Eishockey:Frustrierender Löscheinsatz

Lesezeit: 3 min

Einstand zum Vergessen: Straubings Goalie Tyler Parks wird bei seinem Debüt nach schwacher Leistung ausgewechselt. (Foto: Stefan Ritzinger/RS-Sportfoto/imago)

Die Straubing Tigers liegen gegen Augsburg schnell mit 0:4 zurück - und verlieren das Eishockey-Derby mit 4:7. Auch, weil sie sich mehr Gedanken um die Aufstellung des Gegners machen als ums eigene Spiel.

Von Christian Bernhard

Andreas Eder ist keiner, der sich hinter Worthülsen versteckt. Der 25-jährige Angreifer der Straubing Tigers, der bereits seine siebte Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestreitet, hat sich über die Jahre zu einem Spieler entwickelt, der Dinge klar anspricht - besonders dann, wenn es nicht wie gewünscht läuft.

Wie am Sonntagabend. Eders Straubinger hatten ein unter mehreren Aspekten turbulentes Derby gegen die Augsburger Panther im heimischen Eisstadion am Pulverturm mit 4:7 verloren - und Eder hatte da so eine Ahnung, warum es so enttäuschend verlaufen war. "Mei, wenn man sich vor dem Spiel mehr Gedanken darüber macht, wie viele Spieler der Gegner auf dem Eis hat und nicht auf seinen Gameplan schaut, dann ist klar, dass man so in das Spiel startet", sagte er mit konsternierter Miene bei Magentasport. Die Augsburger waren Corona- und verletzungsbedingt nur mit neun Stürmern und vier Verteidigern angetreten, zwei ihrer Spieler waren nach beendeter Corona-Isolation ohne Training direkt in den Bus nach Straubing gestiegen.

Selbst seine zwei erzielten Tore konnten Eders Miene nicht aufhellen. Sein zweites zum 4:5 in der 34. Minute schien die Aufholjagd der Niederbayern endgültig einzuleiten. Stattdessen besiegelte es das Ende der Straubinger Comeback-Träume. "Wir waren nicht gut genug über 60 Minuten, um das noch zu drehen", konstatierte Eder und bescheinigte den Augsburgern einen "verdienten" Sieg. Dass es im dritten Saisonderby die dritte Straubinger Niederlage war, machte die Stimmung bei den Tigers nicht besser.

Dabei waren die Vorzeichen nicht nur wegen des kleinen Panther-Kaders aus Straubinger Sicht sehr gut gewesen. Fünf ihrer vorangegangenen sechs Partien hatten sie gewonnen, unter der Woche feierten sie Siege gegen die DEL-Topteams aus München (2:0) und Wolfsburg (5:1). Olympia-Teilnehmer Marcel Brandt, der schon am Freitag, einen Tag nach seiner Rückkehr aus Peking, gegen Wolfsburg wieder auf dem Eis stand, betonte vor dem Derby, man müsse vor den Leistungen der Tigers einfach den Hut ziehen. Die Spiele gegen München und Wolfsburg seien "genial" gewesen, unterstrich er, "besser kann man eigentlich gar nicht spielen."

Die Straubinger wollten "wie die Feuerwehr" aus der Kabine kommen - und müssen dann einen Großbrand bekämpfen

Doch am Sonntag war von Straubinger Perfektion wenig zu sehen - speziell im Startdrittel. Dieses liegt den Tigers eigentlich, keine DEL-Mannschaft erzielt so viele Treffer in den ersten 20 Minuten wie die Niederbayern, die auch im Derby "wie die Feuerwehr", aus der Kabine kommen wollten, wie Brandt es ausdrückte. Die vom Verteidiger angesprochene Feuerwehr war auch diesmal vonnöten - allerdings um einen 0:4-Brand nach etwas mehr als elf Minuten zu löschen. Der neue Torhüter Tyler Parks, der Mitte Februar verpflichtet worden war, da der Vertrag mit Tomi Karhunen aus persönlichen Gründen aufgelöst wurde, konnte einem bei seinem Debüt fast leidtun. Er sah zwar bei zwei Gegentreffern nicht gut aus, wurde phasenweise aber auch von seinen Vorderleuten im Stich gelassen. "Wir haben ihn nicht geschützt, wie wir Philipp Dietl schützen", sagte Straubings Trainer Tom Pokel. Der 17-jährige Dietl stand sowohl in München als auch gegen Wolfsburg im Tor - und kam nach dem 1:5 in Minute 24 ungeplant auch gegen die Augsburger zum Einsatz. Parks verfolgte den Rest des Spiels mit versteinerter Miene von der Bank aus.

Die katastrophale Straubinger Anfangsphase verschaffte den dezimierten Augsburgern den Vorsprung, von dem sie dann zehrten. "Ich weiß nicht, was da los war", sagte Parker Tuomie zum völlig verpatzten Start, an dem auch Cody Lampls 1:4 kurz vor der ersten Drittelpause wenig änderte. Pokel wurde auf der Pressekonferenz noch deutlicher: "Wir sind nicht zurückgelaufen und haben die Augsburger im Prinzip mit Chancen gefüttert", erklärte er und sprach vom "schlechtesten ersten Drittel", das er zuhause gesehen habe. Die Hoffnung, die nach Eders und Brandts Toren zwischen der 31. und 34. Minute zum 4:5 aufkamen, machte ein Unterzahltreffer von Augsburgs Adam Payerl im Schlussdrittel zunichte (46.).

Statt näher an die Top sechs in der Tabelle heranzurücken, wächst der Rückstand der siebtplatzierten Tigers auf die bayerische Konkurrenz aus München (6.) und Ingolstadt (5.) weiter an. Am Dienstag bietet sich ihnen aber schon die nächste Chance im Rennen um die direkten Playoff-Plätze. Dann sind sie zu Gast beim Tabellenvierten, den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven (19.30 Uhr). Die Norddeutschen sind seit drei Spielen ungeschlagen, unterlagen Straubing im Januar aber deutlich mit 1:5.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: