als Elfmeterschütze Nummer eins in Gefahr zu bringen. Wollte Fabianski verladen, verlud sich dann selbst.

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