Antwort von Otto Schily:Teurer Teppich für die WM

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Der Präsident des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006, Franz Beckenbauer (r.), sieht zu, wie Bundesinnenminister Otto Schily (Mitte) und Fifa-Präsident Joseph Blatter (l.) am 07.10.2004 in Berlin den gemeinsam unterzeichneten Vertrag zur Eröffnungsfeier halten (Archivfoto). (Foto: dpa)
  • Wie kam es, dass das Organisationskomitee der WM in Deutschland 6,7 Millionen Euro an die Fifa zahlte?
  • Otto Schily, der damals im Aufsichtsrat des Gremiums saß, antwortet schriftlich auf SZ-Anfrage.
  • Der Brief im Wortlaut.

Als Bundesinnenminister war Otto Schily, 83, Aufsichtsrats-Mitglied des WM-Organisationskomitees 2006. Im Jahr 2005 kam es zu einer umstrittenen Zahlung von 6,7 Millionen Euro vom WM-OK an die Fifa. Deklariert als anteilige Zahlung für eine in Berlin geplante WM-Eröffnungsgala. Diese wurde später abgesagt. Am Mittwoch antwortete der SPD-Mann der SZ auf die Frage, ob die Millionen vom DFB hätten zurückgefordert werden müssen. Und ob die Nicht-Rückforderung eine Untreue gewesen sein könnte. Schilys Antwort:

"Aus der Tischvorlage für die Präsidialausschusssitzung geht hervor (. . .), dass aus dem Kulturbudget von 12 Mio. € ein Betrag in Höhe von 7 Mio. € der Fifa für die WM-Gala zur Verfügung gestellt werden sollte. Als Grund dafür wurde in der Tischvorlage angegeben, dass sich die Kosten für die WM-Gala durch den von André Heller vorgesehenen LED-Teppich erheblich verteuert hatten.

Ich weiß nicht mehr, ob in der Aufsichtsratssitzung dieser Vorgang nochmals besprochen worden ist. Ich gehe aber davon aus, dass mir auf jeden Fall Staatssekretär Wewer, der an der Präsidialausschusssitzung teilgenommen hat, den Vorgang berichtet hat. An die Diskussion über den LED-Teppich kann ich mich auch erinnern. Warum anstelle von 7 Mio. € nur 6,7 Mio. € überwiesen wurden, weiß ich nicht. In dem Protokoll der OK-Präsidiumssitzung vom 7. April 2005 heißt es unter Ziffer 7: "Das Präsidium stimmt zu, dem Ersuchen der Fifa grundsätzlich nachzukommen, jedoch eine Deckelung von 7 Mio. unter Berücksichtigung der für das OK entstehenden Mehrkosten aus der Gala-Organisation zu beachten. Die Verhandlungen werden dementsprechend weitergeführt."

Am Rande dieser Protokollpassage stehen die Kürzel "HRS/TZW". Daraus ist zu schließen, dass die Herren Horst R. Schmidt und Dr. Theo Zwanziger mit der Fifa verhandeln sollten.

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Wofür hat das deutsche Organsisationskomitee auf ein Fifa-Konto 6,7 Millionen Euro überwiesen? Warum hatte der Aufsichtsrat zuvor nicht zugestimmt? Manches bleibt rätselhaft, für manches gibt es Antworten.

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Der Präsidialausschuss hat wohlweislich keinen zustimmenden Beschluss gefasst, sondern die Mitteilung des OK nur zur Kenntnis genommen, weil die Entscheidung über die Mittelverwendung aus dem Kulturbudget dem OK-Präsidium oblag.

Ob nach Absage der WM-Gala das OK den Betrag von 6,7 Mio. € zurückgefordert hat oder die Rückforderung unterblieben ist, weiß ich nicht. Soweit ich mich erinnere, hat André Heller seinerzeit gegenüber der Fifa nach Absage der WM-Gala erhebliche Forderungen geltend gemacht. Da die WM-Gala sehr kurzfristig abgesagt wurde, ist anzunehmen, dass insgesamt bereits erhebliche Kosten entstanden waren.

Selbstverständlich musste aber die Zahlung von 6,7 Mio. bei der Schlussabrechnung der WM 2006 berücksichtigt werden. Dafür verantwortlich war in erster Linie der für die Finanzen zuständige Vizepräsident des OK, Dr. Theo Zwanziger. Die Schlussabrechnung für die WM 2006 ist im Auftrag der Fifa von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft worden, die auf Grund dieser Prüfung den testierten Abschlussbericht erstellt hat. Auch im Rahmen dieser Prüfung hätte meiner Meinung nach festgestellt werden müssen, ob der DFB von der Fifa die vollständige oder teilweise Rückzahlung der fraglichen 6,7 Mio. verlangen konnte oder nicht . . .

Im Übrigen darf ich meinen Hinweis wiederholen, dass Dr. Theo Zwanziger als Finanzverantwortlicher am ehesten über den gesamten Sachverhalt Auskunft geben kann . . . Eine rechtliche Beurteilung des Sachverhalts ist mir mangels vollständiger Kenntnis aller Einzelheiten nicht möglich. Dr. Zwanziger ist mir als sehr korrekter DFB-Schatzmeister und Finanzverantwortlicher im OK in Erinnerung, der alle Finanzvorgänge äußerst penibel geprüft hat."

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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