Erster Spieltag der Bundesliga:Hamburger SV patzt gegen Nürnberg

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Nach dem Scheitern im DFB-Pokal erlebt der Hamburger SV die nächste bittere Niederlage. Aufsteiger Fortuna Düsseldorf siegt beim FC Augsburg, der andere Aufsteiger Frankfurt besiegt Leverkusen.Borussia Mönchengladbach gewinnt gegen Hoffenheim.

Der Hamburger SV hat einen bösen Fehlstart in seine Jubiläumssaison hingelegt. Das Team von Trainer Thorsten Fink verlor das Duell der Pokal-Deppen gegen den 1. FC Nürnberg im eigenen Stadion mit 0:1 (0:0) und steht nun im Jahr seines 125-jährigen Bestehens vor turbulenten Wochen.

Bild mit Bedeutung: Der Treffer des Nürnbergers Hanno Balitsch und sein Jubel danach deuten an, dass der Weg des Hamburger SV eher nicht nach oben geht. (Foto: Getty)

Nach dem peinlichen Pokal-Aus in der vergangenen Woche in Karlsruhe dürfte es für die sportliche Führung ungemütlich werden. Für Nürnberg war es dagegen der erste Sieg in der Hansestadt seit 20 Jahren. Das Tor des Tages erzielte Hanno Balitsch in der 68. Minute aus kurzer Distanz. Per Nilsson hatte zuvor an die Querlatte geköpft. Pech hatte Hamburgs Marcell Jansen (90.+1) mit einem Kopfball gegen die Latte.

"Wir hätten in Führung gehen müssen, haben ordentlich gekämpft, aber beim Spielerischen haben wir noch deutliches Steigerungspotenzial", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink. Sein Kollege Dieter Hecking sagte: "Ich bin glücklich über die drei Punkte, wir hatten uns viel vorgenommen und wollten - ganz ehrlich gesagt - auch auf Sieg spielen."

Das Fehlen eines Spielmachers, der noch bis zum Ende der Wechselfrist am 31. August verpflichtet werden soll, machte sich beim HSV deutlich bemerkbar. Mängel im Spielaufbau und viele Fehlpässe waren die Folge. Weil aber auch Nürnberg abwartend begann und erstmal sichtlich darum bemüht war, keine Fehler zu machen, bekamen die 50.123 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena im Hamburger Volkspark zum Saisonstart zunächst sportliche Magerkost geboten.

Bereits nach 30 Minuten gab es erste Pfiffe. Auch HSV-Trainer Fink schien das Spiel in der ersten Halbzeit auch nicht sonderlich zu gefallen. Mit in die Hüften gestemmten Armen verfolgte er die ersten 45 Minuten komplett im Stehen. Immer wieder gab der frühere Bayern-Profi lautstarke Anweisungen an sein Team, das sich am Ende bei Torhüter Rene Adler bedanken konnte, nicht mit einem Rückstand in die Kabine zu gehen.

Ping-Pong-Stafette aus bester Position

Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff parierte der Zugang zunächst einen wuchtigen Kopfball von Timm Klose und hielt den anschließenden Nachschuss von Alexander Esswein. Der HSV hatte bis auf einen Kopfball von Kapitän Heiko Westermann (24.) und einen abgefälschten Flachschuss von Dennis Aogo (41.) offensiv nicht viel zu bieten.

Auch der Start in die zweite Hälfte gehörte den Franken. Nach einem Traumpass des agilen Japaners Hiroshi Kiyotake, der nach der 2:3-Blamage im Pokal gegen den Viertligisten Havelse für Timo Gebhart im zentralen Mittelfeld von Beginn an spielte, vergab Mike Frantz völlig freistehend gegen Adler (46.). Fortan gab der HSV mehr Gas, ohne sich aber nennenswerte Torchancen zu erspielen. Nürnberg blieb hingegen gefährlicher.

Balitsch verfehlte nach einer Ping-Pong-Stafette aus bester Position, nachdem der Hamburger Per Skjelbred bei einem Freistoß auf der Linie kleben blieb und das Abseits damit aufhob. Die größte Chance für die Hamburger zum Ausgleich vergab Linksverteidiger Aogo. Seinen Freistoß konnte Club-Keeper Raphael Schäfer noch gerade so an den Pfosten lenken (72.).

FC Bayern in der Einzelkritik
:Wirbler und Jäger hinter der Torlinie

Thomas Müller schießt erst ein Tor und wird dann zum Jäger der langen Bälle, Jérôme Boateng prügelt Diagonalbälle auf einen gewissen Horst Seehofer - und Arjen Robben trifft mit einem Pass. Die Bayern-Spieler beim 3:0 in Fürth in der Einzelkritik.

Christoph Leischwitz

Eintracht Frankfurt hat sich mit einem starken Auftritt in der Fußball-Bundesliga zurückgemeldet. Der Aufsteiger gewann am Samstagabend völlig verdient mit 2:1 (0:1) gegen Bayer Leverkusen. Stefan Kießling hatte den viel zu abwartend spielenden Europa-League-Teilnehmer zwar in der 29. Minute mit einem Abstaubertor in Führung gebracht.

Hitzige Diskussion: Primin Schwegler und Stefan Aigner diskutieren mit Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Stefan Aigner (57.) und Martin Lanig (82.) belohnten mit ihren Treffern aber noch die sehr spiel- und laufstarke Leistung der Eintracht in dieser turbulenten Partie. Das Spiel verlief nämlich genauso hitzig, wie es schon im Vorfeld diskutiert worden war. Nach einer Entscheidung des DFB-Sportgerichts durfte die Eintracht nur 26.500 Karten an ihre eigenen Fans verkaufen - inklusive der rund 1300 Bayer-Anhänger saßen am Samstag also nur 27.950 Zuschauer in einer halbleeren Arena.

Die sahen von Beginn an einen sehr engagierten und mit hohem Tempo und Risiko spielenden Aufsteiger, der schon in der Anfangsphase durch Takashi Inui (13.) und zweimal Meier (17./20.) mehrere gute Chancen besaß. Die Fans sahen aber auch sehr schnell in Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer ihren Buhmann.

Nach einem Foul des Leverkusener Torwarts Bernd Leno an dem allein vor dem leeren Tor einschussbereiten Alexander Meier gab der Referee in der 38. Minute zu Unrecht einen Abstoß, statt auf Elfmeter für die Eintracht und Rote Karte für den Keeper zu entscheiden. Die Hessen waren darüber so erbost, dass ihr Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen tobend von der Tribüne an den Spielfeldrand gelaufen kam.

Dabei spielten die Frankfurter genauso, wie sich dass ihr Trainer vorgestellt hatte. Armin Veh stellte mit Kevin Trapp, Carlos Zambrano, dem Ex-Leverkusener Bastian Oczipka, Aigner, Inui und Olivier Occean gleich sechs Neuzugänge auf und gab zudem die taktische Anweisung, bitte nicht "30 Meter vor dem eigenen Tor darauf zu warten, dass wir einen reinkriegen".

Leverkusen spielte ob dieses Frankfurter Sturm und Drangs sehr abwartend, kam in einer Art Privatduell zwischen Kießling und Torwart Trapp aber auch zu guten Chancen (6./26.). Beim 0:1 sah der Keeper allerdings nicht allzu überzeugend aus, weil er einen Schuss von Bellarabi genau vor die Füße von Kießling abwehrte. Nach der Pause machte die Eintracht weiter Druck und wurde durch Aigners Ausgleich auch schnell belohnt.

Der Spielverlauf ähnelte dem der ersten Halbzeit, beide Teams hielten sogar das hohe Tempo aufrecht: Frankfurt machte das Spiel, Leverkusen blieb gefährlich. Andre Schürrle (61.) und Kießling (79.) hätten den Favoriten in Führung schießen können, Occean (73.) und Rode (76.) den Aufsteiger. Am Ende machte sich Vehs gutes Händchen bezahlt: Der eingewechselte Lanig traf nach einer Flanke des eingewechselten Stefano Celozzi. Und die Eintracht-Fans sangen: "Die SGE ist wieder da."

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Christoph Leischwitz

Die neu formierte Mannschaft von Fortuna Düsseldorf ist dank zweier später Treffer von Dani Schahin mit einem Auswärtssieg in die Bundesliga-Saison gestartet. Der Aufsteiger gewann gegen den FC Augsburg mit fünf Neuzugängen in der Startelf 2:0 (0:0). Der eingewechselte Schahin traf in der 68. und 79. Minute.

In der vergangenen Spielzeit hatte Düsseldorf in der 2. Liga vor allem auswärts Punkte liegen lassen. Beim FC trat die Fortuna in ihrem ersten Bundesligaspiel seit 15 Jahren allerdings kompakt auf und sorgte für einen verpatzten Einstand für Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. "Die Niederlage ist sehr, sehr bitter für uns", sagte Weinzierl: "Wir haben nicht die Leistung gebracht, die wir bringen können.

Düsseldorfs Trainer Norbert Meier jubelte indes: "Man darf nicht vergessen, dass in dieser neuformierten Mannschaften die Automatismen noch nicht da sein können. Sehr positiv war, dass wir eine gute Ordnung hatten."

Erleichterung in Gladbach, nächste Pleite für Hoffenheim: Borussia Mönchengladbach ist mit einem hart erkämpften 2:1 (1:0) gegen Angstgegner 1899 Hoffenheim in die neue Saison gestartet. Der in die Startelf gerückte Mike Hanke (33.) und Juan Arango (79.) erzielten die Tore der engagiert auftretenden Fohlen, die im zwölften Pflichtspiel gegen die Kraichgauer erst zum zweiten Mal gewannen. "Der Sieg ist eine große Erleichterung für uns", sagte Trainer Lucien Favre: "Wir haben gut angefangen und hatten ein wenig Mühe, die Lücke zu finden. Manchmal war zu wenig Tempo im Spiel."

Die Mannschaft von Trainer Markus Babbel, für die Firmino zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf (66.), ließ dagegen wie schon bei der 0:4-Pokalblamage gegen Regionalligist Berliner AK nahezu jegliche Durchschlagskraft vermissen. "Leider haben zwei Standardsituationen dazu geführt, dass wir mit leeren Händen dastehen", sagte Babbel.

Freiburg verpasst den Sieg

SC Freiburg hat seinen seit nun elf Jahren dauernden Auftaktfluch nicht besiegen können. Gegen den FSV Mainz 05 kam der letztjährige Tabellenzwölfte vor 22.500 Zuschauern über ein 1:1 (0:0) nicht hinaus. Die Tore bei der letztlich verdienten Punkteteilung erzielten der Freiburger Zugang Max Kruse (49.) und der Mainzer Andreas Ivanschitz (64.) mit einem verwandelten Foulelfmeter. Damit warten die Freiburger seit 2001 auf einen Dreier im ersten Spiel.

Dass die Mannschaft von Trainer Christian Streich ihren in der vergangenen Rückrunde erworbenen Nimbus der Unbesiegbarkeit im eigenen Stadion beibehielt, hatte sie auch einer Mischung aus Glück und Unvermögen der Mainzer zu verdanken. Die Gäste, die in der Vorsaison beide Spiele gewonnen hatten, nutzten drei große Chancen nicht.

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