Erklärung von Wolfgang Niersbach:"Es ist zweifellos mein Versäumnis gewesen"

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German Football Federation Informs About FIFA World Cup 2006 Investigations

Erklärt sich erstmals ausführlich zu den Vorgängen rund um die Fußball-WM 2006: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nur in einem Punkt gesteht er einen Fehler: Was DFB-Präsident Niersbach zu den Vorwürfen sagt.

Wofgang Niesbach äußert sich erstmals im Detail

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat sich erstmals im Detail zu einer Millionen-Zahlung im Vorfeld der WM 2006 geäußert. Seine Erklärung im Wortlaut:

"Ich möchte am heutigen Tag die Gelegenheit nutzen, in aller Offenheit und Ehrlichkeit die Dinge so darzustellen, wie ich sie in Erinnerung habe und teilweise auch erst seit Kurzem kenne. Die sehr wichtige Kernbotschaft ist die, die ich schon am letzten Wochenende unterstrichen habe: Es ist bei der WM-Vergabe 2006 alles mit rechten Dingen zugegangen. Es hat keine Schwarzen Kassen gegeben, es hat keinen Stimmenkauf gegeben. Wir haben die Vergabe am 6. Juli 2000 mit 12:11 Stimmen gewonnen. Es war eine geheime Abstimmung. Wer letztlich für uns gestimmt hat, das wissen wir nicht. Aber das unterstreiche ich auch nach Rücksprache mit allen Beteiligten. Ich war persönlich eingebunden in diese Bewerbungsphase, die über eine lange Strecke ging. Also die Behauptung, dass wir auf unlauterem, unkorrektem Wege die WM, diese wunderbare WM 2006 bekommen hätten, die stimmt definitiv nicht.

Warum der DFB Geld an die Fifa gezahlt hat

Jetzt kommt der zweite Teil, den ich in dieser Geschichte, wie er sich darstellt, auch erst seit Kurzem kenne, auch immer noch nicht vollständig. Nach dem Zuschlag im Juli 2000 begann jedenfalls die Verhandlung mit der Fifa über einen Organisationszuschuss. Das Organisationskomitee hatte drei Einnahmequellen, die da lauteten: Ticketing, also die Ticketing-Einnahmen von den 64 Spielen, das zweite war die Akquise der nationalen Förderer, maximal sechs war da die Zahl. Und dann war immer das Fragezeichen eines Organisationszuschusses. Wir wussten, dass Japan und Südkorea beispielsweise vier Jahre vorher jeweils 100 Millionen Dollar von der Fifa bekommen hatten, obwohl das in der Bewerbungsphase vertraglich nicht fixiert worden war. Also es wurde, da war ich nicht eingebunden, über Monate mehr oder weniger ergebnislos mit der Fifa verhandelt. Und im Januar 2002 hat dann Generalsekretär und OK-Vize Horst R. Schmidt Franz Beckenbauer gebeten, mit nach Zürich zu einem weiteren Treffen zu gehen. Dieses Treffen verlief dann so, dass es ein Vier-Augen-Gespräch gab zwischen dem Fifa-Präsidenten und Franz Beckenbauer, und im Zuge dieses Vier-Augen-Gesprächs hat der FIFA-Präsident einen Zuschuss von 250 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet 170 Millionen Euro, in Aussicht gestellt, daran aber den Satz geknüpft, das soll mit der Finanzkommission der Fifa geklärt werden.

Warum zunächst Franz Beckenbauer zahlen wollte

Dann haben Gespräche mit der Finanzkommission stattgefunden. Wer die geführt hat, weiß ich bis zum heutigen Tage nicht. Jedenfalls tauchte dann die Forderung auf, das sei schon in Ordnung mit den 250 Millionen Schweizer Franken. Aber im Gegenzug müssten zehn Millionen Schweizer Franken an die Finanzkommission überwiesen werden. Franz Beckenbauer war damals bereit, für diese zehn Millionen mit seinem Privatvermögen geradezustehen. Das hat er wohl für sich so spontan überlegt, weil er erkannte, dass mit diesem Zuschuss die Gesamtfinanzierung der WM 2006 auf total soliden Füßen stand. Dies wiederum hat sein damaliger Manager Robert Schwan erfahren, und hat ihm gesagt, er solle sich aus dieser Angelegenheit raushalten. Und Robert Schwan hat dann die Verbindung zu Robert Louis-Dreyfuss geknüpft und Dreyfuss hat dann gegenüber Robert Schwan die Zusage gegeben, diese zehn Millionen an die Finanzkommission der Fifa zu überweisen. Wohin dort genau, auch das entzieht sich meiner und unserer Erkenntnis.

Die ganz Finanzkonstruktion in Pressemitteilungen dargestellt

Von diesem Vorgang aus dem Januar 2002 habe ich persönlich nichts gewusst, ich habe aber stattdessen relativ zügig die ganze Finanzkonstruktion auch in Pressemitteilungen dargestellt, nämlich der Gestalt, dass es diesen Zuschuss gab aus Marketing- und Hospitality-Einnahmen. Da ist auch ein sauberer Vertrag drüber geschlossen worden zwischen Fifa und OK mit einem Profit-Share am Ende. Der Profit-Share hat auch gegriffen, der Gestalt, dass der Überschuss von 150 Millionen Euro in etwa dann aufgeteilt wurde in 50 Millionen Steuern, 50 Millionen für die Fifa und 50 Millionen sind beim DFB geblieben, wo dann diverse Aktivitäten für den deutschen Fußball mitgestaltet worden sind. Dieses Thema war dann über Jahre kein Thema, jedenfalls nach meiner Wahrnehmung. Nicht, ehe etwa 2004/2005 das Thema der Rückzahlung dieses Darlehens auftauchte. Da soll es laut Spiegel einen Brief geben, wo es auch einen persönlichen Vermerk von mir geben soll, sofern es denn meine Handschrift ist.

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