Eishockey-WM:Deutschland hat weiter das Viertelfinale im Blick

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Moritz Seider, Moritz Müller, Parker Tuomie and Wojciech Stachowiak (von links) feiern den dritten deutschen Sieg. (Foto: Daniel Goetzhaber/GEPA pictures/Imago)

Nach drei Niederlagen zum Auftakt gewinnt das DEB-Team bei der WM in Finnland sein drittes Spiel nacheinander. Beim 7:2 gegen Ungarn gelingt ein weitgehend souveräner Auftritt.

Von Johannes Schnitzler, Tampere

Wäre Peter Petro eine demoskopische Institution wie die Auguren des Allensbacher Instituts, die Sache wäre vorher entschieden gewesen. Petro, ein finnischer Moderator mit goldfarbenem Käppi, und sein Sidekick Sara Sulander sind bei der Eishockey-WM für die sogenannte Pre-Game-Show in der Nokia Arena in Tampere zuständig. Petro fragt die Fans dann immer, wer gewinnt (bzw. wer lauter schreien kann), auf Deutsch mit rollendem R: "Bist du bereit zu srrreien?" Die Antwort der deutschen Fans blieb am Sonntag recht zaghaft. Die ungarische fiel deutlich stimmkräftiger aus: "HUN-GA-RY, HUN-GA-RY!" Hochrechnung: 4:1 für Ungarn.

Auf dem Eis sah die Sache etwas anders aus: Die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis schlug den Aufsteiger nach einer ab dem zweiten Drittel weitgehend souveränen Leistung 7:2 (1:0, 3:0, 3:2). Das deutsche Team hat nun nach drei Auftaktniederlagen drei Siege aneinandergereiht und darf sich weiter berechtigte Hoffnungen auf das Viertelfinale machen.

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Ungarn, seit 1938 erst zum dritten Mal bei einer WM, war zum dritten Mal Gegner der deutschen Mannschaft. 2016 setzte sich das DEB-Team in der Gruppenphase 4:2 durch, 2009 in der Abstiegsrunde 2:1. In Tampere überraschte die Mannschaft des amerikanischen Cheftrainers Kevin Constantine mit einem 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Frankreich.

"Wenn man die Ungarn die letzten Spiele gesehen hat: Da haben sie 40 Minuten lang sehr gut gespielt und erst im letzten Drittel den Fokus verloren", sagte Kreis - wie gegen Weltmeister Finnland, als sie lange ein 1:2 hielten und im dritten Drittel mit fünf Gegentoren untergingen. "Die werden hart kommen", prophezeite Kreis. In der Tat hatten die Ungarn die erste Großchance. Aber Mathias Niederberger im Tor der personell unveränderten deutschen Mannschaft ist bei diesem Turnier eine verlässliche Risikoversicherung.

Ungarn hält lange zäh dagegen

Danach übernahmen die Deutschen die Kontrolle auf dem Eis. Nach sieben Minuten hatten sie zwölf Mal auf das Tor von Dominik Horvath geschossen, und wie gegen Österreich war es die vierte Reihe, die beispielhaft voranging: Konter über Justin Schütz, Schuss von der rechten Seite, Parade Horvath nach links, Nachschuss Wojciech Stachowiak: 1:0 (8. Minute). Genau so stellt sich Kreis das mit den Rebounds vor. Dominik Kahun und John Peterka hätten das Ergebnis früh deutlicher gestalten können, scheiterten aber an Horvath.

Die Ungarn erwiesen sich als der erwartet zähe Gegner. Und die Deutschen waren bald genervt. Nach einer Matchstrafe gegen Maksymilian Szuber leistete sich Moritz Seider eine weitere Strafzeit, die Ungarn hatten nun zwei Mann mehr auf dem Eis. Aber das deutsche Team hat Nico Sturm. Der NHL-Profi aus San Jose gewann zwei wichtige Bullys und provozierte die erste ungarische Strafzeit. Und bevor die Deutschen komplett den Faden verlieren konnten, erhöhten Seider, zurück von der Strafbank, und Sturm binnen 18 Sekunden auf 3:0 (36.). Im Powerplay legte Sturm das 4:0 nach (38.). Schon der fünfte Turniertreffer für den Augsburger.

Nach Peterkas 5:0 (43.) ließ die Konzentration der Deutschen kurz nach, Ungarn verkürzte auf 5:2. Nach einer schönen Kombination über Peterka erstickte Kahun aufkeimende ungarische Hoffnungen (51.), den Schlusspunkt setzte Jonas Müller (59.). "Es ist schwer, sich gegen so ein Bollwerk einiges herauszuarbeiten", sagte Torschütze Seider: "Im zweiten Drittel haben wir das wesentlich besser gemacht. Nach der Strafzeit ist das Spiel in unsere Richtung gekippt, und dann haben wir es auch sehr souverän zu Ende gespielt."

Die deutsche Mannschaft ist am Montag spielfrei, ehe sie am Dienstag (11.20 Uhr, Sport1 und Magentasport) ihr letztes Gruppenspiel gegen Frankreich austrägt. Ungarn muss am Montag zum Abstiegsendspiel in der Gruppe A antreten. Gegner ist Österreich. Mal sehen, wer lauter schreit.

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