Eishockey:Déjà-vu in Bremerhaven

Lesezeit: 2 Min.

"Wir können gegen so einen Gegner nicht 0:4 in Rückstand geraten": Mirko Höfflin war bedient. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Der ERC Ingolstadt verliert die erste Partie der Viertelfinalserie 4:6. Aber die Oberbayern wissen, wie man nach verpatzten Auftaktspielen in eine Serie zurückkommt.

Von Christian Bernhard

Da saß er wieder, dort, wo kein Eishockey-Torhüter während eines Spiels landen will: auf der Spielerbank, ohne Maske. Michael Garteig verzog keine Miene, als er am Sonntagnachmittag vom Eis fuhr und sich neben seine Mitspieler hockte, nach nicht einmal 26 gespielten Minuten. Der Torwart des ERC Ingolstadt hatte da schon vier Gegentreffer kassiert und Platz für Devin Williams gemacht, wieder einmal in Spiel eins einer Playoffserie. Zum Auftakt der Pre-Playoffs gegen die Kölner Haie war nach etwas mehr als 33 Minuten und fünf Gegentreffern für ihn Schluss gewesen, nun, im Gastspiel gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven sogar noch früher. Die Ingolstädter verkürzten danach zwar zwischenzeitlich auf 3:4, verloren Spiel eins der Best-of-seven-Viertelfinalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aber mit 4:6. "Wir können gegen so einen Gegner nicht 0:4 in Rückstand geraten", sagte Mirko Höfflin bei Magentasport, die Aufholjagd habe aber "unseren Kampfgeist" gezeigt.

Die Vorbereitung auf das Playoff-Viertelfinale hätte unterschiedlicher nicht sein können. Während die erstplatzierten Pinguins nach dem Hauptrundenende zu Hause acht Tage Zeit dafür hatten, bestritten die Ingolstädter am Mittwoch und Donnerstag zwei Spiele innerhalb 24 Stunden in Köln, fuhren von dort per Bus zurück nach Ingolstadt und reisten am Samstag per Flugzeug in den hohen Norden. Ein Schlüssel zum doppelten Erfolg in Köln war die defensive Stabilität, die den Ingolstädtern in den letzten Hauptrundenspielen abhandengekommen zu sein schien. Die Oberbayern schafften es damit, die Kölner Paradereihe um Hauptrunden-Torschützenkönig Justin Schütz gut in Schach zu halten. Und wenn die Defensive nichts mehr machen konnte, war ein sehr stark spielender Michael Garteig zur Stelle. "Der hat überragend gehalten", lobte Kölns Angreifer Maximilian Kammerer.

Am Sonntag bekam es die ERC-Defensive gleich mit der nächsten Top-Sturmreihe zu tun. Jan Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic waren in der Hauptrunde kaum zu stoppen, Urbas und Jeglic belegten in der DEL-Topscorerliste die Plätze eins und zwei und landeten bei der Wahl zum DEL-Stürmer des Jahres auf den Rängen zwei und drei. Tim Regan, Sportlicher Leiter der Ingolstädter, schob auch deshalb die Favoritenrolle den Bremerhavener zu. "Ganz klar", betonte er, Bremerhaven sei dieses Jahr der Titelfavorit. Ross Mauermanns früher 1:0-Treffer (3.) bestätigte diese Einschätzungen, Skyler McKenzie legte das 2:0 für die Pinguins nach (19.). Die Ingolstädter fanden offensiv im Startdrittel kaum statt.

Es gehe darum, auf Fehler "die richtigen Antworten zu geben", sagt French

ERC-Trainer Mark French, der mit seinen taktischen Umstellungen maßgeblichen Anteil an den zwei Siegen in Köln hatte, wies vor dem Viertelfinalstart darauf hin, dass es Fehler und Gegentore geben werde und man dann in der Lage sein müsse, die richtigen Antworten zu geben. Dafür brauche es Charakterstärke, "und die haben wir", betonte er. Zu Beginn des zweiten Drittels bekam er allerdings nicht die erwünschten Antworten. In Überzahl verbuchten die Bremerhavener erst zwei Pfostentreffer, ehe Colt Conrad mit Ablauf der Strafe von Leon Hüttl das 3:0 markierte (23.). Nach Mauermanns 4:0 (26.) war Garteigs Arbeitstag beendet.

Allerdings nicht der des ERC, der dank Travis St. Denis (33.), Maury Edwards (34.) und Charles Bertrand (47.) auf 3:4 verkürzte. Christian Wejses 5:3 (53.) beendete Ingolstadts Aufholjagd-Hoffnungen, in den Schlussminuten trafen auch noch Wayne Simpson für Ingolstadt (59.) und Markus Vikingstad für Bremerhaven (60.).

Am Mittwoch geht es in Ingolstadt mit Spiel zwei der Serie weiter. Die Oberbayern gehen dann mit dem Wissen in die Partie, wie man nach verpatzten Playoff-Auftaktspielen in eine Serie zurückkommt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: