Eishockey:Schwenningen rollt den Teppich aus

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Schon fünf Treffer: der neue Angreifer Marcel Müller, der aus der DEL2 nach Straubing kam. (Foto: Sven Lägler/Eibner/Imago)

Die fünf Spiele andauernde Siegesserie der Straubing Tigers endet. Dennoch sind sie mit ihrem Saisonstart sehr zufrieden - die Verteidiger sind bereits gut in der Offensive involviert.

Von Christian Bernhard

Wenn eine Mannschaft der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dieser Tage weiß, wie frustrierend es ist, immer und immer wieder am gegnerischen Torhüter zu scheitern, dann sind es die Straubing Tigers. Aber nicht, weil ihnen das in den ersten Saisonspielen häufig widerfahren wäre, sondern weil sie genüsslich beobachten konnten, wie ihre Gegner das verkraften mussten. Den Adlern Mannheim gelang vergangene Woche gar kein Treffer gegen Tigers-Torhüter Hunter Miska, dem ERC Ingolstadt drei Tage später lediglich einer. Miska hielt stark, weil die Tigers-Defensive es ihm leicht machte.

Am Sonntag mussten nun die Niederbayern mit der anderen, unangenehmen Rolle vorlieb nehmen. Trotz einer 3:1-Führung verloren sie bei den Schwenninger Wild Wings mit 3:4, weil deren Torhüter Joacim Eriksson speziell im Schlussdrittel unterstrich, warum er einer der besten der Liga ist. Die Niederlage bedeutete für die Tigers das Ende einer fünf Spiele andauernden Siegesserie und den Verlust der Tabellenführung, die an die Eisbären Berlin überging. Diese haben in der laufenden Saison auch schon in Schwenningen verloren, so wie auch Mannheim und Wolfsburg, zwei weitere DEL-Spitzenteams. Die Straubinger sind mit dem Schwenningen-Frust also nicht alleine.

Die Niederlage ist auch das einzig Frustrierende der vergangenen Wochen, die sehr gut verliefen, obwohl die Tigers über den Sommer in Taylor Leier, Travis St. Denis und Jason Akeson drei ihrer Topscorer verloren haben, die zusammen 67 Tore in der vergangenen Saison erzielt hatten. Die Frage, die diese Weggänge begleitete, lautete: Würden die neuen Angreifer diese Lücke gleich schließen können? Die Straubinger Antwort darauf hat viel mit den Verteidigern zu tun. Marcel Brandt ist seit Jahren einer der besten Offensivverteidiger der Liga und hat nun Unterstützung von den Sommertransfers Nicolas Mattinen und Philip Samuelsson bekommen, die auch Offensive kreieren können. Passend dazu ist Mattinen mit acht Scorerpunkten (drei Toren) der Topscorer der Tigers.

"Unser Trainer Tom Pokel macht einen guten Job darin, uns Verteidiger in die Offensive zu involvieren", erklärte Mattinen am Sonntag bei Magentasport. Brandt unterstrich das in Schwenningen. Sein kluger Pass auf Joshua Samanski machte das Straubinger 1:0 in Minute sechs möglich. Die Tigers ließen auch in Schwenningen im Startdrittel wenig zu und spielten schnell und schnörkellos nach vorne, Florian Bugl im Tor konnte nur von einem von Sebastian Uviras Visier und Nase abgefälschten Schuss von der blauen Linie bezwungen werden (18.).

Die neue defensive Stabilität der Tigers wird auch bei den großen Titelkandidaten wahrgenommen

Die Tore von Marcel Müller (29.) und Parker Tuomie (30.) innerhalb von 58 Sekunden brachten die Niederbayern wieder in Führung. Für Müller war es bereits der fünfte Saisontreffer, er hatte in der vergangenen Saison noch für Krefeld in der DEL2 gespielt, aber keinerlei Probleme, sich wieder an die erste Liga zu gewöhnen. "Wir wussten, er wird einschlagen", sagte Pokel über den Stürmer, der sich im fernen Jahr 2006 mit Berlin zum DEL-Meister gekürt hatte, und lobte ihn als Gamer, sprich einen, der im Spiel verlässlich seine Leistung bringe. Am Sonntag reichte Müllers spielerische Klasse aber nicht aus, zwei Tore von Phil Hungerecker (34., 54.) und eines von Daniel Pfaffengut (49.) bescherte den Wild Wings noch den Sieg. Die Straubinger Hausbeschützer - Trainer Tom Pokel hatte jüngst betont, seine Spieler würden einen sehr guten Job darin machen, "unser Haus", sprich den eigenen Torraum, zu schützen - waren diesmal nicht aufmerksam genug.

Die Niederlage in Schwenningen kann aber nicht wegwischen, dass sich die Tigers in der Defensive stark verbessert haben. Pokel, der in seiner sechsten Saison in Straubing ist, betonte, dass sich die Spielweise im Vergleich zur vergangenen Saison nicht verändert habe. Anders sei, dass seine Spieler diese nun "präziser" umsetzten. Das führte dazu, dass die Niederbayern nun über die zweitbeste Defensive der Liga verfügen. Die neue defensive Stabilität der Tigers wird auch bei den großen Titelkandidaten wahrgenommen. In der Vorbereitung auf das Spiel sei ihm aufgefallen, mit wie viel Engagement die Tigers ihre defensive Aufgabe erledigen, sagte Mannheims Trainer Johan Lundskog vergangene Woche, "und heute haben sie das erneut getan". Straubing siegte 1:0 in Mannheim, Pokel nannte es ein "Statement-Spiel".

Kapitän Sandro Schönberger meinte nach dem Mannheim-Spiel, dem nur drei Tage später ein 3:1-Derbysieg gegen den ERC Ingolstadt folgte: "Jetzt bleiben wir erstmal alle am Teppich." Das Schwenningen-Spiel bestätigte ihn darin. Das "sehr gute Teamfeeling", das Pokel vergangene Woche verspürte, dürfte die Niederlage vom Sonntag aber wohl kaum auslöschen.

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