Erfolgsserie von 1860 München:Maurers Coup mit Nicu

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Nach dem sechsten Sieg im siebten Spiel gehört der TSV 1860 München für einige bereits zu den Aufstiegskandidaten der zweiten Liga. Trainer Reiner Maurer will von solchen Gedankenspielen nichts wissen - obwohl er aktuell allen Grund zur Euphorie hätte. Weil ihm derzeit einfach viel gelingt.

Michael Neißendorfer, Fröttmaning

Wie besiegt man den Tabellenführer? Ganz einfach, glaubt man den Worten von 1860-Trainer Reiner Maurer: mit einer Standardsituation. Im Zweitligaspiel des TSV 1860 München gegen den bisherigen Tabellenführer Fortuna Düsseldorf berieten sich die potenziellen Schützen vor einem Freistoß in der 82. Spielminute, als Maurer seinen Spielern acht Finger entgegen reckte. Wenig später lag der Ball im Düsseldorfer Tor. Und 1860 gewann die Partie.

Necat Aygün (l.) und Maximilian Nicu jubeln nach dem Treffer zum 2:1. (Foto: dapd)

Etwas später, als der Schlusspfiff das Münchner 2:1 gegen den Favoriten besiegelt hatte, erklärte Maurer: "Wir haben das unter der Woche so trainiert, aus 25 Metern. Ich habe in der Halbzeit auch noch mal angesprochen, dass wir den Ball reinchippen sollten. Die 'acht' war das Zeichen dafür." Also chippte der eingewechselte Maximilan Nicu (der erst in der Winterpause aus Freiburg kam) den Ball in den Strafraum, Abwehrmann Necat Aygün köpfte das Spielgerät ins Tor. Maurers Plan war aufgegangen.

Die wundersame Serie der Sechziger geht damit weiter. Mit dem sechsten Sieg im siebten Spiel sind sie das aktuell beste Team der zweiten Liga. Nach Maurers Vertragsverlängerung und der vorläufigen Aussprache des Investors Hasan Ismaik mit Präsident Dieter Schneider scheint vorerst wieder Ruhe einzukehren an der Grünwalder Straße.

In einer hart umkämpften Partie erwischten die Löwen zunächst den besseren Start. Es dauerte keine sechs Minuten bis zur Löwen-Führung, als Stefan Aigner nach geschicktem Zuspiel von Kevin Volland nur noch Fortuna-Schlussmann Michael Ratajczak umkurven musste und frei einschieben konnte. Lange konnten die Münchner den Ausgleich verhindern, bis Maximilian Beister in der 44. Minute doch zum 1:1 traf. Der Treffer reichte Düsseldorf nicht zum Punktgewinn - denn 1860 hatte noch eine Freistoßvariante auf Lager.

1860 als Aufstiegskandidat?

Nach dem Spiel hat 1860 nun sechs Punkte Rückstand auf die Aufstiegsplätze; ein Sieg im Nachholspiel gegen Aue und es wären gar nur noch drei. Fortuna-Trainer Norbert Meier setzte die Löwen geschickt unter Druck: "Wir begrüßen ab heute auch die Sechziger im Rennen um die vorderen Plätze." 1860-Trainer Maurer konterte gewohnt ruhig: "Der Abstand ist noch sehr beträchtlich." Man könne sich "nicht anmaßen", bereits zu den Aufstiegskandidaten zu zählen.

Es scheint trotzdem, als gebe den Sechzigern die Vertragsverlängerung von Trainer Maurer in dieser Phase der Saison einen zusätzlichen Schub. Der Mindelheimer hatte sich in München in der Vergangenheit einiges gefallen lassen müssen: Vom Präsidenten beurlaubt, als dritte Wahl zurückgeholt, von den Fans kritisiert. Am Sonntagnachmittag nahm er mit einer unmittelbaren Entscheidung Einfluss aufs Spiel und bestätigte das Vertrauen, das der Verein aktuell in ihn setzt.

Maurer gelingt sogar auffallend viel: Nicu, den Freistoßschützen, hatte er erst 12 Minuten vor dem entscheidenden Treffer eingewechselt, dann gab er den entscheidenden Hinweis vor dem 2:1. Überhaupt hatte Maurer seine Spieler vor der Partie stark geredet. "Der Trainer hat uns zu 100 Prozent dieses Ergebnis zugetraut. Das hat uns extrem geholfen", sagte Daniel Bierofka. Und Torschütze Aigner ergänzte: "Der Trainer hat uns mit seinen Worten ein Signal gegeben." Maurer und 1860 - es scheint derzeit einfach zu passen.

Kommenden Freitag gastieren die Löwen bei der heimstarken Union Berlin, danach kommt der FC St. Pauli nach München. Zwei Siege und der TSV 1860 wäre mittendrin im Aufstiegskampf. Auch wenn Reiner Maurer das gar nicht gerne hören mag.

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