Eishockey:Spaß nach sieben Jahren

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Das Gesicht des erfolgreichen ERC-Saisonstarts: Wojciech Stachowiak. (Foto: Stefan Bösl/Imago)

Stürmer Wojciech Stachowiak führt den ERC Ingolstadt zu zwei Siegen in der Champions Hockey League. Der EHC Red Bull München rundet den guten Start der zwei bayerischen Teilnehmer ab.

Von Christian Bernhard

Den letzten Sprint zog Wojciech Stachowiak an, als der Gegner bereits in der Kabine verschwunden war und sich die Ingolstädter Eishalle schon langsam leerte. Die Heim-Kurve war aber noch sehr gut gefüllt, und dorthin lief der Stürmer des ERC Ingolstadt nach einem ersten Interview auf dem Eis, um zusammen mit den Fans zu feiern. Sieben Jahre lang hatte der Ingolstädter Eishockey-Anhang auf ein Heimspiel in der Champions Hockey League (CHL) warten müssen. Am Samstag wurde die Rückkehr auf die europäische Bühne mit einem 3:2-Sieg gegen den schwedischen Topklub Färjestad Karlstad garniert.

Stachowiak ist das Gesicht des erfolgreichen ERC-Saisonstarts - nicht nur, da sein Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 (27.) am Samstag zum spielentscheidenden wurde. Zwei Tage davor hatte der 24-jährige Angreifer beim 5:3-Auswärtssieg im französischen Rouen bereits zwei Tore und eine Vorlage beigesteuert. "Ich will einfach Spaß haben", sagte er am Samstag in den Katakomben. Den hatten er und seine Teamkollegen in den ersten zwei Pflichtspielen der neuen Saison sichtlich.

ERC-Trainer Mark French hatte vor dem CHL-Start ein "Surren in der Stadt" ausgemacht - und dieses war am Samstag auch in der Eishalle zu vernehmen. Bis zur Hälfte des Spiels diktierte der ERC das Tempo und das Geschehen - und das gegen den schwedischen Meister des Jahres 2022. Intensität und Zug zum Tor stimmten, Wayne Simpson dirigierte die Offensive und steuerte im Startdrittel ein Tor (5.) und eine Vorlage zum 2:1 von Andrew Rowe (15.) bei. "Wir haben mit den richtigen Emotionen gespielt und den Heimvorteil genutzt, speziell zu Beginn", bilanzierte French. Mit Spielwitz gewürzte Angriffe und eine hohe läuferische Bereitschaft charakterisierten das ERC-Spiel in den ersten 20 Minuten.

Im Mitteldrittel erhöhten die physisch starken Schweden die Intensität und verwickelten den ERC vermehrt in Zweikämpfe. "Die wollen dich von der Scheibe wegstoßen", erklärte French. Seine Mannschaft hielt körperlich dagegen und konnte sich auf ihren Torhüter Michael Garteig verlassen. Allein im Mitteldrittel parierte der Kanadier, der die vergangenen Playoffs verletzungsbedingt verpasst hatte, fünfmal stark. Auch im Schlussdrittel behielt er nach dem 2:3 der Schweden die Ruhe und den Überblick und hielt den zweiten Sieg fest. "Internationale Spiele sind ein anderes Erlebnis", sagte Stachowiak hinterher. "Wir haben bewiesen, dass wir als deutsche Mannschaft mit einer schwedischen mithalten und auch gewinnen können."

Der EHC Red Bull München siegt bei Ocelari Trinec, dem tschechischen Meister der vergangenen drei Spielzeiten

Der EHC Red Bull München rundete am Sonntagnachmittag den guten CHL-Start der zwei bayerischen Teilnehmer ab. Bei Ocelari Trinec, dem tschechischen Meister der vergangenen drei Spielzeiten, siegte die Mannschaft des neuen Trainers Toni Söderholm mit 2:0 und fuhr so die Punkte zwei, drei und vier ihrer CHL-Saison ein. Zwei Tage zuvor hatten sich die Münchner in einem Penalty-Marathon mit 3:4 bei Vitkovice Ridera geschlagen geben müssen, zwei Überzahltore im Schlussdrittel bescherten ihnen aber noch die Verlängerung und damit einen Punkt. "Wir haben viele Dinge schon ganz gut gemacht", sagte Nationalspieler Dominik Bittner.

Das entscheidende Tor am Sonntag erzielte sein Verteidigerkollege Ryan McKiernan, der aus kurzer Distanz traf, nachdem Filip Varejcka durch mehrere Gegenspieler hindurch vehement zum Tor gezogen war (52.). Andreas Eder markierte das 2:0 ins leere Tor (58.). Trotz zahlreicher Strafzeiten auf beiden Seiten dominierten lange Zeit die Defensiven und die Torhüter. Münchens Nationaltorhüter Mathias Niederberger war speziell im Startdrittel gefordert und hielt alle 24 Schüsse, die auf seinen Kasten kamen. Söderholms Vermutung vor dem CHL-Auftakt ("Es werden aufregende Spiele") wurde in beiden Spielen bestätigt - besonders im ersten. Da fiel die Entscheidung zugunstens Vitkovices im 30. Penalty, den Münchens Ben Smith verschoss.

Für die bayerischen CHL-Teilnehmer gehen die europäischen Spiele bereits in wenigen Tagen weiter. Die Münchner treten zweimal zuhause an, am Freitag gegen den HC Kosice aus der Slowakei, am Sonntag empfangen sie den HC Innsbruck. Die Ingolstädter reisen am Donnerstag nach Salzburg und sind am Samstag in Pardubice (Tschechien) zu Gast. Mit vielversprechenden ersten Auftritten im Gepäck - und einem mitreißenden Wojciech Stachowiak.

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