Eishockey-WM:Duell mit Vergangenheit

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Und am Ende gewinnen immer die Deutschen: Die jüngsten Begegnungen mit der Schweiz wie hier im WM-Viertelfinale 2021 in Riga gingen stets an das DEB-Team. (Foto: Action Pictures/Imago)

Am letzten Spieltag der Gruppe A treffen Deutschland und die Schweiz aufeinander. Es geht um den Gruppensieg. Trotz der jüngsten Niederlagen gegen das DEB-Team sind die Eidgenossen diesmal Favorit.

Von Johannes Schnitzler, Helsinki

Sie werden wohl nicht mit Fackeln und Lanzen in den Kampf ziehen und "Rache für Udo" skandieren. Man muss sogar davon ausgehen, dass einige der Profis, die der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) zur WM nach Finnland entsandt hat, mit dem Namen Udo Kießling nichts mehr anzufangen wissen. Darum hier ein kurzes Update: Kießling, Nationalspieler von 1972 bis 1992, ist die deutsche Verteidigerlegende, seine Rückennummer 4 wird bei den Kölner Haien und im Nationalteam nicht mehr vergeben; 119 seiner laut DEB-Statistik 321 Einsätze erlebte Kießling bei Weltmeisterschaften - Weltrekord! Bis zum vergangenen Samstag, als der Schweizer Andres Ambühl sein 120. WM-Spiel spielte. Ausgerechnet an Kießlings 67. Geburtstag.

Es hätte dieses Affronts gar nicht bedurft, um vorherzusagen, dass das letzte Gruppenspiel der Deutschen gegen die Schweiz am Dienstag (11.20 Uhr) ein Kampf werden wird. Ein Kampf um Platz eins in der Gruppe A.

Hohe Eishockeykunst: Marcel Noebels zaubert den Puck 2021 am Schweizer Nationaltorhüter Leonardo Genoni vorbei und Deutschland ins Halbfinale. (Foto: ActionPictures/Imago)

Die Rivalität der Teams ist scheckheftgepflegt. Zu großen Anlässen begegneten sie sich zuletzt bei Olympia 2018 - Deutschland gewann 2:1 nach Verlängerung und holte später Silber - und im Viertelfinale der WM 2021, als Marcel Noebels im Penaltyschießen mit nur einer Hand zum Sieg verwandelte. Dennoch gehen die leidgeprüften Eidgenossen diesmal als Favorit ins Spiel.

Die Schweizer vereinen Talent, Tempo und Härte in Helsinki

Die "Nati" hat alle ihre sechs Gruppenspiele gewonnen, auch gegen Rekordweltmeister Kanada (6:3). Im Kader von Trainer Patrick Fischer stehen sieben NHL-Profis, angeführt von Kapitän Nico Hischier (New Jersey Devils). Die Schweizer vereinen Talent, Tempo und Härte in Helsinki zu einer überaus homogenen Mischung. 2018 gewannen sie WM-Silber, diesmal soll es Gold sein. Wenn es eine Schwäche dieser Schweizer WM-Mannschaft 2022 gibt, dann ihre Verspieltheit, weil sie noch ein "Pässli" und noch ein "Pässli" spielen, wie im Februar in Peking, als sie im Viertelfinale rausflogen. "Bei Olympia haben wir es irgendwie verhauen", sagt Fischer. "Aber wir wollen nicht in der Vergangenheit wühlen, sondern hier eine neue Geschichte schreiben", sagt Stürmer Timo Meier von den San Jose Sharks.

Auch das deutsche Team geht nach fünf Siegen in Serie, ein Novum in einer WM-Vorrunde, selbstbewusst ins Spiel. "Die Schweiz ist bis jetzt eine der stärksten Mannschaften im Turnier, technisch gut, top besetzt, mit viel Spielfreude. Aber das haben wir auch", sagt Bundestrainer Toni Söderholm, der am Montag wegen einer leichten Erkältung beim Abschlusstraining fehlte. Einige Nationalspieler wie Marcel Noebels waren Augenzeugen der Begegnung zwischen der Schweiz und Kanada - und hinterher beeindruckt: "Das war schon ein Spiel auf einem anderen Level. Man hat da zwei Mannschaften gesehen, die in diesem Turnier sicher noch ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Medaillen geht."

Noebels wurde vor dem Wiedersehen mit den Schweizern immer wieder auf seinen Penalty aus dem Vorjahr angesprochen. "Das war ein wichtiges Tor zu einem wichtigen Zeitpunkt, aber irgendwann ist es auch vorbei", sagte er. "Wir schauen auf Dienstag." Mit anderen Worten: Sorry, Udo. Vorbei ist vorbei.

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